SdG 08 - Kinder des Schattens
Kanal versenken?« Er beugte sich vor. »Ich sage Euch was, Shurq Elalle – wir werden die Aufdeckung dieses Geheimnisses in unseren Kontrakt mit einbeziehen – ich vermute, es interessiert Euch ungemein.«
»Es würde mir nichts ausmachen, demjenigen, der das Kind verflucht hat – wer immer es auch gewesen sein mag –, ein Messer ins Auge zu stoßen. Aber ich habe keinerlei Hinweise.«
»Oh, aber dann seid Ihr nicht vollständig teilnahmslos gewesen.«
»Das habe ich auch nie gesagt, Tehol. Aber weil ich nie auch nur den geringsten Hinweis gefunden habe, ist, wie ich zugeben muss, mein Antrieb etwas erlahmt.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Die tote Frau neigte den Kopf und betrachtete ihn einen Augenblick lang schweigend. »Ihr wart einst ein Genie.«
»Das ist wohl wahr.«
»Dann habt Ihr alles verloren.«
»Das ist richtig.«
»Und damit ist vermutlich auch ein Verlust von Selbstvertrauen einhergegangen.«
»Ach, wohl kaum, Shurq Elalle.«
»Das ist alles nur Teil Eures boshaften Plans.«
»Jeder lohnende Plan ist boshaft.«
»Bringt mich nicht zum Lachen.«
»Das versuche ich gar nicht, Shurq. Haben wir eine Abmachung?«
»Das Geheimnis, wer das Kind verflucht hat, war nicht das, was Ihr mir ursprünglich für meine Dienste zahlen wolltet, Tehol. Was dann?«
»Ich bin für Vorschläge offen. Wollt Ihr, dass der Fluch aufgehoben wird? Sehnt Ihr Euch nach der ewigen Nacht? Dem verstohlenen endgültigen Abgang Eurer umherschleichenden Seele? Oder wollt Ihr etwa wieder zum Leben erweckt werden? Soll Euch noch einmal das Leben geschenkt werden? Wollt Ihr Euch an demjenigen rächen, der Euch verflucht hat?«
»Das habe ich schon getan.«
»In Ordnung. Ich muss zugeben, dass mich das nicht sonderlich überrascht. Wer wurde dafür verantwortlich gemacht?«
»Gerun Eberict.«
»Ah, das ist schlau. Aber wo wir gerade von ihm sprechen …«
»Ist er eines Eurer Ziele?«
»Ganz genau.«
»Ich mag Attentate nicht – aus Prinzip. Außerdem hat er mehr als einen Schurken getötet.«
»Ihr sollt ihn nicht töten, Shurq. Sondern einfach nur sein Vermögen stehlen.«
»Gerun Eberict wird allmählich immer unverschämter, das stimmt.«
»Ein echter Passivposten.«
»Vorausgesetzt, man betrachtet es als lohnendes Unterfangen, den gegenwärtigen Zustand aufrechtzuerhalten.«
»Ihr solltet keine Vermutungen anstellen, Shurq. Es geht mehr darum, wer die Beseitigung des besagten gegenwärtigen Zustands kontrolliert. Der Finadd hat seine eigenen Gelüste nicht mehr unter Kontrolle.«
»Seid Ihr eines seiner Ziele, Tehol?«
»Nicht, dass ich wüsste, zumindest im Moment noch nicht.«
»Es wäre eine ganz schöne Herausforderung, die Schutzvorrichtungen seines Anwesens zu überwinden.«
»Das wäre es, da bin ich mir sicher.«
»Was meinen Allgemeinen Kontrakt angeht, so bin ich nicht daran interessiert, wieder zu leben. Und auch nicht daran, endgültig zu sterben. Nein, was ich will, ist, dass mir der Anschein von Leben gewährt wird.«
Tehols Brauen schoben sich in die Höhe.
»Ich möchte, dass meine Haut vor offensichtlicher Vitalität strotzt. Ich möchte Augen, in denen eine gewisse dunkle Verlockung liegt. Meine Haare müssen in Form gebracht werden. Neue Kleider, ein Blütenduft, der hinter mir zurückbleibt. Und ich möchte wieder Lust spüren können.«
»Lust?«
»Sexuelle Lust.«
»Vielleicht liegt es ja nur an der Gesellschaft, in der Ihr Euch herumgetrieben habt.«
»Bringt mich nicht zum Lachen.«
»Sonst hustet Ihr Zeug aus.«
»Ihr würdet das nicht mitbekommen wollen, Tehol Beddict. Vielleicht können wir ja auch dagegen etwas tun. Das Flusswasser ist mittlerweile drei Jahre alt.«
»Ich bin neugierig. Wie könnt Ihr sprechen, ohne zu atmen?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann Luft in meine Kehle ziehen. Nach einer Weile fängt sie an auszutrocknen.«
»Das habe ich bemerkt. In Ordnung, ein paar von diesen Dingen lassen sich leicht bewerkstelligen, auch wenn wir vorsichtig sein müssen. Manch anderes – wie zum Beispiel das Wiedererwecken der Lust – wird deutlich schwieriger werden. Aber ich bin mir sicher, dass man auch da etwas tun kann …«
»Es wird nicht billig werden.«
»Ich bin davon überzeugt, dass Gerun Eberict hocherfreut sein wird, dafür zu bezahlen.«
»Was ist, wenn alles dafür draufgeht, was er hat?«
Tehol zuckte die Schultern. »Meine Liebe, das Geld spielt bei diesem Spiel nicht die geringste Rolle. Ich hatte daran gedacht, es im Fluss zu
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