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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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von den Scheißkerlen mit in den Tod genommen. Sobald die Edur weg waren, hab ich Crillo hingeschickt, um sicherzugehen, dass er auch tatsächlich tot ist –«
    »Sie hatten ihn in Stücke gehauen«, unterbach Crillo ihn grinsend.
    »- und das war er auch«, fasste der Truppführer zusammen und warf Crillo einen düsteren Blick zu. Dessen Grinsen wurde nur noch breiter.
    »Und was ist mit dem anderen?«, fragte Gerun, während er die Umgebung musterte. Es wäre nicht gerade geschickt, ausgerechnet jetzt einer Kompanie Tiste Edur über den Weg zu laufen.
    Der Truppführer machte ein finsteres Gesicht. »Crillo hat ihn erwischt. Ein verdammt glücklicher Wurf mit dem Messer –«
    »Mit Glück hatte das nichts zu tun«, unterbrach ihn Crillo. »Der arme Kerl hat gar nicht mitbekommen, dass es geflogen kam –«
    »Weil er den Rest von uns erwischt hatte –«
    »Sie sind beide tot?«, fragte Gerun. Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist wirklich Glück. Eigentlich hätte es nicht so leicht sein dürfen. Na schön, damit bleibt noch der Mann auf dem Dach. Er hat bestimmt nach Zeichen von seinen Brüdern Ausschau gehalten, und jetzt sieht er keine mehr. Was bedeutet, dass er wissen wird, dass wir kommen.«
    »Es ist nur ein einziger Mann, Finadd –«
    »Ein Shavankrat, Crillo. Werd jetzt nicht übertrieben selbstbewusst, nur weil der Abtrünnige uns bisher den richtigen Weg entlanggestupst hat. In Ordnung, wir werden ab jetzt zusammenbleiben –« Er verstummte und bedeutete dann allen, sich zu ducken.
    Dreißig Schritt voraus kam eine einzelne Gestalt aus einer Seitengasse auf die Straße gerannt. Eine Tiste Edur. Wie ein erschrecktes Reh blieb sie erstarrt stehen, während sie den Kopf hierhin und dahin wandte. Noch bevor sie Gelegenheit hatte, dorthin zu blicken, wo Gerun und seine Männer sich befanden, hörte sie etwas in dem Gässchen, aus dem sie gerade gekommen war, und schoss davon. Ein metallisches Aufblitzen in ihrer rechten Hand zeigte, dass sie einen Dolch oder ein Messer trug.
    Gerun Eberict grunzte. Sie war in die gleiche Richtung gerannt, in die er unterwegs war. Eine Tiste Edur. Allein. Er würde sich mit ihr vergnügen, bevor er sie tötete. Das hieß, nachdem er seine anderen Geschäfte erledigt hatte. Vielleicht könnte er sie ja auch noch seinen Männern überlassen. Crillo als Erstem, zur Belohnung für das, was er heute bereits getan hatte, um Brys’ verdammte Wachen loszuwerden.
    Der Finadd richtete sich auf. »Hinter ihr her – ist sowieso unsere Richtung.«
    Dunkles Gelächter von seinen Leuten.
    »Übernimm die Spitze, Crillo.«
    Sie setzten sich in Bewegung.
    Hinter den Läden der Fenster im zweiten Stock waren verschwommen Gesichter zu sehen – die ganze Stadt verkroch sich wie halb ertrunkene Ratten. Es war ekelhaft. Doch sie zeigten ihm, ja, sie zeigten ihm auf diese Weise, wie wenige von ihnen es verdienten zu leben. Das neue Imperium der Tiste Edur würde wohl kaum anders sein, vermutete er. Es würde Bedarf an Leuten bestehen, die die anderen beaufsichtigten, die rasch und unbestechlich Gerechtigkeit übten. Die Menschen würden auch weiterhin unverschämt sein. Würden auch weiterhin die Straßen verunreinigen. Und es würde immer noch Menschen geben, die einfach nur hässlich waren und die Gnade von Geruns Messer verdienten. Er würde genau wie bisher seiner Arbeit nachgehen können, aus dieser Stadt einen Ort der Schönheit zu machen -
    Sie hatten die Stelle erreicht, wo die Frau aus der Seitengasse aufgetaucht war. Crillo drehte sich um, deutete in die Richtung, in die sie gerannt war, als ein Speer seinen Kopf traf und ihn in einem Wirbel aus Blut, Hirnmasse und zerschmetterten Schädelknochen zu Boden gehen ließ.
    Einen Augenblick später kamen etwa zwei Dutzend Tiste-Edur-Krieger aus der Gasse gestürzt.
    »Auf sie!«, befahl Gerun Eberict und war zufrieden, als er sah, wie seine Männer vorwärts stürmten.
    An dem Finadd vorbei, der dann einen Schritt zurücktrat.
    Ich kann immer wieder neue Männer bekommen.
    Und losrannte.
    In die Richtung, in die auch die Frau gerannt war. Rein zufällig, natürlich. Sein wirkliches Ziel war Tehol Beddict. Er würde sie sich zuerst schnappen, würde sie gefesselt und geknebelt irgendwo in der Nähe zurücklassen, wo sie dann warten musste, bis er zurückkehrte. Das war jetzt, da er allein war, etwas schwieriger. Tehols Leibwächter würde eine Herausforderung darstellen, doch wenn die Schneiden des eigenen Schwerts mit Gift

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