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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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das?«
    »Du bist gerichtet worden, Hull Beddict«, sagte der Nerek. »Es tut mir Leid.«
    »Gerichtet? Bitte, ich muss –«
    »Du hast dich entschlossen, dich dem Imperator der Tiste Edur anzuschließen«, sagte der Nerek. »Du hast dich entschlossen, Verrat zu begehen.«
    »Ich wollte Lether ein Ende machen, ja – na und? Dieses verdammte Königreich wird nie mehr andere Völker vernichten -Völker wie die Nerek, die Tarthenal –«
    »Wir haben gedacht, wir würden dein Herz kennen, Hull Beddict, doch jetzt sehen wir, dass es schwarz geworden ist. Es ist vergiftet, denn in dir ist keine Vergebung.«
    »Vergebung?« Er streckte die Arme aus und wollte den Nerek beiseite schieben. Sie schlagen jemanden. Prügeln ihn zu Tode. Ich glaube -
    Von hinten bohrten sich zwei Messer in seinen Rücken; die nach oben gerichteten Stöße trafen ihn jeweils unter dem Schulterblatt.
    Sich im Schock krümmend starrte Hull Beddict den Nerek an, der vor ihm stand, und sah, dass der junge Mann weinte. Was? Warum -
    Er sank auf die Knie, wurde schwächer, und auch der Sturm der Gedanken – der Gefühle und Wünsche, die ihn jahrelang heimgesucht hatten – wurde schwächer, versank in grauem, ruhigem Nebel. Der Nebel stieg höher, und plötzlich war ein kühles Gefühl in seinen Muskeln. Es ist … Es ist … so …
    Hull Beddict fiel vornüber, aufs Gesicht, doch er spürte schon nicht mehr, wie er auf den Pflastersteinen aufschlug.
     
    »Hört auf. Bitte –«
    Die Tiste Edur drehten sich um und sahen einen Letherii um die Ecke des Lagerhauses herumkommen, hinter der er sich versteckt gehabt hatte. Unscheinbar, hinkend, einen Knüppel hinter den aus einem Seil bestehenden Gürtel gesteckt, schob sich der Mann vorwärts und sprach weiter in der Handelssprache zu ihnen. »Er hat niemandem etwas getan. Nie. Bitte, tötet ihn nicht. Ich habe es gesehen, versteht Ihr.«
    »Was hast du gesehen?«, wollte Theradas wissen.
    »Die Frau, sie hat sich selbst das Messer in die Brust gestoßen. Schaut Euch das Messer an, seht selbst.« Chalas rang die Hände, den Blick auf die blutige, reglose Gestalt von Tehol gerichtet. »Bitte, schlagt ihn nicht mehr.«
    »Du musst etwas lernen«, sagte Theradas und bleckte die Zähne. »Wir richten uns nach den Worten unseres Imperators. Dieser Tag soll ein Tag des Leidens sein, alter Mann. Und jetzt verschwinde, oder du wirst das gleiche Schicksal erleiden.«
    Chalas überraschte sie, indem er sich nach vorn über Tehol warf, und sich dann so hinlegte, dass er so viel von ihm schützte, wie er nur konnte.
    Midik Buhn lachte.
    Schläge hagelten herab, noch schlimmer als zuvor, und es dauerte nicht lange, bis Chalas das Bewusstsein verlor. Ein halbes Dutzend weiterer Tritte stießen den Mann von Tehol herunter, bis die beiden schließlich Seite an Seite lagen. Von plötzlicher Ungeduld erfasst, stampfte Theradas mit dem Fuß auf einen der Köpfe, so kräftig, dass der Schädel barst und das Hirn zermatscht wurde.
     
    Turudal Brizad, der auf der hinteren Seite der Brücke stand, spürte, wie die bösartige Zauberei über ihn hinwegwogte. Einen Augenblick zuvor waren die Soldaten, die die Brücke versperrt hatten, in dem grauen Wirbel magischer Energien gestorben, und jetzt schien es, als würde sich die schreckliche Zauberei in der Stadt ausbreiten. Sie brandete in die nächstgelegenen Gebäude, und dem Abtrünnigen reichte es jetzt.
    Er stupste die wilde Macht an, die durch die Gebäude hetzte, lenkte sie nach unten, an bewohnten Räumen vorbei, und weiter nach unten, an den verborgenen Tunneln der Rattenfängergilde vorbei, in denen sich so viele Bürger ängstlich zusammenkauerten, und in den leblosen Schlamm und Lehm des längst toten Sumpfs. Wo sie nichts ausrichten konnte und langsamer und langsamer wurde – bis sie schließlich gefangen war.
    Einen Augenblick später wurde deutlich, dass der Hexenkönig den Eingriff nicht wahrgenommen hatte, mit dem die Magie zurückgenommen, die vergiftende Leitung vom Verkrüppelten Gott einmal mehr verschlossen wurde. Hannan Mosags Körper würde glücklicherweise nicht mehr sehr darunter leiden.
    Nicht, dass es eine Rolle spielte.
    Er schaute zu, wie zwei Dutzend Edur in die Stadt vordrangen, zweifellos auf der Suche nach der Frau, die ihrem Stamm weggelaufen war. Doch daraus würde nichts Gutes erwachsen, wie der Abtrünnige wusste. Tatsächlich zeichnete sich ein ungeheuerlicher Irrtum ab, und er trauerte deshalb.
    Er tastete mit seinen Sinnen und erhielt

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