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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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arme Narren an diesem Ende werden mit der letzten Drehung untertauchen. Und dann werden wir ertrinken.«
    »Du willst, dass ich euch töte?«
    »Ich kann nicht umhin, deine rasche Auffassungsgabe zu loben, Riese. Noch mehr Seelen, die deinen Schatten bevölkern, Teblor – so sieht dein Volk das doch, oder? Töte mich, und ich werde ehrenvoll in deinem Schatten einherschreiten.«
    »Barmherzigkeit interessiert mich nicht, Tiefländer.«
    »Und wie steht’s mit Trophäen?«
    »Ich kann euch nicht erreichen und mir irgendwelche Trophäen nehmen.«
    »Wie gut kannst du in diesem Dämmerlicht sehen? Ich habe gehört, dass die Teblor – «
    »Ich kann sehen. Gut genug, um zu wissen, dass deine rechte Hand zur Faust geballt ist. Was hast du darin?«
    »Einen Zahn. Er ist gerade ausgefallen. Der dritte, seit ich hier unten angekettet wurde.«
    »Wirf ihn her.«
    »Ich werde es versuchen. Ich fürchte, ich bin ein wenig … mitgenommen. Bist du bereit?«
    »Wirf.«
    Der Arm schwankte, als der Mann ihn hob.
    Der Zahn kam im hohen Bogen auf Karsa zugeflogen, doch der Teblor riss den Arm hoch und schnappte sich den Zahn aus der Luft. Er betrachtete ihn genauer und brummte dann: »Er ist verfault.«
    »Deshalb ist er vermutlich auch ausgefallen. Also, was ist? Außerdem solltest du bedenken, dass du auf diese Weise Wasser in den Stamm bekommst; dadurch müsste das Holz eigentlich noch weicher werden. Womit ich natürlich nicht sagen will, dass du da drüben irgendwas vorhättest.«
    Karsa nickte langsam. »Du gefällst mir, Tiefländer.«
    »Gut. Und jetzt ertränke mich.«
    »Das werde ich tun.«
    Karsa rutschte nach unten, so dass er knietief in der fauligen Brühe stand; die frischen Wunden um seine Knöchel brannten, als sie mit dem Dreckwasser in Berührung kamen.
    »Ich habe gesehen, wie sie dich runtergebracht haben, Riese«, sagte der Mann. »Keiner der Sunyd ist so groß wie du.«
    »Die Sunyd sind die kleinsten unter den Teblor.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass sie irgendwelches Tiefländer-Blut aus alten Zeiten in sich tragen.«
    »Sie sind in der Tat tief gesunken.« Karsa senkte beide Arme, zerrte an den Ketten, bis seine Hände unter dem Stamm ruhten.
    »Ich danke dir, Teblor.«
    Karsa stemmte den Baumstamm hoch und drehte ihn, dann setzte er ihn keuchend wieder ab. »Das wird ein wenig dauern, Tiefländer, tut mir Leid.«
    »Ich verstehe. Lass dir Zeit. Biltar ist schon runtergerutscht, und Airute sieht aus, als wäre es bei ihm bei der nächsten Drehung so weit. Du machst deine Sache gut.«
    Er hob den Baumstamm ein weiteres Mal, drehte ihn eine halbe Umdrehung weiter. Vom anderen Ende kamen platschende, gurgelnde Geräusche.
    Dann ein Keuchen. »Fast geschafft, Teblor. Ich bin der Letzte. Ein einziges Mal noch – ich werde mich darunter rollen, so dass er mich zu Boden drückt.«
    »Dann wirst du nicht ertrinken, sondern zermalmt werden.«
    »Angesichts dieser Brühe ist das nun wirklich kein Grund zur Trauer, Teblor. Ich werde das Gewicht spüren, das stimmt, aber es wird mir keine sonderlich großen Schmerzen bereiten.«
    »Du lügst.«
    »Na und? Die Mittel sind nicht wichtig, nur das Ergebnis zählt.«
    »Alle Dinge sind wichtig«, sagte Karsa und bereitete sich auf den nächsten Kraftakt vor. »Dieses Mal wird es eine volle Umdrehung, Tiefländer. Es geht jetzt leichter, weil meine eigenen Ketten kürzer sind. Bist du bereit?«
    »Einen Augenblick noch«, stotterte der Mann.
    Karsa hob den Baumstamm. Er grunzte angesichts des gewaltigen Gewichts, das an seinen Armen zerrte.
    »Bei mir stellt sich gerade ein Sinneswandel ein – «
    »Bei mir nicht.« Karsa drehte den Baumstamm. Dann ließ er ihn fallen.
    Wildes Gezappel am anderen Ende; Ketten wirbelten durch die Luft, dann ertönte hektisches Husten.
    Überrascht schaute Karsa auf. Eine braun verschmierte Gestalt fuchtelte mit den Armen, spuckte, trat um sich.
    Karsa lehnte sich langsam zurück, wartete darauf, dass der Mann sich erholte. Eine ganze Zeit lang war vom anderen Ende des Baumstamms nichts als Keuchen zu hören. »Du hast es geschafft, dich erst rücklings drüber, dann drunter durch und herauszurollen. Ich bin beeindruckt, Tiefländer. Anscheinend bist du doch kein Feigling. Ich hätte nicht gedacht, dass es welche wie dich unter den Kindern gibt.«
    »So bin ich nun mal«, krächzte der Mann, »nichts als Mut.«
    »Wem hat der Zahn gehört?«
    »Airute. Und jetzt hör bitte auf zu drehen.«
    »Es tut mir Leid, Tiefländer, aber ich

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