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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ist …«
    Das Schwert zuckte, wie Haare, die sich aufstellten, wie Lust, die erwachte, und der Sklave sah nichts Kaltes in Rhulads Augen.
    »Er hat den Peitschenhieb bereits gespürt, Imperator«, sagte Udinaas. »Alles, was noch zu tun bleibt, ist, all das, was gerade geschehen ist … nicht anzuerkennen. Eure Brüder und Euer Vater werden das hören wollen, wie Ihr sehr wohl wisst. Von ihnen wird es dann zu allen Edur dringen, zu allen Verbündeten. Zu Uruth.« Mit einer Stimme, die kaum mehr als ein krächzendes Flüstern war, fügte er hinzu: »Sie möchten die Dinge verwickelter erscheinen lassen, als sie es sind, Höherer – jene, die sich um Euch und Eure Macht versammelt haben und auch weiterhin versammeln. Doch Ihr seht klar und erkennt die Wahrheit, denn das ist das schreckliche Geschenk, das mit dem Schmerz einhergeht.«
    Rhulad nickte, während er die sich nähernden Männer anstarrte. »Ja, solch ein schreckliches Geschenk. Klarheit und Wahrheit …«
    »Höherer«, rief Hannan Mosag.
    Rhulads einzige Antwort war eine beiläufige Geste mit dem Schwert. »Jetzt nicht«, sagte er krächzend, den Blick immer noch auf seinen Vater und seine Brüder gerichtet.
    Gekränkt schwieg der Hexenkönig, und sein Gesicht verdüsterte sich angesichts dieser Demütigung.
    Udinaas drehte sich um und schaute zu, wie die Sengars sich an den Aufstieg zur Hügelkuppe machten. Leugne nicht deine eigenen Gedanken in dieser Angelegenheit, Sklave. Hannan Mosag, dieser Bastard, muss getötet werden. Und zwar bald.
    Theradas Buhn, der ganz in der Nähe stand, sagte: »Ein großer Sieg, Höherer.«
    »Wir sind erfreut«, sagte Rhulad, »dass du es so siehst, Theradas Buhn.«
    Hol mich der Abtrünnige, der Bursche lernt verdammt schnell.
    Als die Sengars die Kuppe erreichten, trat Binadas als Erster vor und ließ sich vor Rhulad auf ein Knie sinken. »Imperator.«
    »Binadas, warst du an diesem Tag unser Mann – oder Hannan Mosags?«
    Klarheit und Wahrheit.
    Binadas blickte auf. Er wirkte verwirrt. »Höherer, für die Armee von Tomad Sengar hat bisher noch keine Notwendigkeit bestanden, Zauberei einzusetzen. Unsere Eroberungen sind rasch geschehen. Die Schlacht heute Morgen war wild, der Ausgang einige Zeit lang ungewiss, doch die Edur haben sich durchgesetzt.
    Wir haben Verluste erlitten, aber das war zu erwarten – nicht, dass es deswegen weniger bedauerlich wäre.«
    »Steh auf, Binadas«, sagte Rhulad. Er seufzte schwer unter seiner goldenen Rüstung.
    Udinaas sah, dass im Gefolge der Sengars jetzt auch Hull Beddict herankam. Er sah nicht besser aus als vorhin, lief noch immer herum wie ein Mann mit einem Schädelbruch, der halb den Verstand verloren hatte. Als Udinaas den Letherii musterte, verspürte er einen Stich des Bedauerns – schließlich war er zuvor ziemlich hart mit ihm umgesprungen.
    Tomad ergriff das Wort. »Imperator, wir haben eine Nachricht von Uruth. Sie hat sich so weit erholt –«
    »Wir sind erleichtert«, unterbrach ihn Rhulad. »Ihre gefallenen Schwestern müssen geehrt werden.«
    Tomad zog ein wenig die Brauen hoch und nickte dann.
    Der Imperator trat zu Forcht und Trull. »Brüder, sind die beiden Kenryll`ah zurückgekehrt?«
    »Nein, Höherer«, erwiderte Forcht. »Auch der Forkrul Assail ist nicht mehr aufgetaucht. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass die Jagd noch andauert.«
    Dies war eine gute Idee, dachte Udinaas. Dass Rhulad von Dingen sprach, von denen nur wenige der Anwesenden etwas wussten, wodurch er das Band verstärkte, das ihn mit Forcht und Trull verband. Es war natürlich auch ein Zeichen für Tomad, ihren Vater. Und für Binadas, der nun das Gefühl bekommen musste, auf einem schrecklich schmalen Pfad zwischen Rhulad und dem Hexenkönig zu stehen und das Gleichgewicht halten zu müssen. Und der sich bald würde entscheiden müssen.
    Abtrünniger, rette uns – was für ein Schlamassel steht diesen Tiste Edur bevor.
    Rhulad legte Trull eine Hand auf die Schulter und schritt dann an ihm vorbei. »Hull Beddict, höre unsere Worte.«
    Der Letherii richtete sich auf, blickte sich blinzelnd und suchend um, bis er den Imperator ausmachte. »Höherer?«
    »Wir trauern an diesem Tag, Hull Beddict. Um die auf so … unwürdige Weise Gefallenen. Uns wäre es lieber gewesen, diesen Tag zu einem Tag des ehrenvollen Triumphs zu machen, einem Tag des Mutes und des Ruhms auf beiden Seiten. Uns wäre es lieber gewesen, Hull Beddict, wenn dieser Tag … sauber geblieben wäre.«
    Kalter Zorn, in

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