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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Schließlich dienen sie dem Königreich, nicht Ezgara Diskanar. Letheras wird wirklich hässlich werden, Hull Beddict. Nicht so, wie das hier hässlich war, aber in mancherlei Hinsicht schlimmer, würde ich –«
    »Sei still, Sklave! Sei still, oder ich bringe dich um!«
    »Diese Drohung kümmert mich nicht sehr, Hull Beddict.«
    Sie erreichten die Kuppe. Federhexe und ein halbes Dutzend anderer Sklaven kümmerten sich um die Frauen der Edur. Uruth lag lang ausgestreckt auf dem Boden, geschüttelt von irgendwelchen Krämpfen. Eine dritte Frau war gestorben.
    »Stimmt was nicht, Hull Beddict?«, fragte Udinaas und ließ den Arm des Mannes los. »Hattest du keine Gelegenheit, auf deine Feinde loszugehen? Auf diese zwangsrekrutierten Schuldner und die verzweifelten Narren, die Würde in einer Uniform zu finden versuchten? Den verhassten Feind.«
    Hull Beddict wandte sich ab. »Ich muss den Imperator finden. Ich muss ihm erklären …«
    Udinaas ließ ihn gehen. Der Knochenregen hatte endlich aufgehört, jetzt hing nur noch Staub am Himmel. Die in Trümmern liegende Feste brannte; die dichten Rauchwolken würden von den Wällen von Letheras aus zu sehen sein.
    Der Sklave trat zu Federhexe. »Wird Uruth überleben?«
    Sie schaute auf, ihr Blick war merkwürdig ausdruckslos. »Ich nehme es an.«
    »Das war Kurald Emurlahn, oder?«
    »Ja.«
    Udinaas wandte sich ab. Er musterte die Senke, die unzähligen Edur, die hier und dort zwischen den verbrannten Leichen ihrer Verwandten herumwanderten, zwischen weißen Knochen und metallisch schimmernden Rüstungen. Ein unblutiges Schlachtfeld. Jheck-Wechselgänger streiften auf den entfernten Hügelhängen umher; sie waren auf der Jagd nach Versprengten, doch diejenigen, die noch nicht geflohen waren, waren längst zu Leichen oder gar nur zu Überresten von Leichen geworden. Ein paar Dutzend Schattengespenster schwebten hier und da durch die Luft.
    Er sah Rhulad, umgeben von Kriegern, wie er über das Schlachtfeld zurückgestapft kam. Auf Hannan Mosags Position zu. Der Sklave setzte sich in Bewegung, um zum Imperator zu gelangen. Es würden Worte gewechselt werden, und der Sklave wollte sie hören.
     
    Trull und seine Kompanie standen am Rand des ausgetrockneten Flussbetts. Auf der anderen Seite bedeckten die Leichen von Soldaten das Gelände vom alten Flussufer bis zum Grat der Hügel, die sich parallel zum Fluss erstreckten. Fünfzehnhundert Schritt zu ihrer Linken näherten sich die vordersten Reihen der Armee von Tomad und Binadas Sengar. Es gab Anzeichen dafür, dass sie ebenfalls in eine Schlacht geraten waren. In eine traditionelle Schlacht, Schwert gegen Schwert.
    »Sie haben die Standarte des Kunsthandwerker-Bataillons erbeutet«, sagte Ahlrada Ahn und zeigte hinüber.
    Trull warf noch einmal einen Blick auf das Schlachtfeld östlich des Flussbetts. »Was waren dann das da drüben für Einheiten?«
    »Die Weißfinder und die Zerrissene, nehme ich an. Sie sind eingebrochen, als sie gesehen haben, wie es dem Kaufmannsund dem Königs-Bataillon ergangen ist und die Säulen angefangen haben, sich auf sie zuzubewegen.«
    Trull, der sich elend fühlte, schaute weg – doch es gab keine Richtung, in die er seinen Blick lenken konnte. Auf allen Seiten gab es nichts zu sehen als die langsam niedersinkende Asche des Wahnsinns.
    »Die Tiste Edur«, sagte Ahlrada Ahn, »haben sich ein Imperium erobert.«
    Seine Worte wurden von Sergeant Canarth gehört, der daraufhin zu ihnen trat. »Du verleugnest die Hälfte deines Blutes, Ahlrada? Findest du diesen Sieg bitter? Ich verstehe jetzt, warum du an Trull Sengars Seite stehst. Ich verstehe jetzt – wir alle verstehen jetzt«, fügte er hinzu und machte eine Geste, die die hinter ihm stehenden Krieger einschloss, »warum du Trull so verteidigst, warum du dich weigerst, es mit uns zu halten.« Canarths harter Blick richtete sich auf Trull. »Oh ja, Trull Sengar, in den Adern deines Freundes hier fließt das Blut der Verräter. Das ist zweifellos der Grund, wieso ihr beide so enge Freunde seid.«
    Trull löste den Speer von seinem Rücken. »Ich bin deiner Worte müde, Canarth. Mach deine Waffe bereit.«
    Die Augen des Kriegers verengten sich, dann grinste er und griff nach seinem eigenen Speer. »Ich habe dich kämpfen sehen, Trull. Ich kenne deine Schwächen.«
    »Macht Platz«, sagte Trull, und die anderen wichen zurück, so dass sich eine kreisförmige freie Fläche bildete.
    Ahlrada Ahn zögerte. »Tu das nicht, Trull. Canarth, zieh

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