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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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entlang, und Seren sah, dass in der Ferne eine kleine Gruppe aufgetaucht war. Sie zählte fünf Edur-Krieger, von denen einer humpelte und sich auf einen Stab stützte. Zwei andere zogen jeder einen Schlitten über die nassen Steine der Straße. Ein vierter ging ein kleines Stück vor den anderen her.
    »Ist das nicht Binadas Sengar?«, fragte Buruk. »Der mit dem Stock, meine ich.«
    Seren nickte. Er sah aus, als hätte er Schmerzen und wirkte erschöpft; offenbar hatte man bereits mehrfach versucht, ihn mittels Magie zu heilen. Der Krieger, der vorneweg marschierte, war offensichtlich ein Verwandter von Binadas. Dies war dann also die Rückkehr der Gruppe, die Hannan Mosag ausgeschickt hatte.
    Und jetzt sah sie die eingewickelte Gestalt, die auf einem der Schlitten festgebunden war – Felle über Eisblöcken, von denen es pausenlos tropfte. Eine mehr als unheilvolle Gestalt. Unverkennbar.
    »Sie bringen eine Leiche mit«, flüsterte Buruk.
    Wo waren sie gewesen? Diese gebündelten Pelze – also im Norden. Aber da oben gibt es nichts; nichts als Eis. Was hat der Hexenkönig von ihnen verlangt?
    Plötzlich fielen ihr aus unerklärlichen Gründen Federhexes Weissagungen wieder ein, und das Frösteln, das bis in ihre Knochen reichte, wurde stärker. »Kommt mit«, sagte sie ruhig. »Zum inneren Bezirk. Ich möchte sehen, was geschieht.« Sie schob sich aus der Menge und setzte sich in Bewegung.
    »Wenn sie uns denn zusehen lassen«, murmelte Buruk und beeilte sich, sie einzuholen.
    »Wir halten uns im Hintergrund und sagen nichts«, wies sie ihn an. »Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sie alle viel zu beschäftigt sein werden, um groß auf uns zu achten.«
    »Mir gefällt das alles nicht, Freisprecherin. Ganz und gar nicht.«
    Sie teilte seine Angst, aber sie sagte nichts.
    Sie überquerten die Brücke ein gutes Stück vor den Heimkehrern, obwohl offensichtlich war, dass die Nachricht ihnen vorausgeeilt war. Die adligen Familien waren alle draußen auf dem großen inneren Hof versammelt und warteten reglos im Regen. Zuvorderst standen Tomad und Uruth, und um die beiden Edur und ihre Sklaven war respektvoll Platz gelassen worden.
    »Es ist einer der Sengar-Brüder«, sagte Seren Pedac leise.
    Buruk hörte sie. »Auch Tomad Sengar hatte einst Anspruch auf den Thron; er war ein Rivale von Hannan Mosag«, murmelte er. »Ich frage mich, wie er das aufnehmen wird.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich habe recht genaue Anweisungen erhalten, Freisprecherin. Das sollte Euch, wenn man alles in Betracht zieht, eigentlich nicht überraschen.«
    Die Heimkehrer hatten die Brücke erreicht.
    »Oh.« Buruk seufzte. »Der Hexenkönig und seine K’risnan sind aus der Zitadelle gekommen.«
     
    Udinaas stand einen Schritt hinter Uruth zu ihrer Rechten; Regen rann ihm übers Gesicht.
    Rhulad Sengar war tot.
    Ihn berührte diese Tatsache nicht sonderlich. Ein junger Edur, der versessen auf Gewalt war – von denen gab es jede Menge, und einer mehr oder weniger, das änderte nichts. Dass er ein Sengar war, garantierte praktisch dafür, dass Udinaas die Aufgabe erhalten würde, den Leichnam anzukleiden. Er freute sich nicht gerade darauf.
    Drei Tage würde das Ritual dauern, wenn man die Nachtwache und das Beflecken des Fleisches miteinbezog. In Gedanken spielte er auf eine losgelöste Weise Möglichkeiten durch, während der Regen ihm in den Kragen rann und sich zweifellos in seiner Kapuze sammelte, die über den Kopf zu ziehen er sich nicht die Mühe gemacht hatte. Wenn Rhulad ungeblutet geblieben war, würden es Kupfermünzen sein, und Steinscheiben, um die Augen zu bedecken. War er ein Gebluteter und im Kampf getötet worden, würden wahrscheinlich Goldmünzen benutzt werden. Letherii-Münzen größtenteils. Genug, um als Lösegeld für einen Fürsten zu dienen. Eine übertriebene Verschwendung, über die nachzudenken er merkwürdig köstlich fand.
    Doch auch so konnte er bereits den Geruch von verbranntem Fleisch riechen.
    Er schaute zu, wie die Gruppe die Brücke überquerte; Forcht zog den Schlitten mit Rhulads eingewickeltem Leichnam. Binadas hinkte ziemlich schlimm – er musste beträchtliche Verletzungen erlitten haben, sonst hätte die magische Heilung, der er bestimmt bereits unterzogen worden war, deutlich mehr bewirken müssen. Theradas und Midik Buhn. Und Trull Sengar an der Spitze. Ohne den Speer, den er sonst immer dabeihatte. Also hat es tatsächlich einen Kampf gegeben.
    »Udinaas, hast du

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