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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Trull.«
    Trull warf einen Blick hinüber zu den Mauern von Hochfort. Er konnte die Soldaten sehen, die sie bemannten. Die Garnison, die Zeuge geworden war, wie die Letherii auf den äußeren Verteidigungsanlagen ausgelöscht worden waren. Die nächste Bastion schoss immer noch Bolzen ab; ihre Ziele waren die wenigen Dämonen, die sich noch in Reichweite befanden.
    »Ich muss zu meinem Bruder, Ahlrada. Sieh zu, ob du unsere Krieger zusammensuchen kannst. Es könnte sein, dass wir noch einmal kämpfen müssen.«
     
    Zusammengekauert hockte Moroch Nevath im Windschatten der Westmauer und beobachtete ein Dutzend Wölfe, die von einem Leichenhaufen zum anderen trotteten. Die Tiere waren blutbespritzt. Sie versammelten sich um einen verwundeten Soldaten, es gab ein aufgeregtes Geknurre, und dann lag der zuckende Körper plötzlich ganz still.
    Alles vorbei … und so schnell. Tatsächlich eine entscheidende Schlacht.
    Er hatte die Pferde nie gefunden.
    Auf der Schanze ihm gegenüber, achtzig Schritt entfernt, hatte ein Dutzend Tiste Edur Prinz Quillas gefunden. Zerzaust, aber am Leben. Moroch fragte sich, ob der Leichnam der Königin wohl irgendwo unter einem Haufen zerfetzten Fleisches lag. Die Perlen abgereiht und irgendwo im Durcheinander verstreut, das juwelenbesetzte Schwert noch immer in der Scheide, das ehrgeizige Leuchten in ihren Augen matt und trocknend und blind für diese Welt.
    Es schien unmöglich zu sein.
    Doch das galt für alle diese toten Letherii, diese ausgelöschten Bataillone und Brigaden.
    Die Magie hatte sich nicht gegenseitig aufgehoben. Die elf Magier waren beim gegnerischen Angriff ausgelöscht worden. Eine Schlacht war in ein Gemetzel verwandelt worden, und diese Ungerechtigkeit war es, die Moroch am meisten zusetzte.
    Er und sein Volk hatten auf der Siegerseite gestanden, wieder und immer wieder, bis es ausgesehen hatte, als wäre dies ein von Natur aus gegebener und rechtmäßiger Zustand. Irgendetwas ist schief gegangen. Es hat ein Verrat stattgefunden. Der richtige Lauf der Dinge ist … auf den Kopf gestellt worden. Die Worte, die sich in seinem Kopf wiederholten, wurden immer bitterer. Es ist nicht an uns, gedemütigt zu werden. Wir lassen uns nicht demütigen. Niemals. Ein Fehlschlag treibt uns mit zehnfacher Macht zum Erfolg. Alles wird wieder in Ordnung gebracht werden. Ja, das wird es. Niemand darf uns unser Schicksal verweigern.
    Es fing an zu regnen.
    Ein Edur-Krieger hatte ihn gesehen und näherte sich ihm langsam, das Schwert in der Hand. Als die große Gestalt schließlich vor Moroch Nevath stand, schüttete es wie aus Kübeln. In der Handelssprache sagte der Edur: »Ich sehe keine Wunden an dir, Soldat.«
    »Wahrscheinlich ist eine Sehne gerissen«, erwiderte Moroch.
    »Dann ist es also schmerzhaft.«
    »Bist du gekommen, um mich zu töten?«
    Der Krieger machte ein überraschtes Gesicht. »Du weißt es noch nicht? Die Garnison hat sich ergeben. Hochfort ist gefallen.«
    »Und was jetzt?«
    »Wir kommen als Eroberer, Soldat. Welchen Wert hätte es, all unsere Untertanen zu töten?«
    Moroch wandte den Blick ab. »Die Letherii erobern. Wir werden nicht erobert, niemals. Du glaubst, diese Schlacht bedeutet irgendetwas? Ihr habt eure Taktik gezeigt, Edur. Dieser Tag wird sich nicht wiederholen, und binnen kurzer Zeit werdet ihr die Unterjochten sein, nicht wir.«
    Der Krieger zuckte die Schultern. »Ganz wie du meinst. Aber eines solltest du wissen: Die Grenze ist gefallen. Trate, Hochfort und Fort Triller. Eure berühmten Brigaden sind vernichtend geschlagen, eure Magier-Kader tot. Eure Königin und euer Prinz sind unsere Gefangenen. Und wir beginnen mit unserem Marsch auf Letheras.«
    Der Tiste Edur ging davon.
    Moroch Nevath starrte ihm einige Zeit hinterher, dann blickte er sich um. Und sah Letherii-Soldaten, waffenlos, aber ansonsten unverletzt, das Schlachtfeld verlassen. Sie gingen zur Holzfällerstraße und weiter nach Süden, zur Katterstraße. Sie gingen einfach weg. Er verstand es nicht. Wir werden uns neu formieren. Werden uns zurückziehen und neu ausrüsten. Das hier muss nicht alles zwangsläufig so ablaufen. Ganz und gar nicht. Stöhnend zwang er sich, sich von der Mauer wegzubewegen -
    Eine vertraute Stimme rief seinen Namen. Er blickte auf, erkannte einen Offizier aus dem Gefolge der Königin. Der Mann hatte ein paar oberflächliche Wunden, schien aber ansonsten unverletzt zu sein. Er kam schnell näher. »Finadd, ich freue mich, dass Ihr am Leben seid

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