SdG 07 - Das Haus der Ketten
spotten. Die Mitglieder seines Trupps lagen überall verstreut reglos unter ihren Decken. Sie waren zu erschöpft gewesen, um sich zu betrinken, nachdem sie die Vorposten aufgebaut und dann die erste Wache gehabt hatten, und ihre vollen Bäuche hatten sie noch schneller müde werden lassen. Was nicht schlecht war, sinnierte er, denn so würden sie zu den wenigen gehören, die in ein paar Glockenschlägen von den verheerenden Auswirkungen eines Katers verschont blieben. Selbst Krake musste noch aufwachen, wie es seine Gewohnheit war – aber vielleicht lag er auch nur mit offenen Augen und dem Rücken zur Feuerstelle da.
Es spielte keine Rolle. Die Einsamkeit, unter der Saiten litt, ließ sich nicht durch Gesellschaft lindern – jedenfalls nicht durch die Art von Gesellschaft, die er hier finden konnte. Außerdem waren seine Gedanken nicht solche, die er freiwillig mit jemandem teilen würde.
Fast von Anfang an, seit der Marsch begonnen hatte, schluckten sie Staub. Das war nicht der richtige Platz für Seesoldaten, es sei denn, eine große Gruppe von Verfolgern bedrohte das Ende der Marschkolonne, was aber nicht der Fall war. Nein, Keneb bestrafte sie, und Saiten hatte keine Ahnung, wieso. Selbst der Leutnant, der es irgendwie geschafft hatte, so gut wie nie da zu sein, um die Trupps zu befehligen, war sich über die Beweggründe des Hauptmanns nicht sicher. Obwohl ihm die Sache natürlich nicht unbedingt missfällt. Andererseits – wie kann Ranal hoffen, einen hervorragenden Ruf zu bekommen, wenn seine Soldaten den Staub der gesamten Vierzehnten Arme schlucken?
Und kümmert mich das überhaupt noch einen Dreck?
Die Nachtluft stank nach Galle, als ob Poliel selbst das Lager heimsuchen würde. Die überraschende Verstärkung durch dreitausend Veteranen hatte die Stimmung in der Vierzehnten mächtig gehoben – Saiten hoffte, dass es am Morgen nicht wieder irgendein böses Omen geben würde.
In Ordnung, dann wollen wir doch mal über das Naheliegendste nachdenken. Diese Armee hat jetzt eine Chance. Sie braucht solche Kerle wie mich gar nicht. Warum sollte ich überhaupt in die Raraku zurückkehren wollen? Ich habe diese Wüste schon beim ersten Mal gehasst. Ich bin nicht mehr der junge Narr mit der großen Klappe, der ich mal war. Habe ich wirklich geglaubt, ich könnte in dieser heiligen Wüste irgendetwas zurückbekommen? Was genau? Verlorene Jahre? Den wilden Schwung, der den Jungen gehört? Soldaten wie Lächeln und Koryk und Buddl und Starr. Ich bin wieder in die Armee eingetreten, um Rache zu nehmen, aber es füllt mir nicht mehr so den Bauch wie früher – beim Vermummten, nichts tut das mehr. Weder Rache noch Loyalität. Nicht einmal Freundschaft. Verdammt sollst du sein, Kalam, du hättest mir die Sache ausreden müssen. Damals in Malaz. Du hättest mir offen ins Gesicht sagen müssen, dass ich ein Idiot bin.
Geslers Hirtenhund kam in sein Blickfeld getrottet.
Rotauge knurrte, und das größere Tier blieb stehen, schnüffelte in der Luft und ließ sich dann in ein paar Schritt Entfernung nieder. Der Schoßhund machte sich wieder ans Nagen.
»Komm schon her, Gesler«, murmelte Saiten.
Der Sergeant tauchte auf, einen Krug in der Hand. Er setzte sich Saiten gegenüber, musterte den Krug einen Augenblick – und gab plötzlich ein angewidertes Geräusch von sich und warf ihn weg. »Ich kann mich nicht mehr betrinken«, sagte er. »Ich nicht, Stürmisch nicht und Wahr auch nicht. Wir sind verflucht.«
»Ich kann mir schlimmere Flüche vorstellen«, murmelte Saiten.
»Nun, das kann ich auch, aber trotzdem. Wirklich übel ist, dass ich nicht schlafen kann. Keiner von uns kann es. Wir waren an der Furt über den Vathar – wir hatten dort mit der Silanda angelegt, um auf die Kette der Hunde zu warten. Und ich habe dort auch einen ziemlich harten Schlag abbekommen. Verdammt, aber das hat mich überrascht. Egal, ich freue mich nicht gerade darauf, diesen Ort noch einmal zu sehen. Nicht nach dem, was dort passiert ist.«
»Solange die Brücke nicht weggeschwemmt wurde«, murmelte Saiten.
Gesler grunzte.
Einige Zeit lang sagte keiner der beiden Männer ein Wort, dann brummte Gesler: »Du denkst darüber nach, abzuhauen, nicht wahr, Fied?«
Der Sappeur machte ein finsteres Gesicht.
Gesler nickte langsam. »Es ist schlimm, wenn man sie verliert. Freunde, meine ich. Du fragst dich, warum du selbst immer noch hier bist, warum dieser verdammte Sack aus Blut und Muskeln und Knochen immer noch weitermacht. Und
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