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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hatte die Aufgabe bekommen, ihn zu bewachen. Samar Dev fand ihn schlafend in einer Ecke des Raums. Sie ließ ihn weiterschnarchen und stellte die vier brennenden Laternen, die sie von oben mitgebracht hatte, um den riesigen Leichnam des Dämons herum auf, kniete sich dann hin, schlug die Klappe ihrer Mappe zurück und nahm eine Anzahl chirurgischer Instrumente heraus. Schließlich, nachdem sie alle Vorbereitungen abgeschlossen hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Kadaver zu.
    Zähne, Kiefer, nach vorne gerichtete Augen – alles Merkmale eines hervorragenden Raubtiers, wahrscheinlich eines, das seinen Opfern auflauerte. Und doch war das hier keine einfache Flussechse. Hinter den Brauenwülsten erstreckte sich ein langer und breiter Schädel mit einem mächtig ausladenden Hinterhaupt -allein schon die Größe des Schädels ließ auf Intelligenz schließen. Es sei denn, natürlich, der Knochen wäre einfach nur widersinnig dick.
    Sie schnitt die zerfetzte, zerschlagene Haut weg, um den zertrümmerten Schädel freizulegen. Nein, so dick war der Knochen nicht. Die Dellen machten offensichtlich, dass Karsa Orlong seine Fäuste benutzt hatte. In denen, das war klar, eine erstaunliche Kraft lag und die von einem gleichermaßen erstaunlichen Willen bewegt wurden. Das Gehirn darunter, beeinträchtigt durch zerbrochene Gefäße und Blutungen und an einigen Stellen durch Knochenstücke zu Brei zermatscht, war in der Tat groß, allerdings auch deutlich anders angeordnet als ein menschliches Gehirn. Zunächst einmal waren da mehr Hirnlappen. Sechs mehr, alles in allem, die zwischen stark gefurchten Auswüchsen an den Seiten positioniert waren, und zu denen auch zwei von besonders vielen Gefäßen durchzogene Bereiche gehörten, die durch ein feines Gewebe mit den Augen verbunden waren. Was darauf hindeutete, dass diese Dämonen eine andere Welt sahen, vielleicht eine vollständigere.
    Samar holte ein zerschlagenes Auge heraus und war überrascht, dass sie zwei Linsen fand – die eine konkav, die andere konvex. Sie legte sie beiseite, um sie später genauer zu untersuchen.
    Sie schnitt durch die zähe, schuppige Haut und öffnete die Halsregionen, wo sie wie erwartet die übergroßen Venen und Arterien vorfand, die notwendig waren, ein aktives Gehirn zu versorgen, und arbeitete sich dann weiter vor, um die Brustregion zu inspizieren. Viele Rippen waren bereits gebrochen. Sie zählte vier Lungenflügel und zwei daran angeschlossene Proto-Lungenflügel; letztere waren mit Blut vollgesogen.
    Sie zerschnitt die Hülle der ersten drei Mägen und wich rasch zurück, als die Säuren austraten. Die Klinge ihres Messers zischte, und sie schaute zu, wie sich kleine Dellen in der stählernen Oberfläche bildeten. Noch mehr zischende Geräusche, dieses Mal vom Steinfußboden. Ihre Augen begannen zu tränen.
    Bewegung im Magen, und Samar stand auf und machte einen Schritt rückwärts. Würmer krabbelten heraus. Knapp zwei Dutzend zappelten und fielen dann auf den schmutzigen steinernen Fußboden. Sie hatten die Farbe von gebläutem Stahl, waren segmentiert und jeweils so lang wie ein Zeigefinger. Sie blickte auf das zerbröckelnde Messer in ihrer Hand und ließ das Instrument fallen, holte eine hölzerne Zange aus ihrer Mappe, begab sich an den Rand der Säurepfütze, griff nach unten und packte einen der Würmer.
    Es war kein Wurm. Hunderte von Beinen, merkwürdig gerippt, und – was noch überraschender war – die Kreaturen waren Mechanismen. Sie lebten überhaupt nicht, und das Metall ihrer Körper war auf irgendeine Weise unempfindlich gegenüber den Säuren. Das Ding wand sich im Griff ihrer Zange und hörte schließlich auf, sich zu bewegen. Sie schüttelte es, aber es blieb vollkommen reglos, wie ein krummer Nagel. Ein Parasit? Sie glaubte es nicht. Nein, es gab viele Kreaturen, die zusammenarbeiteten. Der Teich aus Magensäure war die Heimat dieser Mechanismen gewesen, und sie hatten ihrerseits auf irgendeine Weise etwas zum Wohl des Dämons beigetragen.
    Ein abgehacktes Husten erschreckte sie, und sie drehte sich um und sah, dass der Gesteher sich aufrappelte. Bucklig und von Arthritis verkrümmt watschelte er zu ihr. »Samar Dev, die Hexe! Was ist das für ein Geruch? Das seid nicht Ihr, hoffe ich. Ihr und ich, wir sind von der gleichen Art, nicht wahr?«
    »Sind wir das?«
    »Oh, ja, Samar Dev.« Er kratzte sich im Schritt. »Wir tragen die Schichten des Menschseins ab, bis auf die Knochen, aber wo hört das Menschsein auf,

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