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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war allerdings offensichtlich, dass das Halbblut daran kein Interesse hatte.
    Was, wie Gerun zu sich selbst sagte, wirklich zu dumm war.
     
    Tehol war drei Schritte hinter dem Wächter, der die Mauer des Lagerhauses fast erreicht hatte, als ein kratzendes Geräusch ihn aufschreckte. Er blickte nach rechts und sah eine Edur aus der Mündung einer Gasse taumeln. Der Griff eines Messers ragte aus ihrer Brust, und sie blutete.
    Mit stummem Entsetzen im Blick schaute sie Tehol an. Streckte eine blutgefleckte Hand nach ihm aus, stürzte hin, landete auf ihrer linken Seite und rutschte noch ein kleines Stück über die Pflastersteine, ehe sie schließlich liegen blieb.
    »Wächter!«, zischte Tehol und änderte die Richtung. »Sie ist verletzt –«
    »Nein!«, erklang es von der Mauer des Lagerhauses.
    Als Tehol sie erreichte, blickte er auf und sah Tiste-Edur-Krieger aus der Mündung der Gasse stürmen. Ein Speer flog auf ihn zu -
    - und wurde von dem Wächter abgefangen, der sich von links kommend vor Tehol warf. Die Waffe traf den Mann unter dem linken Arm, brach Rippen, als sie sich tief in seine Brust bohrte. Mit einem leisen Ächzen stolperte der Wächter ein paar Schritte zurück, brach dann auf der Straße zusammen. Blut lief ihm aus Mund und Nase.
    Tehol erstarrte zu absoluter Reglosigkeit.
    Die Edur schwärmten vorsichtig aus und bildeten einen groben Kreis um Tehol und die tote Frau. Einer untersuchte den Leibwächter, drehte ihn mit dem Fuß um. Es war offensichtlich, dass der Wächter ebenfalls tot war.
    Ein Edur wandte sich in der Handelssprache an Tehol. »Du hast sie getötet.«
    Tehol schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist plötzlich hier aufgetaucht, bereits verwundet. Ich wollte … Ich wollte ihr helfen. Es tut mir Leid …«
    Der Krieger grinste höhnisch. »Midik, sieh nach, ob der Letherii bewaffnet ist«, sagte er dann zu dem jüngeren Edur an seiner Seite.
    Derjenige namens Midik trat zu Tehol. Er tastete ihn kurz ab und schnaubte verächtlich. »Er hat nur Lumpen an, Theradas. Darunter kann er nichts verstecken.«
    Ein dritter Krieger mischte sich ein. »Er hat Mayen getötet. Wir sollten ihn mit zurücknehmen –«
    »Nein«, knurrte Theradas. Er schob sein Schwert in die Scheide und stieß Midik zur Seite, trat dann dicht an Tehol heran. »Seht ihn euch an«, sagte er wütend. »Seht die Überheblichkeit in seinen Augen.«
    »Ihr seid nicht sonderlich gut darin, den Gesichtsausdruck eines Letherii zu lesen«, sagte Tehol traurig.
    »Das ist wirklich zu dumm – für dich.«
    »Ja«, antwortete Tehol, »ich nehme an –«
    Theradas schmetterte ihm die behandschuhte Faust ins Gesicht.
    Tehols Kopf wurde nach hinten gerissen, seine Nase knackte laut. Er beugte sich nach vorn, beide Hände vors Gesicht geschlagen, und dann krachte ein Fuß diagonal gegen sein rechtes Schienbein und brach beide Knochen. Er fiel hin. Eine Ferse stampfte auf seinen Brustkorb, brach Rippen.
    Tehol konnte spüren, wie sein Körper versuchte, sich zusammenzukrümmen, während Tritte und Schläge auf ihn niederprasselten. Ein Fußtritt traf seine linke Wange, zerschmetterte den Knochen und brachte den Augapfel zum Platzen. Weißes Feuer loderte durch seinen Schädel, verdüsterte sich rasch zu trübem Schwarz.
    Ein weiterer Tritt renkte ihm die linke Schulter aus.
    Und eine Ferse zermalmte ihm den linken Ellbogen. Als immer mehr Tritte ihn in den Bauch trafen, versuchte er, die Knie anzuziehen, doch auch auf sie wurde getreten, bis sie brachen. Irgendwo tief in seinem Unterleib barst etwas, und er spürte, wie er sich benässte.
    Und dann landete eine Ferse seitlich auf seinem Kopf.
     
    Fünfzig Schritt weiter die Straße entlang näherte sich Hull Beddict. Er sah eine Horde Tiste Edur, die ganz offensichtlich jemanden zu Tode traten. Plötzlich hatte er ein komisches Gefühl im Magen und beschleunigte seine Schritte. Außerhalb des Kreises lagen Leichen, wie er sah. Ein Soldat in den Farben der Palastgarde, aus dem der Schaft eines Speers ragte. Und … eine Edur.
    »Beim Abtrünnigen, was ist hier geschehen?«
    Er wollte losrennen -
    - und stellte fest, dass ihm jemand den Weg verstellte.
    Ein Nerek. Einen Augenblick später erkannte Hull ihn. Es war einer der Diener von Buruk dem Bleichen.
    Stirnrunzelnd machte Hull einen Schritt zur Seite, während er sich fragte, wie es kam, dass der Mann jetzt hier war – doch der Nerek machte den Versuch, ihn zu umgehen, zunichte, indem er ebenfalls zur Seite trat.
    »Was soll

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