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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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auf dem sie standen, war trügerisch.
    Einer erledigt. Eisenhart war erfreut -
    Und dann schüttelte sich der fünfte und richtete sich wieder auf. Einäugig drehte er sich um, um sich dem Bekenner erneut zu stellen.
    »Du hast unseren Bruder verletzt«, sagte einer.
    »Und da kommt noch mehr«, antwortete Eisenhart.
    »Es ist nicht gut, Götter zu verwunden.«
    Götter?
    »Wir sind die Seregahl«, sagte der vorderste Toblakai. »Bevor du uns verletzt hast, hättest du vielleicht um Gnade betteln können. Du hättest vielleicht auf die Knie sinken und uns anbeten können, und vielleicht hätten wir dich angenommen. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Nein«, stimmte der Bekenner ihm zu. »Ich nehme an, jetzt nicht mehr.«
    »Ist das alles, was du sagen willst?«
    Er zuckte die Schultern. »Sonst kommt mir nichts in den Sinn.«
    »Du runzelst die Stirn. Warum?«
    »Nun, ich habe heute schon einen Gott getötet«, sagte Eisenhart. »Wenn ich gewusst hätte, dass dies ein Tag zum Töten von Göttern werden wird, hätte ich mir das alles vielleicht besser eingeteilt«.
    Die fünf schwiegen einen Augenblick, dann fragte der Erste: »Welchen Gott hast du heute getötet, Fremder?«
    »Die Meute.«
    Ein Zischen von dem Toblakai zur äußersten Rechten. »Die, die uns entkommen sind. Die Schnellen!«
    »Ja, sie waren schnell«, sagte Eisenhart und nickte. »Aber nicht schnell genug, wie es scheint.«
    »Vielwandler.«
    »Ja«, sagte der Bekenner. »Sie waren zu sechst … und ihr seid nur fünf.«
    »Bei dem hier sollten wir vorsichtig sein«, sagte der erste Toblakai zu seinen Brüdern.
    »Wir sind frei«, knurrte der Einäugige. »Wir müssen den hier töten, um frei zu bleiben.«
    »Stimmt. Das ist Grund genug.«
    Sie begannen wieder vorzurücken.
    Eisenhart seufzte innerlich. Zumindest hatte er sie nervös gemacht. Und das mochte ihm helfen, ein bisschen länger am Leben zu bleiben. Und außerdem, erinnerte er sich, hatte er schon Schlimmerem gegenübergestanden.
    Nun, vielleicht auch nicht. Vielleicht? Wem mache ich hier eigentlich etwas vor?
    Er verlagerte sein Gewicht, hob sich auf die Fußballen, machte sich bereit, den Tanz zu beginnen. Den Tanz des Am-Leben-Bleibens.
    Bis Hilfe kam.
    Hilfe … von einem kleinen, dicklichen Mann mit schütterem Haar. Oh, beim Vermummten, Eisenhart, versuche einfach am Leben zu bleiben, so lange du kannst – vielleicht sterben sie ja vor Erschöpfung.
    »Seht nur«, quengelte einer der Toblakai, »er lächelt.«
     
    Unsichtbare Stürme rasten durch die Straßen und hämmerten auf die Stadt ein. Baggs Kopf schmerzte von den chaotischen Ausbrüchen von Macht, dem Aufeinanderprallen grimmiger Willenskräfte. Er konnte immer noch die ohnmächtige Wut des alten Gottes spüren, der unter dem Eis des Trübsees gefangen war – die Falle des Ceda hatte in der Tat gut funktioniert, und selbst jetzt wurde das Eis langsam noch dicker, schloss sich enger um die Kreatur in der versiegelten Höhle, und noch ehe die Sonne unterging, würde sie sich im Eis eingeschlossen finden und spüren, wie unerträgliche Kälte in ihr Inneres kroch und ihr jegliches Gefühl und schließlich das Leben raubte.
    Es kam Gutes dabei heraus, wenn man nett zu einem oder einer Jaghut war, etwas, was die T’lan Imass nie verstanden hatten.
    Bagg strebte dem Ende des Gässchens entgegen, hinter dem der alte Azath-Turm zu sehen war. Er hoffte, Eisenhart hatte sich nicht zu etwas Überstürztem hinreißen lassen – etwa den Hof allein zu betreten. Kessel würde ihn in jedem Fall davor gewarnt haben. Mit ein bisschen Glück war der begrabene Verbündete des Kindes nicht mehr begraben. Der Bekenner sollte ihn unterstützen, das war alles, und auch das nur, wenn es notwendig wurde. Dies war schließlich nicht der Kampf jenes Mannes -
    Seine Schritte verlangsamten sich, als eine Woge kalter Furcht ihn überschwemmte. Er tastete mit seinen Sinnen umher und entdeckte Bewegung, wo keine Bewegung sein sollte, ein Erwachen von Willenskraft, Absichten, die hell loderten, Schicksalsfäden, die sich aufeinander zubewegten …
    Der Diener drehte sich um und fing an zu rennen.
     
    Vier seiner besten Leute kamen Gerun Eberict auf der Straße entgegen. Der Finadd hob eine Hand, um die Männer, die ihm dichtauf folgten, zum Stehen zu bringen.
    »Finadd«, sagte der Truppführer, als er ihn erreicht hatte, »wir hatten wirklich Glück. Der Bruder am vordersten Aussichtspunkt wurde von einer Horde Edur auf die Straße gescheucht. Er hat sechs

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