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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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verlassen hatte, um vor dem Schmerz zu fliehen, den sie in seinen Augen gesehen hatte, als seine Liebe zu ihr ihn immer weiter hatte hinter ihr herstolpern lassen, zwar im gleichen Tempo, doch unfähig, ihr näher zu kommen. Denn das konnte sie nicht zulassen. Die komplizierten Muster einer Kobra besaßen eine faszinierende Anziehungskraft, aber ihr Biss war deswegen nicht weniger tödlich. Sie war genauso. In ihr gab es nichts – nichts, das sie hätte sehen können –, das des überwältigenden Geschenks der Liebe wert gewesen wäre. Nichts in ihr war seiner würdig.
    Er hatte vor dieser Tatsache die Augen verschlossen, und das war sein Fehler – der Fehler, den er schon immer gehabt hatte. Eine Bereitwilligkeit, vielleicht aber auch die dringende Notwendigkeit, an das Gute zu glauben, wo nichts Gutes zu finden war. Nun, das war eine Liebe, die sie nicht ertragen konnte, und sie wollte ihn nicht mit sich hinabreißen.
    Cotillion hatte das verstanden. Der Gott hatte deutlich in die Tiefen dieser menschlichen Dunkelheit gesehen, genauso deutlich wie Apsalar. Und daher waren weder die Worte noch das Schweigen verschleiert gewesen, die sie und der Schutzgott der Assassinen ausgetauscht und geteilt hatten. Ein gegenseitiges Erkennen. Die Aufgaben, die er ihr gestellt hatte, waren von einer Art, die in jeder Hinsicht zu ihm passte – und zu ihren besonderen Fähigkeiten. Wenn die Verdammnis bereits ausgesprochen war, konnte man von dem Urteil nicht mehr peinlich berührt sein. Aber sie war kein Gott, so weit vom Menschsein entfernt, dass man in der Amoral Trost finden konnte, eine Zuflucht vor den eigenen Taten. Alles wurde … schwieriger, schwieriger zu handhaben.
    Er würde sie nicht lange vermissen. Ihm würden allmählich die Augen aufgehen. Für andere Möglichkeiten. Schließlich war er jetzt mit zwei anderen Frauen unterwegs – das hatte Cotillion ihr erzählt. Also. Er würde heilen und nicht lange allein sein, dessen war sie sich sicher.
    Mehr als ausreichend Nahrung für ihr Selbstmitleid.
    Doch auch wenn dem so sein sollte – sie hatte Aufgaben zu erfüllen, und es würde ihr nichts helfen, allzu lange in diesem ungewollten Sichgehenlassen zu verharren. Apsalar hob langsam den Kopf, musterte die dürftigen, nur undeutlich erkennbaren Details des Zimmers. Versuchte sich zu erinnern, wie sie hierhergekommen war. Ihr Kopf schmerzte, ihre Kehle war trocken. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und stand langsam auf. Hämmernde Schmerzen hinter ihren Augen.
    Von irgendwo unten konnte sie die typischen Wirtshausgeräusche hören – viele Stimmen, betrunkenes Gelächter. Apsalar fand ihren seidengesäumten Umhang, drehte ihn um und hängte ihn sich um die Schultern, dann ging sie zur Tür, entriegelte sie und trat in den Korridor hinaus. Zwei flackernde Öllampen in Nischen an der Wand, eine Treppe mit Geländer am hinteren Ende. Aus dem Zimmer, das ihrem gegenüberlag, drangen die gedämpften Geräusche eines Liebesakts, wobei die Schreie der Frau zu melodramatisch waren, um echt zu sein. Apsalar lauschte noch einen Moment länger und fragte sich, was an den Geräuschen sie so beunruhigte, dann schritt sie durch die flackernden Schatten zur Treppe und ging nach unten.
    Es war schon spät, vermutlich deutlich nach dem zwölften Glockenschlag. In der Gaststube hockten ungefähr zwanzig Gäste, die Hälfte davon in den Uniformen von Karawanenwachen. Das waren keine Stammgäste, wie man an den unbehaglichen Blicken merken konnte, mit denen sie von den übrigen Anwesenden bedacht wurden, und als sie sich dem Tresen näherte, bemerkte sie, dass drei von ihnen Gral waren, während zwei andere – beides Frauen – zu den Pardu gehörten. Beides eher unangenehme Stämme, zumindest deuteten Cotillions Erinnerungen darauf hin, die sich in einem leichten Aufwallen von Unruhe meldeten. Auf typische Weise laut und überheblich, ließen sie sie auf ihrem Weg zum Tresen nicht aus den Augen; sie beschloss, vorsichtig zu sein und wandte daher den Blick ab.
    Der Mann hinter dem Tresen kam zu ihr. »Ich dachte schon, du wärst gestorben«, sagte er, während er eine Flasche Reiswein unter der Theke hervorholte und vor sie hinstellte. »Bevor du dich über den hier hermachst, Schätzchen, würde ich gerne ein bisschen Geld sehen.«
    »Wie viel schulde ich Euch bis jetzt?«
    »Zwei Silberhalbmonde.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich hätte bereits bezahlt.«
    »Für den Wein, ja. Aber dann hast du eine Nacht und

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