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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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raue Wind hatten die Blutgefäße an seinen Wangen und der Nase bis dicht unter die Haut treten lassen. Seine Augen waren trübe und rot gerändert. Er zeigte keinerlei Reaktion auf die Worte des Edur. »Wie bedauerlich. Ja, es ist in der Tat bedauerlich, dass einige meiner Kaufmannskollegen sich entschlossen haben, die Vereinbarungen nicht zu beachten. Der Lockruf des Goldes. Eine Flut, der niemand widerstehen kann.«
    »Das Gleiche kann man auch von Rache sagen«, erklärte Binadas.
    Buruk nickte. »Ja. Alle Schulden müssen zurückgezahlt werden.«
    Hull Beddict schnaubte. »Gold und Blut sind nicht das Gleiche.«
    »Ach nein?«, fragte Buruk herausfordernd. »Hiroth-Krieger, die Kreise, die ich vertrete, würden sich jetzt und immer an verpflichtende Abmachungen halten. Leider ist Lether ein vielköpfiges Tier. Am sichersten könnte man die gierigeren Elemente durch ein Bündnis unter Kontrolle halten – ein Bündnis zwischen den Edur und denjenigen Letherii, die sich an die Worte halten, die unsere beiden Völker binden.«
    Binadas wandte sich ab. »Spart Euch Eure Worte für den Hexenkönig auf«, sagte er. »Ich werde Euch ins Dorf geleiten. Das ist alles, was wir voneinander wissen müssen.«
    Schulterzuckend stapfte Buruk der Bleiche zu seinem Wagen zurück. »Auf die Beine, Nerek! Von hier aus geht’s bergab, das ist nur recht und billig!«
    Seren schaute zu, wie der Kaufmann in den Wagen kletterte und aus ihrem Blickfeld verschwand, während die Nerek hin und her zu hasten begannen. Ein kurzer Seitenblick zeigte ihr, dass Hull und Binadas einander ansahen. Der Wind trug ihr die Worte, die sie wechselten, zu.
    »Ich werde mich gegen Buruks Lügen aussprechen«, sagte Hull. »Er wird versuchen, euch mit schönen Zusicherungen und Versprechungen einzulullen, die allesamt keinen Stummel wert sind.«
    Binadas zuckte die Schultern. »Wir haben die Fallen gesehen, die ihr den Nerek und den Tarthenal gestellt habt. Jedes Wort ist ein Knoten in einem unsichtbaren Netz. Dagegen waren die Schwerter der Nerek zu stumpf. Die Tarthenal haben zu lange gebraucht, um wütend zu werden. Die Faraed konnten vor Verwirrung nur lächeln. Wir sind nicht wie diese Stämme.«
    »Ich weiß«, sagte Hull. »Mein Volk glaubt an das Aufstapeln von Goldmünzen, mein Freund. Immer eine auf die andere, höher und höher hinauf zu ruhmreichen Höhen. Dieses Höhersteigen kündet von Fortschritt, und der Hang zum Fortschritt ist allen Zivilisationen eigen. Fortschritt, Binadas, ist die Überzeugung, aus der die Vorstellung von Schicksal erwächst. Die Letherii glauben an das Schicksal – an ihr eigenes Schicksal. Sie glauben, einen Anspruch auf alles zu haben, aufgrund der Tugenden, zu denen sie sich bekennen. Der leere Thron ist stets bereit, in Besitz genommen zu werden.«
    Binadas lächelte bei Hulls Worten, doch es war ein gequältes Lächeln. Plötzlich wandte er sich an Seren Pedac. »Freisprecherin. Gesellt Euch bitte zu uns. Beeinträchtigen alte Wunden Hull Beddicts Blick auf Lether?«
    »Das Schicksal fügt uns allen Wunden zu«, erwiderte sie, »und wir Letherii tragen die Narben mit Stolz. Die meisten von uns«, fügte sie mit einem entschuldigenden Seitenblick auf Hull hinzu.
    »Ist das eine Eurer Tugenden?«
    »Ja, wenn Ihr es so nennen wollt. Wir verfügen über die Gabe, Gier unter dem Mantel der Freiheit zu verbergen. Was in der Vergangenheit liegende verwerfliche Taten angeht, so ziehen wir es vor, sie nicht weiter zu beachten. Schließlich bedeutet Fortschritt, stets nach vorne zu blicken, und was auch immer wir unterwegs niedergetrampelt haben, sollte man am besten vergessen.«
    »Dann«, sagte Binadas, der noch immer lächelte, »kennt der Fortschritt kein Ende.«
    »Unsere Wagen rollen unaufhörlich den Hügel hinunter, Hiroth. Schneller und schneller.«
    »Bis sie gegen eine Mauer prallen.«
    »Durch die meisten brechen wir einfach hindurch.« Das Lächeln verblasste, und Seren glaubte einen traurigen Ausdruck in den Augen des Edur entdeckt zu haben, ehe er sich abwandte. »Wir leben in verschiedenen Welten.«
    »Und ich würde mich für eure entscheiden«, sagte Hull Beddict.
    Binadas warf ihm einen Blick zu, sein Gesichtsausdruck war seltsam. »Würdest du das, mein Freund?«
    Etwas im Tonfall des Hiroth sorgte dafür, dass sich Seren Pedacs Nackenhaare aufstellten.
    Hull runzelte die Stirn, was darauf hindeutete, dass er diese Frage ebenfalls etwas merkwürdig fand.
    Danach wurden keine weiteren Worte mehr

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