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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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aus den Angeln gehobenen Zeit, die sich geduldig und nichts erwartend an dem Ort ausbreitet, wo die verbrauchte Schlacht liegt, unbewegliche und sich nie mehr bewegende Körper verstreut und im Tode verzerrt wie lang vergessene Sprachen. Verzerrte Glyphen auf der Tür eines Hügelgrabs folgen, und er hat die Nachwehen gut gelesen, die undeutliche Handschrift zerrissen und zügellos die Säulen des Selbst umgestürzt wie Termitenbauten, alles ausgebreitet um seine tanzenden Füße, und er rief in ausgelassener Offenbarung die Wahrheit heraus, die er gefunden hatte, in diesen rotfleischigen Verkündungen – »Es gibt Frieden!«, kreischte er. »Es gibt Frieden!«, und es war keine schwierige Sache, wo ich im Sattel saß über salzgerändertem Pferdefleisch, meine Armbrust zu heben, zu zielen und den Bolzen loszuschicken und den Wahnsinnigen auf seiner Verkündigung aufzuspießen. »Jetzt«, sagte ich in die folgende Stille, »jetzt gibt es Frieden.«
     
    Die Ballade von Schinder
    Fisher kel Tath
     
    A
    uf einander gegenüberliegenden Hügeln, zwischen denen sich die die flache Tiefebene mit den qualmenden Ruinen von Ersterlang befand, kamen die beiden Armeen der Tiste Edur zum ersten Mal in Sichtweite voneinander. Gespenster schwärmten durch die Asche, Waffen wurden in die Höhe gereckt, triumphierende Schreie erfüllten die ruhige Morgenluft.
    Die Vereinigung war natürlich unvollständig. Die dritte, östlichste Streitmacht, die von Tomad Sengar und Binadas angeführt wurde, bewegte sich noch immer die Kartographenstraße hinunter gen Süden, auf Weißspitz zu. Wie Trull wusste, würde sie sich irgendwo in der Nähe von Brans Feste mit diesen beiden Armeen vereinigen, und dort würde sich das Schicksal Lethers und in Wahrheit auch das des Imperiums der Edur in einer einzigen Schlacht entscheiden.
    Er stand auf seinen Speer gelehnt da und hatte keine Lust, seine eigene Stimme dem von allen Seiten heranbrandenden hitzigen Geschrei hinzuzufügen. Ein kleines Stück nördlich der Ruinen in der Tiefebene unter ihnen tanzten und tollten hundert oder mehr Stare herum, deren eigene Schreie übertönt wurden, was ihren Tanz in eine fiebrige, albtraumhafte Darbietung verwandelte.
    In der Reihe der Krieger auf dem gegenüberliegenden Hügel bildete sich eine Lücke. Eine einzelne, beherrschende Standarte tänzelte nach vorn, und unter ihr eine Gestalt in blitzendem Gold, die ein Schwert in die Höhe reckte.
    Die Kriegsschreie schwollen zur doppelten Lautstärke an.
    Trull zuckte angesichts des ohrenbetäubenden Lärms zusammen. Er wandte den Blick von Rhulad auf der fernen Hügelkuppe ab und sah, dass Forcht sich ihm näherte.
    »Trull! B’nagga, du und ich, wir reiten jetzt zu unserem Imperator! Die Pferde stehen bereit.«
    Er nickte; die Wildheit, die in Forchts Augen stand, bereitete ihm Unbehagen. »Führe uns, Bruder.«
    Der Ritt hinüber zu Rhulads Armee war eine merkwürdige Erfahrung. Trull mochte Pferde nicht sonderlich, und noch viel weniger schätzte er es, auf ihnen zu reiten. Er wurde wieder und wieder durchgeschüttelt, was sich nicht mit der Szenerie um ihn herum vertrug. Sie ritten über verbrannte Erde; Haufen mit den Überresten von geschlachtetem Vieh säumten die Wege, die in die Stadt führten. Und das Gebrüll der Krieger in ihrem Rücken drängte sie wie eine Woge vorwärts.
    Dann, als sie die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatten, veränderte sich diese Wahrnehmung, kippte völlig um, als die Schreie der Krieger in der Armee des Imperators über ihnen zusammenschlugen. Ihre Pferde scheuten, und es kostete sie alle Mühe, sie zum Weitergehen zu bewegen.
    Als sie den Hang hinaufritten, konnte Trull seinen Bruder Rhulad deutlicher sehen. Er war kaum noch zu erkennen, wirkte ungeschlacht unter dem Gewicht der Münzen. Seine Stirn war frei; sie hatte die Farbe von schmutzigem Schnee, was seine Augenhöhlen noch dunkler wirken ließ. Er bleckte die Zähne, doch es sah ebenso wie eine Grimasse des Schmerzes wie irgendetwas anderes aus. Hannan Mosag stand zur Linken des Imperators, der Sklave Udinaas zu seiner Rechten. Hull Beddict befand sich drei Schritt hinter dem Hexenkönig. Mayen und Uruth waren nirgendwo zu sehen.
    Als sie bei der Gruppe angekommen waren, zügelten sie ihre Pferde und stiegen ab. Sklaven tauchten auf und führten die Tiere weg.
    Forcht trat vor und kniete vor dem Imperator nieder. Eine neue Woge lauter Schreie rollte durch das Tal.
    »Mein Bruder«, sagte Rhulad mit seiner

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