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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war enthüllt, und er sorgte dafür, dass diese Tatsache durch einen ihn eng umgebenden, Funken sprühenden Halbschatten erkennbar war. Er wollte nicht, dass irgendjemand einen tödlichen Fehler beging. Nichtsdestotrotz fühlte er sich auf merkwürdige Weise ungeschützt, als er sich in Richtung von Korbolo Doms Kommandozelt aufmachte.
    Die Hundeschlächter in ihren Gräben waren bereit; das unablässige Geraschel von Rüstungen und Waffen und die gedämpften Gespräche wurden leiser, als er vorüberging, und wurden hinter ihm wieder lauter. Diese Soldaten hatten, wie L’oric sehr wohl wusste, durch Zufall und besondere Umstände eine gesonderte Streitmacht aus sich gemacht. Sie sind durch ihre Taten – ihre Schlächtereien – gezeichnet. Und dadurch, dass sie der Brennpunkt der malazanischen Empörung sind. Sie wissen, dass ihnen kein Pardon gegeben werden wird. Ihre Prahlerei entlarvte sich als mangelndes Selbstvertrauen, unter der ihnen nachgesagten Wildheit schwelte jetzt Furcht. Und ihr aller Leben lag in Korbolo Doms blutbefleckten Händen. Ganz und gar. Sie werden heute Nacht nicht schlafen.
    Er fragte sich, was geschehen würde, wenn Leoman dem napanesischen Renegaten den Oberbefehl entringen würde. Würde es eine Meuterei geben? Das war sehr gut möglich. Natürlich besaß Sha’ik die Weihen der Göttin des Wirbelwinds, und sie würde nicht zögern, diese Macht auszuspielen, sollte Leomans Position herausgefordert werden. Dennoch war dies nicht der richtige Weg, eine Armee vorzubereiten – eine Nacht vor der Schlacht.
    Sie hat zu lange gewartet. Andererseits war das alles vielleicht Absicht. Dazu gedacht, Korbolo aus dem Gleichgewicht zu bringen, ihm keine Zeit zu lassen, irgendwelche Gegenzüge vorzubereiten. Wenn dem so ist, dann ist es das wagemutigste aller Risiken in dieser zerrissensten aller Nächte.
    Er stieg den steilen Pfad zum Kommandozelt des Napanesen hinauf. Zwei Wachposten tauchten neben dem Eingang auf und verstellten ihm den Weg.
    »Teilt Korbolo Dom mit, dass ich eine Nachricht von Sha’ik habe.«
    Die beiden Soldaten wechselten einen raschen Blick, dann nickte der eine und trat in das Zelt.
    Wenige Augenblicke später kam die Zauberin Henaras heraus. Sie machte ein finsteres Gesicht. »Hohemagier L’oric. Wenn Ihr eine Audienz beim Obersten Befehlshaber der Apokalypse wollt, müsst Ihr auf Euer Gewirr verzichten.«
    Bei der Nennung des hochtrabenden Titels wanderte eine von L’orics Augenbrauen in die Höhe, doch er zuckte nur die Schultern und senkte seine magische Verteidigung. »Dann stehe ich jetzt also unter Eurem Schutz«, sagte er.
    Sie legte den Kopf leicht schräg. »Vor wem schützt Ihr Euch, Hohemagier? Die Malazaner sind auf der anderen Seite der Senke.«
    L’oric lächelte.
    Mit einer einladenden Handbewegung drehte Henaras sich um und trat zurück ins Kommandozelt. L’oric folgte ihr.
    Das großzügige Zimmer, in das er kam, wurde von einem erhöhten Podest auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite beherrscht. Darauf stand ein schwerer hölzerner Stuhl. Die hohe Kopfstütze war mit Schnitzereien verziert – geheimnisvollen Symbolen, die L’oric mit einem gewissen Entsetzen als hengesisch erkannte; sie stammten also aus der alten Stadt Li Heng im Herzen des malazanischen Imperiums. Die auffälligste Schnitzerei war die stilisierte Darstellung der ausgestreckten Krallen eines Raubvogels, die direkt über dem Kopf des Napanesen schwebten. Er selbst hockte lässig da, den verschleierten Blick auf den Hohemagier gerichtet.
    »L’oric«, sagte er gedehnt. »Ihr närrischer Kerl. Ihr steht kurz davor herauszufinden, was mit armen Seelen geschieht, die allzu vertrauensselig sind. Zugegeben«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, »Ihr könntet davon ausgegangen sein, dass wir Verbündete wären. Schließlich haben wir jetzt ja einige Zeit in der gleichen Oase gelebt, nicht?«
    »Sha’ik fordert Euch auf, zu ihr zu kommen, Korbolo Dom. Unverzüglich.«
    »Um mich des Befehls zu entheben, klar. In der vollkommen unbegründeten Annahme, dass meine Hundeschlächter Leoman von den Dreschflegeln als neuen Befehlshaber anerkennen werden – habt Ihr sie auf dem Weg hierher gesehen, Hohemagier? Habt Ihr gesehen, wie bereit sie sind? Meine Armee ist von Feinden umgeben, Hohemagier. Versteht Ihr? Leoman kann gerne eine Herausforderung versuchen, mit all den Wüstenkriegern, die er und Mathok zusammentrommeln können – «
    »Ihr würdet die Apokalypse verraten? Euch gegen

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