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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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eingeschmiert waren, reichte natürlich schon der kleinste Schnitt, um einen Mann zu töten. Rasch zu töten.
    Da!
    Die Frau hatte sich zwanzig Schritt voraus in einer Nische versteckt. Als er sich näherte, schoss sie davon.
    Gerun rannte schneller.
    Oh, er wollte sie jetzt unbedingt. Sie war schön. Er sah das Messer in ihrer Hand und lachte. Es war ein Fischmesser – als er in dem Dorf der Hiroth gewesen war, hatte er die Letherii-Sklaven dort solche Messer benutzen sehen.
    Er rannte so schnell er konnte und holte rasch auf.
    Über eine weitere Straße, in die nächste Gasse.
    Sie waren jetzt ziemlich nah bei Tehols Haus. Doch er konnte sie immer noch rechtzeitig erreichen – noch fünf Schritte -
     
    »Es gibt Ärger.«
    Überrascht drehte Tehol sich um. »Dann seid Ihr also doch nicht stumm …« Seine Stimme erstarb, als er das Unbehagen im Blick des Leibwächters sah. »Das heißt dann wohl, es gibt richtigen Ärger.«
    »Meine beiden Brüder sind tot. Gerun Eberict kommt.«
    »Die Stadt ist voller Edur«, sagte Tehol und breitete die Arme aus – die Geste umfasste die umliegenden Dächer, Brücken und Stufen. »Sie streunen herum wie Wölfe. Und dann sind da noch die echten Wölfe –«
    »Es ist Gerun.«
    Tehol musterte den Mann. »In Ordnung. Er ist unterwegs, um uns einen Besuch abzustatten. Was sollen wir also tun?«
    »Sie können die Wände hochkommen – genauso wie Eure Freundin, die Diebin. Wir müssen nach unten. Wir brauchen einen Ort, der nur eine einzige Tür hat.«
    »Nun, da ist dieses Lagerhaus gegenüber – ich kenne es ziemlich gut –«
    »Dann lasst uns gehen.«
    Der Leibwächter ging zur Luke, kniete sich an den Rand und spähte vorsichtig in den darunterliegenden Raum. Er winkte Tehol zu sich und machte sich daran hinunterzusteigen.
    Augenblicke später standen sie im Zimmer. Der Leibwächter ging zum Ausgang, zog den Vorhang ein winziges Stück zurück und spähte nach draußen. »Sieht gut aus. Ich werde vorangehen, zu der Mauer da drüben –«
    »Das ist die Mauer des Lagerhauses. Es gibt da einen Wächter, Chalas –«
    »Ich wäre ziemlich überrascht, wenn er immer noch da wäre.«
    »Auch wieder wahr. Na gut. Wenn wir an der Mauer sind, wenden wir uns nach rechts. Um die Ecke rum und dann durch die Tür zum Büro hinein – das ist die erste Tür, auf die wir stoßen werden. Die großen Schiebetüren sind bestimmt verriegelt.«
    »Und wenn die Tür zum Büro abgeschlossen ist?«
    »Ich weiß, wo der Schlüssel versteckt ist.«
    Der Leibwächter nickte.
    Sie traten in den engen Durchgang hinaus, wandten sich nach links und näherten sich der Straße.
     
    Drei weitere Schritte.
    Sie warf einen verzweifelten Blick zurück und wurde dann plötzlich noch schneller.
    Gerun knurrte wütend, streckte eine Hand aus.
    Ein wimmernder Laut entrang sich ihrer Kehle, und gerade, als sie die Mündung der Gasse erreichten, hob sie ihr Messer.
    Und stieß es sich in die Brust.
    Gerun war eine Handbreit hinter ihr, genau vor einem Durchgang zwischen zwei Lagerhäusern – als er plötzlich gepackt, von den Beinen gerissen und in den dunklen Gang gezerrt wurde.
    Eine Faust krachte in sein Gesicht und zerschmetterte ihm die Nase. Halb betäubt konnte er nichts dagegen tun, dass ihm das Schwert aus der Hand gerissen und der Helm abgenommen wurde.
    Gewaltige Hände hoben ihn hoch und schmetterten ihn hart gegen eine Mauer. Einmal, zweimal, dreimal, und bei jedem Aufprall krachte Geruns Hinterkopf gegen die Steine. Dann wurde er auf die schmierigen Pflastersteine geschleudert, wobei er sich die rechte Schulter und das Schlüsselbein brach. Ihm schwand das Bewusstsein. Als es einen Augenblick später zurückkehrte, war er sich undeutlich einer großen, ungeschlachten Gestalt bewusst, die in der Düsternis über ihm kauerte.
    Eine riesige Hand zuckte herunter und legte sich auf Geruns Mund, und die Gestalt erstarrte.
    Das Geräusch schneller Schritte in der Gasse – ein Dutzend, vielleicht auch mehr Männer, die alle Mokassins trugen, das Klirren von Waffen. Dann waren sie vorbei.
    Mit getrübtem Blick starrte Gerun hoch in ein ihm unbekanntes Gesicht. Ein Halbblut. Halb Tarthenal, halb Nerek.
    Der große Mann schob sich noch ein bisschen näher an ihn heran. »Für das, was du ihr angetan hast«, sagte er in rauem Flüsterton. »Und glaube nicht, dass es schnell gehen wird …«
    Mit der Hand über seinem Mund konnte Gerun nichts sagen. Auch keine Fragen stellen. Und er hatte viele Fragen.
    Es

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