SdG 08 - Kinder des Schattens
Herr«, sagte er. »Das wäre treulos. Seid versichert, dass die Hosen, die alle anderen tragen, sich als armselige Nachahmungen erweisen werden.«
»Vielleicht habe ich mich auch nur als Tehol Beddict verkleidet, Matrone Delisp«, sagte Tehol. »Das wäre doch ziemlich schlau, oder?«
»Zu schlau für Euch.«
»Nun, da habt Ihr nicht Unrecht.«
»Wie auch immer – wollt Ihr nun, dass ich in Eurer Schuld stehe oder nicht?«
Shurq Elalle schob sich an Bagg vorbei. »Ich mag es nicht, wenn man mich nicht beachtet. Ihr nehmt alle keine Notiz von mir – gerade so, als wäre ich …«
»Tot?«, fragte Delisp.
»Ich wollte nur klarstellen, aus welchem Grund ich dieses Haus verlasse, und der ist, dass auch ich Tehol Beddict etwas schuldig bin. Ich mag tot sein, aber ich bin nicht ehrlos. Wie auch immer, Delisp, ich glaube, Ihr schuldet mir eine ziemlich beträchtliche Summe, die ich jetzt gerne haben möchte. Ich meine mich an sechzig Prozent zu erinnern …«
»Wozu braucht Ihr all das Geld?«, wollte die Matrone wissen. »Wie viele Arten von Kleidung für Sex-Assassinen gibt es? Wie viele Bündel reiner Gewürze braucht Ihr, um frisch zu bleiben? Nein, wartet, ich will die Antwort gar nicht wissen. Sechzig Prozent. Schön. Aber ich werde ein, zwei Tage brauchen – so viel Geld habe ich nicht hier. Wohin soll ich es bringen lassen?«
»Zu Tehol Beddicts Haus, das wäre in Ordnung.«
»Halt, halt«, wehrte sich Tehol. »Ich kann nicht gewährleisten …«
»Ich habe vor«, unterbrach ihn Shurq, »es schnell auszugeben.«
»Oh. In Ordnung, aber glücklich bin ich nicht darüber. Das gibt zu viel Kommen und Gehen. Das wird jede Menge Argwohn erregen …«
»Hört auf damit, das Geländer anzustarren, Herr.« »Bei den Träumen des Abtrünnigen! Lasst uns von hier verschwinden.«
Der Sturm war vorüber. Regenwasser floss noch immer die Straßen entlang, aber die Menschen wagten sich wieder nach draußen. Es war später Nachmittag. Shurq Elalle blieb am Fuß der Tempelstufen stehen. »Ich werde Euch heute Nacht wieder auf Eurem Dach besuchen, Tehol Beddict. Um Mitternacht.«
»Was ist mit Ublala Pung?«
»Ich muss zugeben, dass ich meine Zweifel habe.«
»Shurq Elalle. Ublala Pung hat einen Auftritt beim Tauchfest überlebt. Er hat den Kanal durchquert, indem er auf dem Grund entlanggegangen ist. Ihr beide habt eine Menge gemeinsam, wenn man es genau betrachtet.«
»Außerdem ist er von der Natur überreichlich ausgestattet worden«, fügte Bagg hinzu.
Tehol schnitt ihm eine Grimasse. »Du bist geschmacklos, Bagg.«
»Bringt ihn heute Nacht aufs Dach«, sagte Shurq Elalle.
»Dies ist eine Verschwörung, die zum Ziel hat, dass ich mich elend fühlen soll, stimmt’s? Verschwindet, alle beide. Ich gehe ein bisschen spazieren. Bagg, wenn du nach Hause kommst, mach ein bisschen sauber. Es wird nicht lange dauern, und Shand wird angestürmt kommen. Sag ihr, dass ich morgen wegen einer wichtigen geschäftlichen Angelegenheit vorbeischauen werde.«
»Was für eine wichtige geschäftliche Angelegenheit?«
»Keine Ahnung. Ich werde mir etwas ausdenken. Du hast andere Dinge, um die du dir Sorgen machen solltest – wie sieht’s eigentlich mit der Arbeit an den Fundamenten aus?«
»Wächst.«
»Dann finde eine Lösung.«
»Ihr habt mich missverstanden, Herr. Wir liegen genau im Plan.«
»Ich habe dich nicht missverstanden. Das war Absicht. Und jetzt werde ich losgehen, um irgendwo eine vernünftigere Unterhaltung zu finden.« Er drehte sich um, um ein letztes Wort mit Shurq zu wechseln, doch sie war fort. »Verdammte Diebin. Mach weiter, Bagg. Warte – was gibt es zum Abendessen?«
»Bananenblätter.«
»Keine faulen, hoffe ich.«
»Natürlich nicht, Herr.«
»Und was ist dann mit ihnen?«
»Ich konnte nicht herausbekommen, was ursprünglich in ihnen eingepackt war, – was, wenn man länger darüber nachdenkt, vermutlich eine gute Sache ist.«
»Wie schaffen wir es nur, von diesem Zeug zu leben?«
»Eine gute Frage, Herr. Es ist in der Tat rätselhaft.«
Tehol musterte seinen Diener mehrere Herzschläge lang, dann schickte er ihn mit einem Wink weg.
Bagg ging nach rechts, daher wandte Tehol sich nach links. Die Luft wurde zwar allmählich wieder wärmer, war nach dem Regen jedoch immer noch frisch. Nasse Hunde schnüffelten an dem Abfall in den Pfützen herum. Katzen jagten die Schaben, die aus der Kanalisation heraufgekommen waren. Ein Bettler, der ein Stückchen Seife gefunden hatte, stand
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