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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Durchgang entfernt kauerte ein Diener im Korridor. Entsetzte Augen blickten zu Udinaas auf, als er näher trat. »Hoch mit dir, Virrick. Der Imperator will Wein. Und etwas zu essen.«
    »Der Gott will essen?«
    »Er ist kein Gott. Etwas zu essen und zu trinken, Virrick, was zu einem Imperator passt. Und mach schnell.«
    Der Diener rappelte sich auf, schien davonrennen zu wollen.
    »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte Udinaas mit ruhiger Stimme. »Genau das, was man dir beigebracht hat.«
    »Ich habe Angst –«
    »Hör zu. Ich werde dir ein Geheimnis verraten. Du magst doch Geheimnisse, Virrick, oder?«
    Ein vorsichtiges Nicken.
    »Es ist folgendermaßen«, sagte Udinaas. »Wir Sklaven haben keinen Grund, uns zu fürchen. Die Edur hingegen haben allen Grund dazu, und das erlaubt es uns, weiterhin hinter ihrem Rücken zu lachen. Erinnerst du dich daran, dass du das getan hast, Virrick? Es ist dein Lieblingsspiel.«
    »I-ich erinnere mich, Udinaas.«
    »Gut. Und jetzt geh in die Küche, und sag es den anderen. Du kennst jetzt das Geheimnis. Verrate es ihnen, und sie werden folgen. Etwas zu essen und Wein. Wenn du fertig bist, bring alles zum Vorhang, und pfeif leise, wie du es normalerweise auch tun würdest. Virrick, die Dinge müssen wieder in ihren gewohnten Bahnen laufen, verstehst du das? Und diese Aufgabe fällt uns zu, den Sklaven.«
    »Federhexe ist davonge –«
    »Federhexe ist jung, und was sie getan hat, war falsch. Ich habe mit ihr gesprochen und werde das auch wieder tun.«
    »Ja, Udinaas. Du bist der Sklave des Imperators. Du hast das Recht dazu; in deinen Worten liegt viel Weisheit. Ich glaube, wir werden dir zuhören, obwohl du ein Schuldner bist. Du bist … erhoben worden.« Er nickte. »Federhexe hat uns im Stich gelassen –«
    »Sei nicht so hart mit ihr, Virrick. Und jetzt geh.«
    Udinaas schaute dem Diener hinterher, wie er den Korridor entlangeilte, dann drehte er sich um und kehrte in den Thronsaal zurück.
    »Warum hat das so lange gedauert?«, wollte Rhulad wissen. Er schien der Panik nah. »Ich habe Stimmen gehört.«
    »Ich habe Virrick Eure Wünsche erklärt, Imperator.«
    »Du bist zu langsam. Du musst schneller werden, Sklave.«
    »Das werde ich, Herr.«
    »Allen muss mitgeteilt werden, was sie zu tun haben. Niemand scheint in der Lage zu sein, selbstständig zu denken.«
    Udinaas sagte nichts; er wagte auch nicht zu lächeln, als der nahe liegende Gedanke in ihm aufstieg.
    »Du bist nützlich für uns, Sklave. Wir werden … wieder einmal … Hilfe brauchen, uns zu erinnern. Zu unerwarteten Zeiten. Und das wirst du dann für uns tun. Das, und dich zu angemessenen Zeiten um etwas zu essen und zu trinken kümmern.«
    »Ja, Herr.«
    »Und jetzt halt dich in Bereitschaft, während wir für einige Zeit unsere Augen ausruhen.«
    »Natürlich, Herr.«
    Er stand wartend und beobachtend ein Dutzend Schritte entfernt.
    Die Entfernung zwischen Imperator und Sklave.
     
    Als Trull sich zur Brücke aufmachte, sah er die Freisprecherin. Sie stand mitten auf der Brücke, reglos wie ein verschrecktes Reh, und ihr Blick war auf die Hauptstraße gerichtet, die durch das Dorf führte. Trull konnte nicht sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Er zögerte. Dann wandte sie den Kopf, und ihre Blicke trafen sich.
    Es gab keine Worte für das, was in diesem Augenblick zwischen ihnen geschah. Ein Blick, der forschend begann und sich dann rasch und unbeschreiblich in etwas anderes verwandelte. Der intensive Kontakt wurde beiderseits im nächsten Moment abgebrochen, eine instinktive Reaktion von ihnen beiden.
    In der peinlichen Zeitspanne, die dem Blick folgte, und die vielleicht ein halbes Dutzend Herzschläge währte, sprachen sie beide kein Wort. Trull stellte fest, dass er gegen ein Gefühl gewaltiger Leere in seiner Brust ankämpfte.
    Seren Pedac sprach als Erste. »Gibt es keinen Raum mehr, Trull Sengar?«
    Und er verstand. »Nein, Freisprecherin. Es gibt keinen Raum mehr.«
    »Ich glaube, Euch wäre es anders lieber gewesen, oder?«
    Die Frage kam der wortlosen Erkenntnis, die sie erst ein paar Augenblicke zuvor geteilt hatten, gefährlich nahe, und erneut sah er in ihren Augen … etwas aufflackern. Er schreckte innerlich vor einer ehrlichen Antwort zurück. »Ich diene meinem Imperator.«
    Das Flackern verschwand, wurde durch einen kühlen Blick ersetzt, der mühelos seine Verteidigung durchbrach, wie ein Messer, das sich in seine Brust bohrte. »Natürlich. Vergebt mir. Es ist zu spät für

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