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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einen Blick zu und sagte: »Überlasse den Letherii mir. Es wird noch einige Zeit dauern, bis er aufwacht.« Und dann glitt das Gespenst hinunter in das wirbelnde Wasser.
    Silchas Ruin holte tief Luft und warf zum ersten Mal einen Blick auf die Schwerter in seinen Händen. »Die hier sind merkwürdig. Doch ich spüre, dass der Sterbliche gut gewählt hat. Kind, komm hinter mich.« Er sah sie an und nickte. »Es ist an der Zeit, mein Versprechen zu erfüllen.«
     
    Corlo hatte keine Ahnung, wozu das alles führen würde. Ein Bekenner konnte in der Tat sterben, wenn er schwer genug verletzt wurde. Es war, wie er glaubte, mindestens so sehr eine Frage des Willens wie alles andere. Und er kannte Eisenhart schon sehr lange, wenn auch noch nicht so lange wie andere Bekenner. Seiner Ansicht nach gab es allerdings keinen anderen, der sich mit Eisenhart messen konnte, wenn es um reine Willenskraft ging.
    Der Hohemagier war erschöpft, ausgelaugt. Er konnte die vier verbliebenen Götter nicht mehr beeinflussen, obwohl glücklicherweise einer von ihnen angesichts eines verrückten Tarthenal ausreichend eigene Probleme hatte – denn der Sterbliche versuchte anscheinend, das Unmögliche zu vollbringen: einen seiner Götter zu Tode zu quetschen. So viel zum Thema Dickköpfigkeit.
    Er war wieder und wieder geschlagen worden, doch er wollte seine tödliche Umarmung nicht aufgeben. Eisenhart hatte brillant gekämpft, hatte die übrigen drei immer wieder abgelenkt, um den Tarthenal am Leben zu halten, doch der Bekenner war selbst fast am Ende. Nie zuvor hatte Corlo so einen Kampf gesehen, nie zuvor war er Zeuge des vollen Ausmaßes der Fähigkeiten des Bekenners geworden. Von Gardisten, die es wissen mussten, war immer gesagt worden, dass er fast so gut wie Schinder war. Und jetzt glaubte Corlo es.
    Er war mehr als nur ein bisschen überrascht, als zwei Leichname an ihm vorbei und auf den Torweg zugingen; einer von ihnen fauchte und fuchtelte pausenlos wild in der Luft herum.
    Sie blieben am Eingang zum Hof stehen, und er hörte die Frau einen Fluch ausstoßen, der auf einen bewundernswerten Einfallsreichtum hindeutete, und hörte sie dann fortfahren: »Ich weiß nicht, wie wir ihnen helfen können. Oh, Ublala, du großer, dummer Narr.«
    »Wir müssen angreifen, Shurq Elalle«, sagte der andere. »Und du weißt, dass ich Fänge und Krallen habe.«
    »Na, dann leg los.«
    Shurq Elalle? Die Besitzerin des Schiffes, mit der wir einen Kontrakt geschlossen haben? Unsere … Auftraggeberin? Corlo entknotete seine Beine, stöhnte vor Schmerzen und stand mühsam auf. »He, Ihr.«
    Shurq Elalle, die jetzt allein vor dem Eingang stand, drehte sich langsam um. »Meint Ihr mich?«
    Corlo humpelte zu ihr. »Corlo, meine Dame. Von der Karmesingarde. Wir haben mit Euch einen Kontrakt geschlossen –«
    »Wir?«
    »Ja, der Mann da, der Eurem großen, dummen Freund hilft. Das ist Eisenhart, mein Kommandant.«
    »Ihr hättet doch an Bord des Schiffs warten sollen!«
    Er blinzelte.
    Sie starrte ihn finster an. »Euer Kommandant wird gleich sterben.«
    »Ich weiß – wartet –« Er trat an ihr vorbei, auf den Pfad. »Wartet – da kommt etwas – schnell!« Er rannte in den Hof, und Shurq Elalle folgte ihm dichtauf.
     
    Der Toblakai in den Armen des Tarthenal sackte in sich zusammen, und Eisenhart hörte das Krachen von Rippen – einen Augenblick bevor einer der Götter an dem Bekenner vorbeiglitt und dem Tarthenal sein hölzernes Schwert seitlich gegen den Kopf knallte. Der große Mann fiel um und riss im Stürzen den toten Gott in seinen Armen mit.
    Verblüfft versuchte der Tarthenal fieberhaft, sich unter dem Leichnam herauszuwinden.
    Eisenhart sammelte alle seine noch verbliebenen, jedoch schnell schwindenden Kräfte und machte einen Satz, stellte sich über seinen unbekannten Verbündeten – und kam gerade noch rechtzeitig, um einen Schwerthieb abzuwehren und mit einem Schlag zu kontern, der den Angreifer zwang, einen Schritt nach hinten zu machen. Von rechts kam ein anderer herangesprungen, doch als ein Stück entfernt ein Donnerschlag ertönte, der den Boden erzittern ließ, wirbelte dieser Toblakai herum und wandte sich dem nahe gelegenen Hügelgrab zu, von dem die Erschütterung ausgegangen war.
    Aus dem jetzt eine große, bleiche Gestalt umgeben von einer Dampfwolke herausschritt, ein Schwert in jeder Hand.
    Der Bekenner, der einen Augenblick abgelenkt war, sah die Schwertklinge, die über seine Deckung glitt, noch nicht einmal

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