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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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an wie das Geräusch einer meilenlangen Woge, die einen Strand hinaufrollt, als überall auf dem Kamm Waffen aus den Scheiden gezogen wurden – ein Salut, der nur mit der Stimme blanken Stahls erklang.
    Ein Schauer durchrann Saiten.
    »Beim Atem des Vermummten«, murmelte Krake leise. »Das ist noch viel furchteinflößender, als es ihre Kriegsschreie waren.«
    Ja, und so unheilvoll wie das Lächeln des Vermummten. Er schaute zurück zu Temul und sah, dass der Wickaner ihn beobachtete. Der Sergeant setzte den Helm wieder auf, grinste und nickte. Perfekt, mein Junge. Das hätte ich selbst nicht besser hingekriegt.
    Von jetzt an war Temul nicht mehr allein, umgeben von arthritischen Wölfen, die nach seinen Fersen schnappten und seine Befehlsgewalt noch immer nicht akzeptieren wollten. Jetzt hatte der Junge Gall und dreitausend heißblütige Krieger hinter sich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Und damit wäre das erledigt. Gall, wenn ich ein gläubiger Mensch wäre, würde ich heute Nacht in deinem Namen eine Krähenschwinge verbrennen. Ach, hol mich der Vermummte – vielleicht mache ich es trotzdem.
    »Gall von den Verbrannten Tränen«, verkündete die Mandata. »Bitte kommt mit in unser Kommandozelt. Wir können uns bei einem Mahl über die Aufstellung Eurer Streitkräfte beraten – einem ziemlich bescheidenen Mahl allerdings – «
    Der Khundryl stand jetzt endlich wieder auf. Er blickte die Mandata an. »Bescheiden? Nein. Wir haben unsere eigenen Vorräte mitgebracht, und heute Nacht soll es ein Festmahl geben – jeder Soldat soll mindestens einen Bissen Bhederin oder Eber bekommen!« Er drehte sich um, ließ den Blick über sein Gefolge schweifen, und entdeckte denjenigen, den er suchte. »Imrahl! Beweg deinen Kadaver zurück zu den Wagen und bring sie her! Und treibe die zweihundert Köche auf und sieh nach, ob sie schon wieder nüchtern sind! Wenn nicht, will ich ihre Köpfe!«
    Der Krieger namens Imrahl, ein alter, dürrer Mann, der in seiner altertümlichen Bronzerüstung zu ersaufen schien, antwortete mit einem grässlichen breiten Lächeln; dann wendete er sein Pferd und trieb es im Galopp den Hang hinauf.
    Gall drehte sich wieder um und hob beide Hände gen Himmel. Die Krähenschwingen, die an seinen Unterarmen befestigt waren, schienen sich zu spreizen. »Auf dass die Hundeschlächter kuschen werden!«, brüllte er. »Die Verbrannten Tränen haben die Jagd aufgenommen!«
    Krake beugte sich zu Saiten. »Damit ist ein Problem gelöst – der junge Wickaner hat endlich festen Boden unter den Füßen. Eine Wunde ist geschlossen – eine andere allerdings wieder aufgerissen.«
    »Eine andere?« Oh, ja, das ist wohl wahr. Der Geist der wickanischen Faust taucht immer wieder auf. Armes Mädchen.
    »Als ob Coltaines Vermächtnis nicht ohnehin schon an ihr kleben würde wie Hundescheiße … wenn du die Spitze erlaubst«, fuhr der Sappeur fort. »Immerhin geht sie ziemlich tapfer damit um …«
    Sie hat auch gar keine andere Wahl. Saiten wandte sich seinem Trupp zu. »Packt eure Ausrüstung zusammen, Soldaten. Wir müssen Vorposten errichten … bevor wir essen.« Als sie anfingen zu stöhnen, blickte er sie finster an. »Und freut euch über euer Glück – dass ihr diese Kundschafter nicht entdeckt habt, spricht nicht gerade für eure Fähigkeiten, oder?«
    Er schaute zu, wie sie ihre Ausrüstung einsammelten. Gesler und Borduke näherten sich mit ihren eigenen Trupps. Krake, der immer noch neben Saiten stand, gab ein leises Brummen von sich. »Nur für den Fall, dass es dir entgangen ist, Fied«, sagte er leise, »wir haben die elenden Kerle auch nicht gesehen.«
    »Du hast Recht«, erwiderte Saiten. »Ist mir völlig entgangen. Tja, und schon geht es dahin. Weg ist es …«
    Krake kratzte sich sein stoppeliges, breites Kinn. »Merkwürdig. Worüber haben wir gerade gesprochen?«
    »Über Bhederin und Wildschwein, glaube ich. Frisches Fleisch.«
    »Richtig. Mir läuft bei dem Gedanken schon das Wasser im Mund zusammen.«
     
    Gamet machte vor dem Kommandozelt kurz Halt. Das lärmende Fest ging unvermindert heftig weiter; noch immer streiften die Khundryl durch das Lager und grölten dabei ihre barbarischen Lieder. Krüge voller vergorener Milch waren geöffnet worden, und die Faust wusste mit grimmiger Gewissheit, dass im Dunkel jenseits des Feuerscheins mehr als eine Mahlzeit aus halb verbranntem, halb rohem Fleisch vorzeitig der Erde wiedergegeben worden war – oder dass genau das in der kurzen

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