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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ich Euch etwas über Moosaale erzähle, Imperator?« Er trug die beiden Kelche zu dem Edur auf seinem Thron.
    »Ist es belanglos?«
    Udinaas zögerte kurz und nickte dann. »Das ist es.«
    »Dann ja, Udinaas. Dann wollen wir es hören.«
     
    Seren Pedac und die Mitglieder der Karmesin-Garde ritten in leichtem Galopp. Eineinhalb Meilen vor ihnen lag Dissens. Einst hatten Mauern die Stadt umgeben, doch einheimische Baumeister hatten den größten Teil dieser Mauern schon vor langer Zeit abgetragen. Seither war die Stadt gewachsen – größtenteils auf chaotische Weise –, wobei sie Gemeindewiesen und nahe gelegene Bauernhöfe verschlungen hatte. Doch jetzt war Dissens kaum zu sehen, sie wurde ihrerseits von mindestens drei lagernden Armeen verschluckt.
    »Die Rotwut-Brigade«, sagte Seren, während sie die weit entfernten Banner musterte. »Das Schlangengürtel-Bataillon und die Zerrissene Brigade.«
    »Können wir mittendurch reiten?«, fragte Eisenhart.
    Sie warf ihm einen Blick zu und nickte. »Ich glaube schon. Es tut mir Leid. Ich bin etwas entsetzt, das ist alles. Wenn das alles ist, was noch von den Grenzland-Armeen übrig ist …«
    »Das Gelände voraus ist für eine Schlacht nicht besonders geeignet«, meinte der Bekenner. »Ich wäre überrascht, wenn der König vorhätte, die Edur hier zu erwarten. Könnt Ihr Euch einen anderen Ort in der Nähe vorstellen, der besser geeignet wäre?«
    »Brans Feste, in den Hügeln ein paar Meilen nordöstlich von Dissens.«
    »Und Dissens ist die nächste größere Stadt?«
    »Abgesehen von Letheras selbst  – ja«, sagte Seren.
    »Dies ist ein Übergangslager. Wenn die Tiste Edur näher kommen, werden diese drei Armeen nach Brans Feste marschieren. Vorausgesetzt, der Kriegsherr, der sie befehligt, hat auch nur ein bisschen Verstand. Jedenfalls dürften andere Streitkräfte der Letherii schon bei Brans Feste warten, Freisprecherin. Es ist eine Frage der Logistik, diese drei hier zu behalten.«
    »Ich hoffe, Ihr habt Recht. Andererseits frage ich mich, ob es überhaupt einen Unterschied machen wird.«
    »Wir sind weit weg vom Meer, Seren«, sagte Eisenhart. »Der Dämon, den die Edur in Ketten geschlagen haben, kann nicht hierher gelangen, und das gleicht alles ein bisschen aus.«
    Ein achtbarer Versuch, Eisenhart. »Noch ein Tag bis zur Außenfeste, und am folgenden Tag sollten wir Letheras deutlich vor Sonnenuntergang erreichen.«
    »Könnten wir das ein bisschen beschleunigen, Freisprecherin? Diese Soldaten, die da vorne lagern, könnten die vielleicht bereit sein, Pferde zu tauschen?«
    »Wenn ich darauf bestehe, ja.«
    »Auf der Grundlage Eures Wunschs, mit dem König zu sprechen.«
    »Ja.«
    »Und werdet Ihr das tun? Ich meine, mit dem König sprechen?«
    »Nein.«
    Er sagte einige Zeit nichts, während sie wartete. Dann: »Und in Letheras? Was werdet Ihr tun, wenn wir erst dort angekommen sind?«
    »Ich gehe davon aus, dass ich ein bisschen Staub wischen muss.«
    »Bitte?«
    »Mein Haus ist abgeschlossen. Ich hatte keine Gelegenheit, meinem Personal eine Nachricht zu schicken – keinem von den beiden.«
    »Das klingt nicht allzu sicher – es gibt niemanden, der Euer Hab und Gut bewacht.«
    Sie lächelte. »Ich besitze nichts Wertvolles, Eisenhart. Diebe können es sich gerne holen. Gut, es wäre mir sehr recht, wenn sie mir meine Möbel lassen würden – aber ich gehe davon aus, dass meine Nachbarn gewissenhaft genug sind, um so etwas zu verhindern.«
    Der Bekenner starrte einen Moment stur nach vorn. »Wir müssen uns dann von Euch verabschieden, Freisprecherin. Um Kontakt mit unserem neuen Auftraggeber aufzunehmen. Vermutlich werden wir bald danach an Bord eines Schiffes gehen.«
    Bevor die Stadt besetzt und hermetisch abgeriegelt ist. »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Es könnte noch Platz an Bord sein …«
    »Ich bin eine Letherii, Eisenhart.« Sie schüttelte den Kopf. »Vom Reisen habe ich erst mal die Nase voll, glaube ich.«
    »Das ist verständlich. Wie auch immer, das Angebot gilt.«
    »Ich danke Euch.« Und laufe einmal mehr davon.
    Corlo, der hinter ihnen ritt, rief laut: »Aufpassen, Schätzchen. Mockra ist gefährlich, wenn Ihr es nicht kontrolliert.«
    Der Bekenner wandte sich ihr zu, musterte sie.
    Sie zuckte die Schultern.

Kapitel Elf
     
    Ein alter Mann tauchte aus dem Entwässerungsgraben auf, eine Kreatur aus Schlamm, und wilde Augustwinde machten Luftsprünge wie Hasen auf einem Feld voller Felsblöcke, über und durch die Stille der

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