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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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muss den Baumstamm jetzt in die entgegengesetzte Richtung drehen, bis er wieder so liegt wie vorher.«
    »Ich verfluche deine grausame Logik, Teblor.«
    »Wie heißt du?«
    »Torvald Nom, doch bei meinen malazanischen Feinden bin ich als Knöchelchen bekannt.«
    »Und bei welcher Gelegenheit hast du die Sprache der Sunyd gelernt?«
    »Nun, eigentlich ist es die alte Handelssprache. Bevor die Kopfjäger gekommen sind, waren die Nathii-Händler schon da. Der Handel zwischen den Sunyd und ihnen war für beide Seiten vorteilhaft. Und deine Sprache ist mit der der Nathii ziemlich eng verwandt.«
    »Bei den Soldaten hat es wie Geschnatter geklungen.«
    »Klar, es sind ja auch Soldaten.« Er schwieg einen Augenblick. »In Ordnung, diese Art von Humor kommt bei dir also nicht an. So sei es denn. Wahrscheinlich waren diese Soldaten Malazaner.«
    »Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass die Malazaner meine Feinde sind.«
    »Dann haben wir ja etwas gemeinsam, Teblor.«
    »Außer diesem Baumstamm haben wir gar nichts gemeinsam, Tiefländer.«
    »Wenn´s dir lieber so ist. Ich sehe mich allerdings veranlasst, eine Sache richtig zu stellen: So hassenswert die Malazaner auch sein mögen – die Nathii sind heutzutage keinen Deut besser. Du wirst keine Verbündeten unter den Tiefländern finden, dessen kannst du dir gewiss sein.«
    »Bist du ein Nathii?«
    »Nein. Ich bin ein Daru. Aus einer Stadt weit im Süden. Das Haus Nom ist groß, und einige seiner Familien könnte man schon fast als wohlhabend bezeichnen. Tatsächlich sitzt ein Nom sogar im Rat von Darujhistan. Den hab’ ich allerdings noch nie gesehen. Leider sind die Besitzungen meiner eigenen Familie etwas … äh … bescheidener. Daher meine ausgedehnten Reisen und schändlichen Tätigkeiten – «
    »Du redest zu viel, Torvald Nom. Ich bin jetzt bereit, diesen Baumstamm noch einmal zu drehen.«
    »Verdammt, ich hatte schon gehofft, du hättest es vergessen.«
     
    Das Ende der eisernen Stange war mehr als zur Hälfte durch den Baumstamm, das flach gehämmerte Ende ein formloses Stück Metall. Karsas Beine wollten nicht mehr aufhören zu schmerzen und zu zittern, nicht einmal, als er die Ruhepausen immer länger ausdehnte. Die großen Wunden auf seiner Brust und seinem Rücken, die von dem Holzpfahl stammten, hatten sich wieder geöffnet, und das Blut, das gleichmäßig aus ihnen strömte, vermischte sich mit dem Schweiß, der seine Kleider schon völlig durchnässt hatte. Die Haut und das Fleisch an seinen Knöcheln waren eine einzige blutige Masse.
    Torvald war, kurz nachdem der Baumstamm wieder in seine ursprüngliche Lage gebracht worden war, von Erschöpfung übermannt worden; er stöhnte leise im Schlaf, während Karsa sich weiter abmühte.
    Als der Uryd sich erneut an die schräge Lehmböschung lehnte, waren seine eigenen keuchenden Atemzüge und das leisere, kürzere Atmen vom anderen Ende des Baumstamms die einzigen Geräusche.
    Dann hörte er, wie sich oben Schritte quer durch den Raum bewegten – erst in die eine Richtung, dann zurück. Danach war wieder Ruhe.
    Karsa kämpfte sich erneut hoch; in seinem Kopf drehte sich alles.
    »Ruh dich länger aus, Teblor.«
    »Dafür ist keine Zeit, Torvald Nom – «
    »Oh, aber natürlich ist Zeit. Der Sklavenmeister, dem du nun gehörst, wird hier ein Weilchen warten, damit er und seine Leute zusammen mit den malazanischen Soldaten reisen können. Zumindest bis Malybruck. Im Bereich des Narrenwalds und der Gelben Mark hat es in letzter Zeit reichlich Überfälle durch Banditen gegeben – worauf ich ziemlich stolz bin, wie ich zugeben muss, denn schließlich war ich es, der diesen scheckigen Haufen aus Straßenräubern und Halsabschneidern überhaupt erst zusammengebracht hat. Und wenn die Malazaner nicht wären, wären sie auch schon längst gekommen und hätten mich befreit.«
    »Ich werde diesen Sklavenmeister töten«, sagte Karsa.
    »Sei auf der Hut vor diesem Mann, Riese. Silgar ist kein angenehmer Mensch, und er ist es gewohnt, mit Kriegern wie dir umzugehen – «
    »Ich bin ein Uryd, kein Sunyd.«
    »Das sagst du andauernd, und ich habe auch nicht den geringsten Zweifel daran, dass du schlimmer bist – ganz sicher bist du größer. Was ich sagen wollte, ist: Hüte dich vor Silgar.«
    Karsa baute sich über dem Baumstamm auf.
    »Du hast noch genug Zeit, Teblor. Es hat überhaupt keinen Sinn, dass du dich von deinen Fesseln befreist, wenn du hinterher nicht gehen kannst. Ich bin nicht das erste Mal in

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