SdG 07 - Das Haus der Ketten
Aber was für ein Wesen trägt seine Opfer auf solche Weise mit sich herum? Nur eines, das verflucht wurde, nehme ich an. Und ich spreche aus langer Erfahrung; Flüche sind etwas Schreckliches. Sag mir, hat Sha’ik jemals mit dir über Konvergenz gesprochen?«
»Nein.«
»Nun, man könnte sagen, dass es immer dann zu einer Konvergenz kommt, wenn Flüche aufeinander treffen. Fehler und Tugenden, die vielen Gesichter verhängnisvoller Besessenheit und einzigartiger Absichten. Mächtige, willensstarke Wesen zieht es zueinander hin, als müssten sie jeweils von Natur aus danach streben, das jeweils andere auszulöschen. Und so seid ihr beide nun hier, du und Icarium, und wir sind nur noch Augenblicke von einer schrecklichen Konvergenz entfernt, und es ist mein Schicksal, ihr Zeuge zu werden. Hilflos bis zum verzweifelten Wahnsinn. Zu meinem großen Glück kenne ich dieses Gefühl bereits von früher.«
Karsa hatte weitergegessen, während Mappo gesprochen hatte. Nun untersuchte er den Knochen in seinen Händen und warf ihn dann beiseite, wischte sich die Hände an seinem Umhang aus weißem Bärenfell ab und richtete sich auf. »Was habt ihr beide – du und Icarium – sonst noch über mich herausgefunden, Mappo?«
»Ein paar Dinge noch. Ryllandaras hat deine Fähigkeiten abgeschätzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass er seine Felle lieber nicht deiner Sammlung hinzufügen wollte. Er ist immer weise, oh, ja, das ist Ryllandaras. Mehr als ein Dutzend Wölfe, hast du gesagt? Dann ist seine Macht erneut gewachsen – in Anbetracht des Chaos in seinem Herzen ein ebenso unheilvolles wie merkwürdiges Rätsel. Was noch? Nun, den Rest behalte ich nach reiflicher Überlegung für mich.«
Karsa grunzte. Er löste den Bärenfellumhang und ließ ihn zu Boden fallen, zog sein Schwert aus der Schlaufe und drehte sich zu dem Felsrutsch um.
Ein Felsbrocken kam aus der Höhle gesegelt; er war so groß und schwer, dass selbst Bairoth Gild alle Mühe gehabt hätte, ihn zu bewegen. Der Boden erzitterte, als der schwere Brocken aufprallte und anschließend ein Stück weiter rollte und holperte, ehe er in einer Staubwolke liegen blieb.
»Hat er vor, mich warten zu lassen?«, knurrte Karsa.
Wie zur Antwort tauchte Icarium aus der Höhle auf, klopfte sich den Staub von den langfingrigen Händen. »Du bist kein Fenn«, sagte er. »Nein, ich glaube, dass du ein Teblor bist, ein Sohn der gefallenen Stämme des Laederon-Plateaus. Du bist weit gereist, Krieger, um hier dein Ende zu finden.«
»Wenn du so begierig darauf bist, mit mir zu kämpfen«, knurrte Karsa, »hör auf zu reden.«
Der Jhag machte ein gequältes Gesicht. »Begierig? Nein. Ich bin niemals begierig. Dies ist ein Augenblick des Mitleids, glaube ich. Und es ist das erste Mal, dass ich so etwas spüre, was seltsam ist.« Er wandte sich an seinen Kameraden. »Haben wir Momente wie diesen schon früher erlebt, Mappo Runt?«
»Aber ja, mein Freund, das haben wir.«
»Oh. Nun, dann trägst du allein die Bürde der Erinnerung.«
»So wie immer, Icarium.«
»Ich bin bekümmert, mein Freund.«
Mappo nickte. »Ich weiß, dass du das bist. Und jetzt solltest du besser dein Schwert ziehen, Icarium. Dieser Teblor platzt gleich vor Wut und Ungeduld.«
Der Jhag trat zu seinen Waffen. »Was wird das hier für Folgen haben, Mappo?«
Der Trell schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, doch ich habe große Angst.«
»Dann werde ich mich bemühen, es rasch zu Ende zu bringen, damit dein Unbehagen nicht allzu lange anhält.«
»Das ist eigentlich unmöglich«, murmelte Karsa, »wenn man bedenkt, wie sehr du Worte liebst.« Er machte sein Schwert bereit. »Nun mach schon, ich muss mir noch ein Pferd suchen.«
Icariums Brauen schoben sich ein winziges Stück in die Höhe, dann zog er sein Schwert. Die ungewöhnliche Waffe war einschneidig und wirkte sehr alt. Er kam näher.
Als der Jhag angriff, schien er förmlich zu einem verwaschenen Schemen zu verschwimmen, schneller als alles, was Karsa je zuvor gesehen hatte, doch sein Schwert zuckte hoch, um der Attacke zu begegnen.
Die Klingen prallten aufeinander.
Es gab ein eigentümliches Geräusch – und Karsa stellte fest, dass er nur noch einen Griff in den Händen hielt.
Eineungeheure Wut explodierte in ihm, er trat vor und ließ seine riesige Faust in Icariums Gesicht krachen. Der Jhag wurde nach hinten geschleudert, einfach von den Füßen gehoben, sein Schwert flog ihm aus der Hand und klirrte auf den Felsrutsch. Icarium
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