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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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seid nur zu zweit … und wir sind zu dritt.«
    »Ach – nur zu zweit?«
    Schlurfende Geräusche, dann, scharf und nah, eine Fontäne aus Blut, die zu Boden spritzte. Körper brachen zusammen, lange feuchte Atemzüge rasselten.
    »Wir hätten einen am Leben lassen sollen«, sagte die Stimme einer anderen Frau.
    »Warum?«
    »Dann könnten wir ihn zu diesem mit Fliegendreck besudelten napanesischen Bastard zurückschicken, als ein Versprechen für den morgigen Tag.«
    »Es ist besser so, Schätzchen. Niemand schätzt heutzutage noch eine deftige Überraschung – das ist es, was mit der Welt schief gegangen ist, wenn du mich fragst – «
    »Nun, wir haben dich nicht gefragt. Glaubst du, der alte Mann wird es schaffen?«
    Ein Grunzen. »Ich bezweifle, dass Treach seinen neuen Destriant einfach so mit einem Miauen aufgeben wird. Außerdem kehrt die Schönheit mit den süßen Lungen hierher zurück.«
    »Dann ist es also Zeit für uns, zu verschwinden.«
    »Ja.«
    »Und von jetzt an überraschen wir niemanden mehr, bis die Morgendämmerung anbricht. Verstanden?«
    »Die Versuchung war einfach zu groß. Wird nicht wieder vorkommen.«
    Stille. Einen Augenblick später erneut Schritte. Eine kleine Hand legte sich auf seine Stirn.
    »Scillara?«
    »Ja, ich bin’s. Ich glaube, hier waren gerade Soldaten. Sie machten keinen sehr guten Eindruck – «
    »Kümmere dich nicht darum. Zieh die Armbrustbolzen raus. Das Fleisch will heilen, die Knochen wollen wieder zusammenwachsen. Zieh sie raus, Schätzchen.«
    »Und dann?«
    »Dann schleppst du mich zurück zu meinem Tempel … wenn du kannst.«
    »In Ordnung.«
    Er spürte eine Hand an dem Armbrustbolzen, der sich in seine Schulter gegraben hatte. Ein stechender Schmerz – und dann nichts mehr …
     
    Die Rüstung der Älteren Sha’ik lag ausgebreitet auf dem Tisch. Einer von Mathoks Kriegern hatte die abgenutzten Riemen und Beschläge ersetzt, danach die Bronzeplatten und den Helm mit dem Vollvisier poliert. Das Langschwert war eingeölt, seine Schneiden scharf geschliffen. Der mit Leder bespannte, von einem eisernen Rand umgebene Schild lehnte an einem Tischbein.
    Sie stand allein im Zimmer und starrte die Ausrüstung an, die ihre Vorgängerin zurückgelassen hatte. Die alte Frau hatte in dem Ruf gestanden, mit der Klinge umgehen zu können. Der Helm wirkte seltsam groß mit seinen durchlöcherten, sich über die volle Länge ziehenden ausgestellten Wangenschützern, die am schweren Stirnriemen befestigt waren. Fein gewobenes, geschwärztes Kettengeflecht hing wie ein Spinnennetz vor den Augenschlitzen. Ein langer, breiter, hummerschwanzartiger Nackenschutz breitete sich vom hinteren Rand aus.
    Sie trat zu der wattierten Unterkleidung. Sie war schwer und voller Schweißflecken, mit Schnürbändern unter den Armen und an den Seiten. Schützer aus gekochtem Leder bedeckten den oberen Teil ihrer Oberschenkel, ihre Schultern, Arme und Handgelenke. Sie ging methodisch vor, zog jedes Schnürband und jeden Lederriemen fest, bewegte sich, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen, bevor sie sich der Rüstung selbst zuwandte.
    Der größte Teil der Nacht erstreckte sich noch vor ihr wie die dunkle Straße der Unendlichkeit, doch sie wollte spüren, wie die Rüstung sie umhüllte; sie wollte ihr enormes Gewicht spüren, und so befestigte sie die Beinschienen, Fußplatten und Unterarmschienen und wand sich dann in den Brustpanzer. Zauberei hatte die Bronze leichter gemacht, und sie raschelte wie dünnes Zinn. Die Rüstung war so konstruiert, dass sie die Riemen selbst festzurren konnte, und Augenblicke später hob sie das Schwert auf und schob es in die Scheide, schlang sich dann den schweren Gürtel um die Hüfte, hängte die Haken in den Kürass ein, so dass das Gewicht nicht an ihren Hüften zerrte.
    Alles, was jetzt noch übrig war, waren ein Paar gepanzerte Handschuhe, der Unterhelm und der eigentliche Helm. Sie zögerte. Habe ich in dieser ganzen Sache überhaupt irgendeine Wahl? Die Göttin war noch immer eine gewaltige Präsenz in ihrem Geist, in jedem Muskel, in jeder Faser fest verwurzelt, und ihre Stimme flüsterte mit dem Blut, das durch ihre Adern und Arterien kreiste. Die Macht, die mit dem Aufsteigen kam, war in Sha’iks Reichweite, und sie wusste, sie würde diese Macht nutzen, wenn die Zeit gekommen war. Oder, genauer, die Macht würde sie benutzen.
    Um meine Schwester zu töten.
    Sie spürte, dass sich jemand näherte, und drehte sich zum Eingang um. »Ihr könnt

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