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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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er?«
    »Der Gott? Ein jämmerlicher kleiner Scheißer, Rhulad. Der deine Seele in seinen Händen hält.«
    »Vater Schatten hat uns verlassen.«
    »Vater Schatten ist tot. Oder so gut wie.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil er, wenn er noch am Leben wäre, niemals zugelassen hätte, dass der Verkrüppelte Gott dich stiehlt. Dich und dein Volk. Er wäre hierher marschiert, an diesen Strand …« Withal verstummte.
    Und genau darauf lief es hinaus, wie ihm klar wurde. Das war die verdammte Wahrheit.
    Er hasste Frömmigkeit, er hasste die Götter. Und er war allein.
    »Ich werde ihn töten. Mit dem Schwert.«
    »Du Narr. Auf dieser Insel gibt es nichts, was er nicht hört, nicht sieht, nicht weiß.«
    Außer – vielleicht – der Idee, die nun in meinem Verstand ist. Und selbst wenn er es wüsste, wie könnte er mich aufhalten ? Nein, er weiß es nicht. Ich muss das einfach glauben. Denn wenn er es wüsste, würde er mich töten. Er würde mich auf der Stelle töten.
    Rhulad mühte sich auf die Beine. »Ich bin bereit für ihn.«
    »Bist du das?«
    »Ja.«
    Withal seufzte. Er warf einen Blick zu den beiden Naechts hinüber. Das Stück Treibholz, um das sie sich gestritten hatten, lag zwischen ihnen, doch es war nur noch ein Haufen Splitter. Beide Kreaturen starrten nachdenklich darauf hinunter, stocherten mit den Fingern darin herum. Der Meckros stand auf. »In Ordnung, mein Junge, gehen wir.«
     
    Sie befand sich hinter dem schwarzen Glas, in einem Tunnel aus durchscheinendem Obsidian, und es waren keine Geister da.
    »Kurald Galain«, sagte Corlo flüsternd und warf ihnen über die Schulter einen Blick zu. »Das hätte ich nicht erwartet. Ein verfaulter Fetzen erobertes Gebiet. Entweder das – oder die Edur wissen es nicht einmal, wissen noch nicht einmal, was sie benutzen.«
    Die Luft stank nach Tod. Nach verwelktem Fleisch, nach Gruft. Der schwarze Stein unter ihren Füßen war schmierig und tückisch. Die Decke über ihnen war nicht geglättet und befand sich kaum eine Handbreit über Eisenharts Kopf, der der größte von ihnen war.
    »Das Ganze ist ein verdammter, elender Irrgarten«, fuhr der Magier fort und machte an einer Abzweigung Halt.
    »Bring uns einfach nach Süden«, sagte Eisenhart brummig.
    »Na klar – aber welche Richtung ist das?«
    Die Soldaten versammelten sich um sie, murmelten und fluchten in ihrer seltsamen Sprache.
    Corlo blickte Seren an, sein Gesicht war merkwürdig angespannt. »Irgendwelche Vorschläge, Freisprecherin?«
    »Was?«
    Der Magier sagte etwas in seiner Sprache zu Eisenhart, der ein finsteres Gesicht machte und erwiderte: »Das reicht, und das gilt für euch alle. Sprecht Letherii. Seit wann gehört Unhöflichkeit zum Glaubensbekenntnis der Karmesingarde? Freisprecherin, dies ist die Feste der Dunkelheit –«
    »Es gibt keine Feste der Dunkelheit.«
    »Nun, ich versuche, es auf eine Weise zu sagen, die für Euch einen Sinn ergibt.«
    »Also gut.«
    »Aber, versteht Ihr, Freisprecherin, das sollte nicht so sein«, sagte Corlo.
    Sie starrte ihn in der Düsternis einfach nur an.
    Der Magier rieb sich den Nacken, und als er seine Hand zurückzog, sah sie, dass sie schweißnass war. »Dies sind Tiste Edur, richtig? Also keine Tiste Andii. Die Feste der Dunkelheit gehört den Tiste Andii. Die Edur sind aus der … äh … Feste des Schattens gekommen. Also war es nur natürlich anzunehmen, dass dieses Gewirr Kurald Emurlahn sein würde, versteht Ihr? Aber das ist es nicht. Es ist Kurald Galain. Allerdings wurde eine … äh … Bresche hineingeschlagen. Es wurde überrannt. Und es wimmelt darin von Geistern – Geistern der Tiste Andii –«
    »Sie sind nicht hier«, sagte sie. »Ich habe sie gesehen. Die Geister. Sie sind nicht hier.«
    »Sie sind es, Freisprecherin. Ich halte sie nur von uns fern. Fürs Erste …«
    »Aber es erweist sich als schwierig.«
    Der Magier nickte widerstrebend.
    »Und Ihr habt Euch verirrt.«
    Noch ein Nicken.
    Sie versuchte nachzudenken, die Betäubung abzuschütteln  – die das Einzige zu sein schien, was die Schmerzen ihres zerschlagenen Körpers auf Abstand hielt. »Ihr habt gesagt, die Geister wären keine Edur.«
    »Das ist richtig. Es sind Tiste Andii.«
    »Was für eine Verbindung besteht zwischen diesen beiden? Sind sie miteinander verbündet?«
    Corlos Augen verengten sich. »Verbündet?«
    »Die Gespenster«, sagte Eisenhart.
    Der Blick des Magiers huschte kurz zu seinem Kommandanten, dann wieder zurück zu Seren Pedac. »Diese

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