SdG 07 - Das Haus der Ketten
sein, für alle Zeit.«
»Eure Worte machen mich traurig, Gall«, erwiderte Tavore mit bebender Stimme.
Vorsichtig, Schätzchen …
»Wir möchten uns Euch anschließen«, krächzte der Kriegshäuptling der Khundryl, »denn wir können sonst nirgendwo hin. Die Wände unserer Jurten erscheinen uns merkwürdig. Die Gesichter unserer Frauen, Männer, Kinder – all jene, die wir einst liebten und die uns geliebt haben – sind uns jetzt fremd. Wie Schwarzschwinge sind wir jetzt wie Geister in dieser Welt, in diesem Land, das einst unsere Heimat war.«
»Ihr wollt Euch uns anschließen – um unter meinem Befehl zu kämpfen, Gall?«
»Das wollen wir.«
»Ihr wollt Euch an Korbolo Dom rächen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das wird geschehen, ja. Doch wir wollen etwas wieder gutmachen.«
Sie runzelte die Stirn unter ihrem Helm. »Etwas wieder gutmachen? Laut Temuls Bericht habt Ihr tapfer gekämpft – und gut gekämpft. Wenn Ihr Euch nicht eingemischt hättet, wäre die Kette der Hunde am Sanimon getötet worden. Die Flüchtlinge wären niedergemetzelt worden – «
»Doch dann sind wir davongeritten – zurück in unsere Gebiete, Mandata. Wir haben nur daran gedacht, unsere Wunden zu lecken. Während die Kette weitermarschiert ist. Zu noch mehr Kämpfen. Zu ihrer letzten Schlacht.« Er weinte jetzt tatsächlich, und ein unheimlicher, klagender Laut stieg von den Stammeskriegern im Umkreis auf. »Wir hätten dort sein sollen. Das ist alles.«
Die Mandata sagte eine lange Zeit gar nichts.
Saiten nahm den Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er warf einen Blick den Abhang hinauf und sah eine geschlossene Linie von Khundryl auf dem Grat. Stumm. Wartend.
Tavore räusperte sich. »Gall, Kriegshäuptling der Verbrannten Tränen … die Vierzehnte Armee heißt Euch und Eure Krieger willkommen.«
Das antwortende Gebrüll ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern. Saiten drehte sich um und sah Krake an. Dreitausend Veteranen aus dieser verdammten Wüste, beim Vermummten. Bei der Königin der Träume, wir haben eine Chance. Endlich sieht es so aus, als hätten wir tatsächlich eine Chance. Er brauchte es nicht laut auszusprechen, um zu wissen, dass Krake verstanden hatte, denn der Sappeur nickte langsam.
Doch Gall war noch nicht fertig. Ob ihm die volle Bedeutung seiner nächsten Geste bewusst war – nein, Saiten sollte schließlich zu dem Schluss kommen, dass es nicht so gewesen sein konnte –, aber dennoch … Der Kriegshäuptling griff nach den Zügeln und ritt vorwärts, an der Mandata vorbei. Er brachte sein Pferd vor Temul zum Stehen und stieg dann ab.
Er trat drei Schritte vor. Unter den Augen von mehr als dreihundert Wickanern und fünfhundert Seti blieb der stämmige Khundryl stehen, den Blick seiner grauen Augen unverwandt auf Temul gerichtet. Dann löste er den zerbrochenen Tulwar von seinem Harnisch und streckte ihn dem jungen Wickaner entgegen.
Temul war totenbleich, als er sich nach vorn beugte, um ihn entgegenzunehmen.
Gall trat zurück und ließ sich langsam auf ein Knie sinken. »Wir sind keine Wickaner«, sagte der Kriegshäuptling mit knirschender Stimme, »aber dies schwöre ich – wir werden uns bemühen, welche zu sein.« Er senkte den Kopf.
Temul saß reglos da, kämpfte sichtlich mit einem Sturm von Gefühlen, und Saiten wurde plötzlich klar, dass der junge Bursche nicht wusste, wie er reagieren sollte – dass er nicht wusste, was er tun sollte.
Der Sergeant machte einen Schritt, dann schwang er seinen Helm in hohem Bogen nach oben, als wollte er ihn wieder aufsetzen. Temul erhaschte die Bewegung genau in dem Moment, als er kurz davor war, vom Pferd zu steigen – und erstarrte mitten in der Bewegung, als sein Blick sich mit dem von Saiten kreuzte.
Ein leichtes Kopfschütteln. Bleib im Sattel, Temul! Der Sergeant hob die Hand und berührte seinen Mund. Sag etwas. Antworte mit Worten, Junge!
Der junge Kommandant ließ sich langsam wieder in den Sattel sinken und richtete sich auf. »Gall von den Verbrannten Tränen«, begann er, und in seiner Stimme war kaum ein Zittern zu hören. »Schwarzschwinge blickt durch die Augen eines jeden Wickaners hier. Er sieht – und er gibt Antwort. Steht auf. Im Namen von Schwarzschwinge nehme ich, Temul vom Krähen-Clan, Euch … die Verbrannten Tränen … als Wickaner in den Krähen-Clan auf.« Dann nahm er die Lederschlaufe, an der der zerbrochene Tulwar befestigt war, und hängte sie sich über die Schulter.
Es hörte sich
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