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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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könnte?«
    Gerun Ebericts Blick flackerte ganz kurz zu Brys und dann wieder weg. »Das habe ich, Majestät. Ich glaube, ich werde das, was ich verloren habe, in Kürze wiedererlangen.«
    »Ich vertraue darauf, dass besagtes Unterfangen sich nicht als zu blutig erweisen wird.«
    »Da bin ich zuversichtlich, Majestät.«
    »Und in welchem Umfang wird das alles die Ausübung Eurer Pflichten hier im Palast beeinträchtigen, Finadd?«
    »Überhaupt nicht, Majestät. Ich kann den Befehl über meine Kompanie wieder übernehmen.«
    »Gut. Sie waren sehr damit beschäftigt, Unruhen niederzuschlagen.«
    »Ich habe vor, diese Unruhen ein für alle Mal zu beenden, Majestät. Heute Abend wird in Letheras Frieden herrschen.«
    »Dann habt Ihr nicht mehr viel Zeit, Gerun. Also geht – aber seid gewarnt. Ich will kein Blutbad.«
    »Natürlich, Majestät.« Gerun Eberict verbeugte sich erneut, salutierte der Preda und ging.
    Als die Tür hinter ihm zugefallen war, sagte Ezgara: »Brys Beddict, macht zweihundert Eurer Soldaten als Aufräum-Kommando bereit. Geht davon aus, dass es mindestens ein Blutbad geben wird, noch ehe heute Nacht der zwölfte Glockenschlag erklingt.«
    »Sofort, Majestät –«
    »Wartet noch. Warum hat Gerun Euch einen Blick zugeworfen, als ich ihn nach dem Dieb gefragt habe, der sein Anwesen ausgeraubt hat?«
    »Ich weiß es nicht, Majestät. Das habe ich mich selbst auch gefragt.«
    »Ich vertraue darauf, dass Euer ortsansässiger Bruder nicht in neue Abgründe gestürzt ist.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Denn Gerun Eberict ist ein Furcht erregender Feind.«
    Brys nickte zustimmend.
    »Majestät«, sagte die Preda, »es wird Zeit. Ich muss mich zu meiner Armee begeben.«
    »Dann geht, und möge der Abtrünnige Euch mit seiner Gnade berühren.«
    Als Unnutal sich verbeugte und auf die Tür zuschritt, wandte Brys sich an den König: »Auch ich bitte darum, mich entfernen zu dürfen, Majestät.«
    »Geht, Kämpe. Wenn Ihr Eure Soldaten abkommandiert habt, kommt hierher zurück. Von nun an möchte ich Euch in meiner Nähe haben.«
    »Jawohl, Majestät.«
    Draußen in der Halle vor dem Thronraum wartete Unnutal Hebaz. »Er hat Tehol in Verdacht.«
    »Ich weiß.«
    »Warum?«
    Brys schüttelte den Kopf.
    »Ihr solltet ihn lieber warnen, Brys.«
    »Ich danke Euch für Eure Besorgnis, Preda.«
    Sie lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln. »Ich muss zugeben, dass ich Tehol eine gewisse Zuneigung entgegenbringe.«
    »Dessen war ich mir nicht bewusst«, sagte Brys.
    »Er braucht ein paar Leibwächter.«
    »Er hat schon welche, Preda. Die Shavankrats.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Die Drillinge?« Dann runzelte sie die Stirn. »Jetzt, wo Ihr es sagt, fällt mir auf, dass ich sie schon einige Zeit nicht mehr gesehen habe. Was bedeutet, dass Ihr Gerun Ebericts Reaktion vorhergesehen habt – was wiederum darauf hindeutet, dass Ihr mehr wisst, als Ihr dem König erzählt habt.«
    »Meine Sorge hatte nichts mit Eberict zu tun, Preda.«
    »Oh, ich verstehe. Nun gut, Ihr müsst den Brüdern nicht auftragen, besonders wachsam zu sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie noch wachsamer sein könnten, als sie es sowieso schon sind.«
    »Da habt Ihr Recht, Preda.«
    Sie musterte ihn kurz. »Ich wünschte, Ihr könntet mit uns in die Schlacht ziehen, Brys.«
    »Ich danke Euch für diese Wertschätzung, Preda. Der Abtrünnige sei mit Euch.«
    »Der Ceda wäre mir lieber«, erwiderte sie und fügte dann hinzu: »Es tut mir Leid. Ich weiß, dass er Euer Freund war.«
    »Er ist es immer noch«, sagte Brys.
    Sie nickte und ging dann davon. Ihre Schritte hallten durch den Korridor.
    Brys starrte hinter ihr her. Es könnte sein, dass sie in ein paar Tagen – von heute an gerechnet – tot ist.
    Genau wie ich.

Kapitel Zehn
     
    Der Verräter steht im Schatten des Leeren Throns.
    Darum ist er leer.
     
    Das Werfen der Fliesen
    Ceda Parudu Erridict
     
    D
    ie Flüchtlingsmassen hatten sie gezwungen, die Hauptstraße zu verlassen, doch Seren Pedac kannte all die alten Pfade, die sich durch die Landschaft schlängelten, die Wege der Viehtreiber und Steinbrucharbeiter und Holzfäller, die Schmugglerpfade. Als die Sonne hinter den Bäumen zu ihrer Rechten versank, kamen sie zwölf Meilen nördlich von Brauss an einem überwachsenen Steinbruch vorbei, in dem früher Kalkstein abgebaut worden war.
    Die Freisprecherin ritt gerade zufällig neben Corlo, dem Magier. »Ich mache mir schon die ganze Zeit Gedanken«,

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