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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Leichnam muss vorbereitet werden. Dies kann geschehen, ohne dass den Händen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wir haben also noch etwas Zeit. Stimmst du darin mit mir überein?«
    Hannan Mosag antwortete mit einem kurzen Nicken.
    Trull näherte sich Udinaas, und der Sklave konnte die Erschöpfung des Kriegers sehen, genauso wie das alte Blut aus zahllosen Wunden unter seiner zerfetzten Rüstung. »Kümmere dich um den Leichnam«, sagte er ruhig. »Bring ihn zum Haus der Toten, wie es auch mit allen anderen geschehen würde. Erwarte aber nicht, dass die Witwen am Ritual teilnehmen – damit müssen wir warten, bis gewisse Dinge geklärt sind.«
    »Ja, Herr«, erwiderte Udinaas.
    Er drehte sich um und suchte Hulad und einen weiteren seiner Mitsklaven aus. »Helft mir mit den Zugseilen des Schlittens. In feierlichem Einklang, wie immer.«
    Die beiden Männer, die er angesprochen hatte, fürchteten sich ganz offensichtlich. Diese Art von offenem Konflikt hatte es bei den Edur des Hiroth-Stammes noch nie zuvor gegeben. Sie schienen am Rande einer Panik, auch wenn Udinaas’ Worte sie etwas beruhigten. Jedes Ritual hatte ein paar sinnvolle Aspekte, und Selbstbeherrschung war einer der wichtigsten.
    Udinaas ging an den Edur vorbei und führte seine beiden Begleiter zum Schlitten.
    Der gewachste Zeltstoff, mit dem das Eis umhüllt war, hatte das Schmelzen verlangsamt, auch wenn die Stücke darunter deutlich geschrumpft und die Kanten abgerundet und milchig weiß waren.
    Forcht reichte Udinaas das Geschirr. Die beiden anderen Sklaven halfen ihm, und gemeinsam begannen sie, den Schlitten auf das große, hölzerne Gebäude zuzuziehen, in dem die Leichname der Edur für die Bestattung vorbereitet wurden. Niemand hielt sie auf.
     
    Seren Pedac packte Buruk am Arm und begann, ihn mit sich zurück in Richtung der Brücke zu ziehen. Er warf ihr einen wilden Blick zu, sagte jedoch klugerweise nichts.
    Sie konnten sich nicht ungesehen davonmachen, und Seren spürte den Schweiß in ihrem Genick und auf ihrem Rücken prickeln, als sie den Händler zurück zu dem für die Gäste vorgesehenen Lagerplatz führte. Niemand sprach sie an, doch ihre Anwesenheit war zweifellos bemerkt worden. Die Folgen, die sich daraus ergaben, würden so lange unbestimmt bleiben, bis der Konflikt, den sie beobachtet hatten, gelöst war.
    Die Nerek hatten die Plane eines Wagens wie ein Vordach aufgespannt, um den kleinen Herd zu schützen, den sie ununterbrochen am Brennen hielten. Sie huschten davon, sobald Buruk und Seren ankamen, und verschwanden schnell in ihren Zelten.
    »Das sieht nach richtigem Ärger aus«, murmelte Buruk, während er sich näher an das Feuer schob und die Hände ausstreckte. »Der Hexenkönig war tief erschüttert, und mir gefällt dieses Gerede von einem Geschenk nicht. Ein Schwert? Irgendein Schwert, ja? Ein Geschenk von wem? Doch bestimmt kein Bündnis mit den Jheck …«
    »Nein«, stimmte Seren ihm zu. »Nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sie gegen die Jheck gekämpft haben. Aber da draußen ist sonst nichts, Buruk. Überhaupt nichts.«
    Sie rief sich noch einmal die Szene auf der anderen Seite der Brücke ins Gedächtnis. Forchts Bruder – nicht Binadas, der andere, der zur Vernunft geraten hatte, er … interessierte sie. Natürlich war er körperlich anziehend. Das waren die meisten Edur. Aber da war noch mehr. Da war … Intelligenz. Und Schmerz. Seren machte ein finsteres Gesicht. Immer fühlte sie sich zu denjenigen hingezogen, die Verletzungen erlitten hatten.
    »Ein Schwert«, sinnierte Buruk, während er in die Flammen starrte, »das so wertvoll ist, dass Hannan Mosag darüber nachdenkt, den Leichnam eines gebluteten Kriegers zu verstümmeln.«
    »Findet Ihr das nicht auch merkwürdig?«, fragte Seren. »Ein Leichnam, der ein Schwert so fest umklammert hält, das nicht einmal Forcht Sengar seinen Griff lösen kann?«
    »Vielleicht ist er gefroren?«
    »Vom Augenblicks seines Todes an?«
    Er ächzte. »Vermutlich nicht, aber möglicherweise hat es einige Zeit gedauert, bis seine Brüder ihn erreicht haben.«
    »Also mindestens einen Tag, wenn nicht gar noch länger. Zugegeben, wir kennen die Umstände nicht, aber das erscheint mir doch ziemlich unwahrscheinlich, oder?«
    »Ja.« Buruk zuckte die Schultern. »Eine verdammte Edur-Bestattung. Das wird den Hexenkönig nicht gerade in gute Stimmung versetzen. Die Delegation wird zum völlig falschen Zeitpunkt hier eintreffen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte

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