SdG 07 - Das Haus der Ketten
andere am rückwärtigen Hang auf ihren Trupp zupreschten.
»Der Vermummte soll uns holen! Woher – «
Schrille Kriegsschreie gellten ringsum, Waffen wurden in der Luft geschwenkt, doch dann zügelten die Reiter ihre Pferde, richteten sich in ihren Steigbügeln auf, während sie den Trupp umzingelten.
Stirnrunzelnd stand Saiten auf, warf einen Blick zurück auf die Armee unterhalb von ihm. Er sah, dass eine Vorhut in leichtem Galopp den Hang heraufgeprescht kam. Der Sergeant schaute Krake kurz an und zuckte die Schultern.
Die einzige Antwort des Sappeurs bestand darin, das Gesicht zu einer Grimasse zu verziehen.
Eskortiert von den Reitern auf dem Kamm begaben sich die zwei Soldaten nach unten, wo Starr und Koryk standen. Beide hatten ihre Armbrüste gespannt, doch sie zielten nicht mehr auf die Stammeskrieger, die ihre Pferde im Kreis um sie herum tänzeln ließen. Ein Stück weiter den Kamm entlang sah Saiten Gesler und seinen Trupp auftauchen, zusammen mit Buddl. Begleitet von einer eigenen Kompanie Stammeskriegern.
»Krake«, murmelte der Sergeant. »Seid ihr irgendwo nördlich des Vathar schon einmal auf die hier getroffen?«
»Nein. Aber ich glaube, ich weiß, wer sie sind.«
Keiner der Kundschafter trug eine Bronzerüstung. Das graue Leder unter den Umhängen und Fellen in der Farbe der Wüste sah merkwürdig aus, hatte etwas Reptilienhaftes. Krähenfedern waren wie angelegte Finnen an ihren Unterarmen befestigt. Ihre Gesichter waren für hiesige Verhältnisse blass, und ebenso ungewöhnlich war, dass sie alle Bärte und lange Schnurrbärte trugen. Tätowierungen in Form schwarzer Tränen verliefen über ihre von Wind und Wetter gezeichneten Wangen.
Außer Lanzen trugen sie fellbezogene, hölzerne Schwertscheiden auf den Rücken geschnallt, in denen Tulwars – die typischen Krummsäbel – mit breiten Klingen steckten. Bei allen baumelten Ohrringe in der Form von Krähenfüßen unter dem Helm.
Die Vorhut des Stammes erreichte die Kuppe über ihnen und machte Halt, als auf der gegenüberliegenden Seite eine Gruppe aus Wickanern, Seti und malazanischen Offizieren erschien.
Bern, hilf, da ist ja die Mandata dabei. Außerdem Faust Gamet, Nil, Neder und Temul sowie Hauptmann Keneb und Leutnant Ranal.
Die beiden berittenen Streitkräfte standen einander auf den beiden Seiten der flachen Senke gegenüber, und Saiten bemerkte, wie Temul sichtlich zusammenzuckte, sich dann zur Seite beugte und etwas zur Mandata sagte. Einen Augenblick später ritten Tavore, Gamet und Temul vorwärts.
Aus der Vorhut des Stammes machte sich ein einziger Reiter hangabwärts auf den Weg. Ein Häuptling, vermutete Saiten. Der Mann war riesig. Zwei Tulwars waren an einen Lederharnisch geschnallt, deren Gurte sich über seiner Brust kreuzten; einer von ihnen war knapp unterhalb des Hefts abgebrochen. Die schwarzen Tränen, die auf seine breiten Wangen tätowiert waren, sahen aus, als wären sie in sein Fleisch gemeißelt worden. Mittlerweile hatte er den Fuß des Hangs erreicht und zügelte sein Pferd ziemlich dicht an der Stelle, an der Saiten und Krake standen.
Er nickte in Richtung der sich nähernden Gruppe und fragte in rauem Malazanisch: »Ist dies die Unscheinbare, die euch anführt?«
Saiten zuckte zusammen, dann nickte er. »Ja, das ist Mandata Tavore.«
»Wir sind den Kherahn Dhobri begegnet«, sagte der Häuptling und lächelte plötzlich. »Sie werden euch nicht mehr belästigen, Malazaner.«
Tavore und ihre Offiziere kamen hinzu, machten in fünf Schritt Entfernung Halt. Die Mandata ergriff das Wort. »Ich heiße Euch willkommen, Kriegshäuptling der Khundryl. Ich bin Mandata Tavore Paran, Befehlshaberin der Vierzehnten Armee des malazanischen Imperiums.«
»Ich bin Gall, und wir sind die Verbrannten Tränen der Khundryl.«
»Die Verbrannten Tränen?«
Der Mann vollführte eine Geste der Trauer. »Zum Gedenken an Schwarzschwinge, den Anführer der Wickaner. Ich habe mit ihm gesprochen. Meine Krieger haben die Herausforderung gesucht, sie wollten wissen, welche Krieger die besten sind. Wir haben hart gekämpft, aber wir wurden beschämt. Schwarzschwinge ist tot, sein Clan vernichtet, und Korbolo Doms Hundeschlächter verspotten seinen Namen. Das ist nicht hinnehmbar und so sind wir gekommen. Dreitausend – alle, die das erste Mal für Schwarzschwinge gekämpft haben. Wir sind verändert, Mandata. Wir sind nicht mehr die, die wir einst waren. Wir betrauern den Verlust von uns selbst, und so werden wir verloren
Weitere Kostenlose Bücher