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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sie … ich habe sie nicht mehr gesehen! Seit Tagen nicht mehr! Oder Wochen? Was – wo ist sie?«
    Heborics Bewegungen hatten etwas Katzenhaftes, als er sich aufrichtete, sie waren fließend und wohl bemessen. »Die Göttin muss es wissen, Schätzchen – «
    »Wenn sie es weiß, dann hat sie es mir jedenfalls nicht gesagt!«
    »Aber warum sollte …«
    Plötzlich sah sie einen wissenden Ausdruck in seinen Augen aufflackern und spürte, wie Furcht sie durchzuckte. »Heboric, was – «
    Dann führte er sie zur Zeltklappe und sprach pausenlos auf sie ein, während er sie Schritt für Schritt zurückdrängte. »Wir haben uns unterhalten, du und ich, und alles ist in Ordnung. Es gibt nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest. Die Mandata und ihre Legionen kommen, und es gibt noch viel zu tun. Außerdem gibt es da noch Febryls geheime Pläne, die man im Auge behalten sollte, und dafür brauchst du Bidithal – «
    »Heboric!« Sie kämpfte gegen ihn an, doch er gab nicht nach. Sie erreichten die Zeltklappe, und er stieß sie nach draußen. »Was machst du – « Ein kräftiger Schubs, und sie stolperte rückwärts.
    Durch aufflammende Schutzzauber.
    Sha’ik richtete sich langsam auf. Sie war anscheinend gestolpert. Ach ja, ich habe gerade mit Geisterhand gesprochen. Es ist alles in Ordnung. Das beruhigt mich, denn das ermöglicht es mir, über wichtigere Dinge nachzudenken. Über meine Brutstätte von Verrätern zum Beispiel. Ich muss heute Abend noch einmal mit Bidithal sprechen. Oh ja …
    Sie kehrte dem Zelt des ehemaligen Priesters den Rücken und machte sich zu ihrem Palast auf.
    Über ihr glitzerten die Sterne am Wüstenhimmel, wie sie es schon oft getan hatten, wenn die Göttin nah war … Sha’ik fragte sich, was sie wohl dieses Mal angezogen hatte. Vielleicht wollte sie ja nur einen beschützenden Blick auf ihre Erwählte werfen …
    Wie ihre Göttin bemerkte auch sie die kaum erkennbare Gestalt nicht, die aus dem Eingang von Heborics Zelt schlüpfte und wie ein Schemen in den nächsten Schatten davonhuschte. Und sie bemerkte auch nichts von der Witterung, der der gestreifte Schatten nun folgte.
    Westwärts, zum Rand der Stadt, und dann auf den Pfad zu, der zwischen den steinernen Bäumen hindurch zu einer entfernten Lichtung führte.
    Bidithal saß im wirbelnden Schatten. Noch immer lag ein Lächeln auf seinem runzligen Gesicht, obwohl er wieder einmal allein war. Febryl spielte seine Spielchen, doch das tat der ehemalige Hohepriester des Schattenkults auch. Selbst Verräter konnten schließlich verraten und ein Messer in der Hand rasch umgedreht werden.
    Und einmal mehr würde der Sand alles umschließen, auf eine Weise, wie er es tat, wenn die Luft schwer atmete – ein, aus, zurück, vor, die Körnchen aufwirbelnd und verschiebend, wie es Wellen an einem Strand taten, indem sie eine dünne, helle Schicht über die andere legten. Die Anzahl dieser Schichten war unbegrenzt – etwas, das Febryl und seine Mitverschwörer zu ihrem Leidwesen schon bald erfahren würden.
    Sie wollten das Gewirr für sich. Es hatte lange gedauert, bis Bidithal das herausgefunden hatte – denn über dieses tief verborgene Ziel war niemals wirklich gesprochen worden, es war in dem Schweigen zwischen all den Worten verborgen geblieben. Dies war nicht einfach ein weltlicher Kampf um Macht. Nein. Hier ging es um eine widerrechtliche Aneignung. Um eine Enteignung – etwas, das seinerseits leise von noch tiefer vergrabenen Geheimnissen kündete. Sie wollten das Gewirr … aber warum? Eine Frage, die noch nicht beantwortet war, doch er würde die Antwort darauffinden. Und zwar schon bald.
    Was das betraf, vertraute die Erwählte ihm, das wusste er, und er würde sie nicht im Stich lassen. Insoweit, als ich ihr das, was sie von mir will, liefern werde. Natürlich gibt es noch andere Dinge, die weit über Sha’ik, diese Göttin und das Gewirr des Wirbelwinds, über das sie herrschen würde, hinausgehen. Es geht um die Zusammensetzung des Pantheons an sich … und meine längst überfällige Rache an denjenigen, die sich den Thron des Schattens widerrechtlich angeeignet haben.
    Selbst jetzt konnte er sie hören, wenn er sehr – sehr – aufmerksam lauschte. Und sie kamen. Näher, immer näher.
    Ein furchtsames Zittern bemächtigte sich seiner Glieder, und die Schatten huschten für kurze Zeit fort und kehrten erst zu ihm zurück, als er sich wieder beruhigt hatte. Rashan … und Meanas. Meanas und Thyr. Thyr und Rashan. Die drei

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