SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
stattdessen ein Messer. »Noch ein Wort von einem von euch, und ich schneide mich selbst.«
Der Trupp starrte sie an.
»Ich bin eine Frau, versteht ihr, und Frauen gehen nun mal so mit Männern um. Ihr seid alles Männer. Macht mir Ärger – und ich werde mir dieses Messer in den Arm stechen. Oder ins Bein. Oder vielleicht werde ich mir eine Brustwarze abschneiden. Und ihr Scheißkerle werdet damit leben müssen. Für den Rest eurer Tage werdet ihr mit der Tatsache leben müssen, dass ihr solche Arschlöcher gewesen seid, dass Hellian hingegangen ist und sich selbst verstümmelt hat.«
Niemand sagte mehr etwas.
Lächelnd steckte Hellian das Messer weg. »Gut. Also, Heikel und Atemlos. Ich habe mich entschieden. Ihr seid beide Korporale. So.«
»Aber was ist, wenn ich Atemlos einen Befehl –«
»Nun, das kannst du nicht.«
Atemlos hob einen Finger. »Warte, was ist, wenn wir den anderen unterschiedliche Befehle geben?«
»Mach dir da drüber keine Gedanken«, sagte Vielleicht, »wir hören sowieso nicht auf euch. Ihr seid beide Idioten, aber wenn der Sergeant euch zu Korporalen machen will, na schön. Uns kümmert’s nicht. Idioten sind gute Korporale.«
»In Ordnung«, sagte Hellian und stand auf, »das wäre also erledigt. Und dass sich mir jetzt keiner davonmacht; Hauptmann Sort will nämlich, dass wir zum Abmarsch bereit sind.« Sie ging weg, auf den Hügelkamm zu. Um nachzudenken.
Hauptmann Sort hatte ihr Urb weggenommen und ihn zum Sergeanten gemacht. Wahnsinn. Die alte Regel, dass Idioten gute Korporale abgaben, erstreckte sich offensichtlich auch auf Sergeanten, aber sie konnte nichts dagegen tun. Überdies würde sie ihn sonst womöglich umbringen, und das würde Ärger geben. Immerhin war Urb ziemlich groß, und es gab nicht viele Plätze, an denen man seine Leiche verstecken könnte. Hier zumindest nicht, dachte sie, während sie die zerklüfteten Felsen musterte, die Ziegel und Tonscherben auf dem Hang.
Sie mussten ein Dorf finden. Sie könnte ihr Messer eintauschen – nein, das war keine gute Idee, denn dann würde ihre Drohung nicht mehr funktionieren, und der Trupp würde womöglich meutern. Es sei denn, sie würde beim nächsten Mal ihre Fingernägel zu den möglichen Waffen hinzufügen – sich selbst die Augen auskratzen, irgendwas in der Art. Sie warf einen Blick auf ihre Nägel – oh, so gut wie weg. Was für ein Mist …
»Seht sie euch an«, sagte Vielleicht. »Sagt uns, dass wir nicht weggehen sollen, und was tut sie? Marschiert einfach davon. Sucht sich einen Hügel, und wozu? Na, um ihre Nägel zu überprüfen! Oh, sie sind abgebrochen! Bei den Göttern, unser verdammter Sergeant ist eine echte Frau –«
»Sie ist keine echte Frau«, sagte Heikel. »Du kennst sie gar nicht, Sappeur. Nun, ich und Atemlos, wir sind zwei von den armen Narren, die in Kartool als Erste zu dem Tempel gekommen sind, wo dieser ganze Alptraum angefangen hat.«
»Wovon redest du?«, fragte Balgrid.
»Jemand ist hingegangen und hat alle Priester im Tempel von D’rek abgeschlachtet, und wir waren als Erste da. Wie auch immer, du weißt, wie so was läuft. Es war unser Viertel, klar? Natürlich konnten wir überhaupt nicht in den Tempeln patrouillieren, also trifft uns auch keine Schuld. Aber seit wann spielt der gesunde Menschenverstand im Imperium eine Rolle? Sie mussten uns also wegschicken. In der Hoffnung, dass wir getötet werden würden, damit das alles nicht rauskommt –«
»Was es gerade ist«, sagte Tavos Pond und kratzte sich unterhalb des groben, verkrusteten Verbands, der eine Seite seines Gesichts bedeckte.
»Wovon redest du?«, fragte Balgrid noch einmal. »Und was macht der Sergeant da drüben?«
Vielleicht starrte Lauten an. »Er ist immer noch taub. Tu was!«
»Es wird zurückkommen«, erwiderte der Heiler und zuckte die Schultern. »Größtenteils. Es braucht seine Zeit, das ist alles.«
»Wie auch immer«, nahm Heikel den Faden wieder auf, »sie ist keine echte Frau. Sie trinkt –«
»Richtig«, unterbrach ihn Atemlos, »und warum trinkt sie? Na, weil sie Angst vor Spinnen hat!«
»Das spielt keine Rolle«, gab sein Bruder zurück. »Und jetzt ist sie stocktrocken, und das ist schlecht. Hört zu, alle –« »Was?«, fragte Balgrid.
»Hört zu, ihr Übrigen, wir sorgen einfach dafür, dass sie immer betrunken ist, und alles wird gut –«
»Idiot«, sagte Vielleicht. »Wahrscheinlich hat man die, die all die Priester umgebracht haben, nicht erwischt, weil unser
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