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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wo beginnt das Tier? Wann besiegt der Schmerz die Vernunft? Wo verbirgt sich die Seele, und wohin flieht sie, wenn alle Hoffnung im Fleische dahin ist? Fragen, über die solche wie Ihr und ich nachdenken sollten. Oh, wie sehr habe ich mich danach gesehnt, Euch zu treffen, an Eurem Wissen teilzuhaben –«
    »Ihr seid ein Folterer.«
    »Jemand muss es tun«, sagte er gekränkt. »In einer Zivilisation, die die Notwendigkeit der Folter anerkennt, muss es notgedrungen auch einen Folterer geben. Eine Kultur, Samar Dev, die den Erwerb von Wahrheiten höher schätzt als ein Menschenleben. Versteht Ihr? Oh«, fügte er hinzu und schob sich näher heran, um stirnrunzelnd auf den Leichnam des Dämons hinabzublicken, »die Rechtfertigungen sind immer die Gleichen. Um viele andere Leben zu retten, muss dieses hier aufgegeben werden. Geopfert. Sogar die Worte, die dafür benutzt werden, verschleiern die Brutalität. Warum befinden sich die Folterkammern in den unterirdischen Gewölben? Um die Schreie nicht zu weit dringen zu lassen? Das stimmt schon, aber da ist noch mehr. Dies hier«, sagte er und wedelte mit einer knorrigen Hand, »ist die untere Sphäre des Menschseins, das verfaulte Herz des Unangenehmen.«
    »Ich suche Antworten bei etwas, das bereits tot ist. Das ist nicht das Gleiche –«
    »Kleinigkeiten. Wir sind Fragesteller, Ihr und ich. Wir schneiden den Panzer auf, um die verborgene Wahrheit zu enthüllen. Außerdem bin ich im Ruhestand. Sie wollen, dass ich einen anderen ausbilde, versteht Ihr, nun, da die malazanischen Gesetze abgeschafft wurden und die Folter wieder beliebt ist. Aber diese Narren, die sie mir schicken! Oh, wozu nur? Nun ja, Falah’d Krithasanan, also, der war was – Ihr wart damals wahrscheinlich noch ein Kind, oder sogar noch jünger. Eieiei, wie sehr hat es ihm gefallen, Menschen zu foltern. Nicht, um die Wahrheit zu erfahren – er hat diesen Blödsinn nur zu gut als das erkannt, was er war – Blödsinn. Nein, ihn haben die größeren Fragen interessiert. Wie weit kann eine Seele gezogen werden, immer noch gefangen in ihrem gebrochenen Körper, wie weit? Wie weit, bis sie nicht mehr zurückkriechen kann? Das war die Herausforderung, die er mir gestellt hat … ach, wie sehr hat er meine Kunstfertigkeit geschätzt!«
    Samar Dev schaute nach unten und sah, dass auch die restlichen Mechanismen aufgehört hatten zu funktionieren. Sie steckte den einen, den sie hochgenommen hatte, in eine kleine Ledertasche, packte dann ihre Utensilien zusammen, vergewisserte sich, dass sie die Linsen ebenfalls hatte. Sie würde den Rest des Leichnams verbrennen lassen – ein gutes Stück entfernt von der Stadt und auf der windabgewandten Seite.
    »Wollt Ihr nicht mit mir essen?«
    »Das kann ich leider nicht. Ich habe zu tun.«
    »Wenn sie nur Euren Gast hier herunterbringen würden. Toblakai. Oh, das wäre ein Spaß, meint Ihr nicht auch?«
    Sie dachte nach. »Ich bezweifle, dass ich ihn dazu überreden könnte, Gestehen«
    »Der Falah’d hat darüber nachgedacht, wisst Ihr.«
    »Nein, das wusste ich nicht. Es wäre ein Fehler gewesen, glaube ich.«
    »Nun, diese Dinge haben wir nicht infrage zu stellen, oder?«
    »Irgendetwas sagt mir, dass Toblakai erfreut wäre, Euch kennenzulernen, Gestehen Auch wenn es nur eine kurze Bekanntschaft wäre.«
    »Nicht, wenn es nach mir geht, Samar Dev!«
    »Ich nehme an, dass es bei allem, was mit Karsa Orlong zu tun hat, nur nach Karsa Orlong geht.«
     
    Sie kehrte zurück und fand den Teblor-Krieger über ihrer Kartensammlung grübelnd vor, die er auf dem Fußboden des Korridors ausgebreitet hatte. Er hatte außerdem ein Dutzend Votivkerzen mitgebracht, die er angezündet und um sich herum aufgestellt hatte. Eine davon hielt er dicht an die Karten, während er die wertvollen Pergamente betrachtete. Ohne aufzublicken sagte er: »Die hier, Hexe. Die Gebiete und die Küste im Westen und im Norden … Man hat mich glauben lassen, die Jhag-Odhan wäre unangetastet, und die Ebene würde sich über die ganze Strecke bis zu den fernen Ländern der Nemil und der Trell erstrecken. Das hier zeigt etwas anderes.«
    »Wenn du Löcher in meine Karten brennst«, sagte Samar Dev, »werde ich dich und deine Nachkommen bis in alle Ewigkeit verfluchen.«
    »Die Odhan erstreckt sich nach Westen, wie es scheint, aber nur im Süden. Hier sind Stellen eingezeichnet, an denen es Eis gibt. Dieser Kontinent sieht zu gewaltig aus. Darin muss ein Fehler sein.«
    »Möglicherweise«, gab sie zu.

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