SdG 07 - Das Haus der Ketten
hereinkommen, L’oric.«
Der Hohemagier trat in ihr Blickfeld.
Sha’ik blinzelte. Er trug eine Rüstung. Weiß, emailliert, verkratzt und fleckig vom häufigen Gebrauch. Ein langes Schwert mit schmaler Klinge hing an seiner Hüfte. Nach einem Augenblick seufzte sie. »So treffen wir alle unsere Vorbereitungen …«
»Wie Ihr bereits früher schon bemerkt habt, lässt Mathok diesen Palast von mehr als dreihundert Kriegern bewachen, Erwählte. Sie beschützen … Euch.«
»Er übertreibt die Gefahr. Die Malazaner sind viel zu sehr mit – «
»Die Gefahr, um die es ihm geht, hat nichts mit den Malazanern zu tun, Erwählte.«
Sie musterte ihn. »Ihr seht erschöpft aus, L’oric. Ich schlage vor, Ihr kehrt in Euer Zelt zurück und gönnt Euch etwas Ruhe. Ich werde Euch morgen brauchen.«
»Dann werdet Ihr meine Warnung nicht beachten?«
»Die Göttin beschützt mich. Ich habe nichts zu befürchten. Außerdem«, sie lächelte, »lässt Mathok diesen Palast von dreihundert ausgewählten Kriegern bewachen.«
»Sha’ik, heute Nacht wird es eine Konvergenz geben. Ihr habt einige unter Euren Ratgebern, die die Drachenkarten lesen können. Befehlt ihnen, die Karten auszulegen, und alles, was ich sage, wird sich bestätigen. Mächte, die das Aufsteigen ermöglichen, sammeln sich. Der Gestank von Verrat liegt in der Luft.«
Sie wedelte mit einer Hand. »Das spielt alles keine Rolle, L’oric. Ich kann nicht berührt werden. Und die Göttin wird keinen Widerstand dulden.«
Er trat näher, die Augen weit aufgerissen. »Erwählte! Die Raraku erwacht !«
»Wovon redet Ihr?«
»Könnt Ihr es nicht hören?«
»Die Wut der Göttin verschlingt alles, L’oric. Wenn Ihr die Stimme der Heiligen Wüste hört, so ist das der Todesschrei der Raraku. Der Wirbelwind wird diese Nacht verschlingen. Und jede aufgestiegene Macht, die närrisch genug ist, sich zu nähern, wird ausgelöscht werden. Die Göttin wird keinen Widerstand dulden, L’oric.«
Er starrte sie noch zwei, drei Herzschläge lang an, dann schien er in seiner Rüstung zusammenzusacken. Er wischte sich mit einer Hand über die Augen, als wollte er irgendeine alptraumhafte Vision vertreiben. Dann drehte er sich mit einem Nicken um und ging auf die Türöffnung zu.
»Wartet!« Sha’ik trat an ihm vorbei und blieb stehen.
Stimmen erklangen jenseits der Zeltwände.
»Lasst ihn durch!«, schrie sie.
Zwei Wachen stolperten herein, schleiften einen Mann hinter sich her. Er war blut- und staubverschmiert und so erschöpft und mitgenommen, dass er noch nicht einmal aufrecht stehen konnte. »Das ist Corabb Bhilan Thenu’alas, einer von Leomans Offizieren«, schnauzte einer der beiden Wächter.
»Erwählte!«, keuchte der Mann. »Ich bin der dritte Reiter, den Leoman zu Euch geschickt hat! Ich habe die Leichen der ersten beiden gefunden – Assassinen haben mich fast bis zu Eurem Palast verfolgt!«
Sha’iks Gesicht wurde dunkel vor Wut. »Hol Mathok«, fuhr sie einen der Wächter an. »L’oric, schenkt diesem Mann ein bisschen Heilung, damit er sich schneller erholt.«
Der Hohemagier trat vor und legte eine Hand auf Corabbs Schulter.
Die hastigen Atemzüge des Wüstenkriegers wurden ruhiger, und er richtete sich langsam auf. »Leoman sendet Euch seine Grüße, Erwählte. Er will wissen, wie Mathok seine Männer aufgestellt hat – «
»Corabb«, unterbrach ihn Sha’ik, »du wirst zu Leoman zurückkehren – mit einer Eskorte. Meine Befehle für ihn lauten folgendermaßen – hörst du zu?«
Er nickte.
»Leoman soll unverzüglich zu mir kommen. Er wird den Befehl über meine Armeen übernehmen.«
Corabb blinzelte. »Erwählte?«
»Leoman von den Dreschflegeln wird den Befehl über meine Armeen übernehmen. Noch bevor der Morgen anbricht. L’oric, geht zu Korbolo Dom und übermittelt ihm meine Vorladung. Er soll sich unverzüglich bei mir einfinden.«
L’oric zögerte kurz und nickte dann. »Wie Ihr befehlt, Erwählte. Ich werde mich sofort aufmachen.«
Er verließ das Zimmer, durchquerte die sich anschließenden Räume und Durchgänge, kam dabei an einem Wächter nach dem anderen vorbei, sah blank gezogene Waffen und spürte die Blicke aus harten Augen. Korbolo Dom wäre ein Narr, wenn er versuchen würde, seine Assassinen auf sie zu hetzen. Trotzdem – die Nacht hatte begonnen, und in der Oase jenseits der Zeltwände spielte nun das Licht der Sterne über blanke Klingen.
Als L’oric auf den Platz vor dem Palast trat, machte er kurz Halt. Sein Gewirr
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