SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
zerknittert – was hast du mit ihm gemacht, Frau?«
»Das Zeichen der Spinnen, Magier«, antwortete sie. »Der Preis für die Heilung.«
»Jeder Faden hat eine Linie hinterlassen!«
»Nun, er war auch vorher keine Schönheit.«
Ein Ächzen, dann hob Mappo eine Hand ein wenig. Sie fiel wieder zurück, und er stöhnte erneut.
»Dann hat er jetzt wohl auch ein Spinnenhirn«, orakelte Iskaral Pustl. »Er wird anfangen, auf sein Essen zu spucken – genau wie du, und du wagst es, mein In-der-Nase-Bohren als ekelhaft zu bezeichnen.«
»Keine Kreatur mit ein bisschen Selbstachtung tut das, was du heute Morgen getan hast, Iskaral Pustl. Du wirst keine Spinnen finden, die in der Nase bohren, stimmt’s? Ha, du weißt, dass ich recht habe.«
»Nein, weiß ich nicht. Ich habe mir einfach nur eine Spinne mit ihren acht Beinen in der Nase vorgestellt, und das hat mich an dich erinnert. Du brauchst einen Haarschnitt, Mogara, und ich bin der richtige Mann, dir einen zu verpassen.«
»Wenn du mir mit irgendwelchen anderen als liebesbedürftigen Absichten zu nahe kommst, steche ich dich ab.«
»Liebesbedürftig. Welch entsetzlicher Gedanke –«
»Und was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass ich schwanger bin?«
»Dann würde ich das Maultier umbringen.«
Sie warf sich auf ihn.
Kreischend, dann auch spuckend und kratzend rollten sie durch den Staub.
Das Maultier betrachtete sie mit wohlgefälligem Blick.
Die Fliesen, die einst das Mosaik von Mappo Runts Leben gebildet hatten, waren zerschmettert und zerstreut – kaum mehr als ein schwacher Schimmer, als wären sie am Boden eines tiefen Brunnens verteilt worden. Unregelmäßige Bruchstücke, die er nur beobachten konnte und deren Bedeutung ihm nur vage bewusst war. Eine anscheinend lange Zeit hatten sie sich vor ihm zurückgezogen, als triebe er langsam und unausweichlich auf eine unbekannte Oberfläche zu.
Bis die Silberfäden kamen, die wie Regen herabsanken, der durch die dickflüssige, trübe Substanz um ihn herum graupelte. Er spürte ihre Berührung, und dann ihr Gewicht, das seine Aufwärtsbewegung bremste, und nachdem er einige Zeit bewegungslos verharrt hatte, begann Mappo wieder nach unten zu sinken. Auf jene zerbrochenen Stücke zu, tief unter ihm.
Wo Schmerz auf ihn wartete. Kein körperlicher Schmerz – da war kein Körper, noch nicht – nein, dies war ein Ausbrennen der Seele, der vielfachen Wunden des Verrats, des Versagens, der Selbstbeschuldigung, die gleichen Fäuste, die all das zerschmettert hatten, was er einst gewesen war … vor dem Sturz.
Doch noch immer zogen die Fäden die Stücke zusammen, achteten nicht auf die Qual, achteten nicht auf seinen herausgeschrienen Protest.
Er stellte fest, dass er zwischen großen steinernen Säulen stand, die wie Geweihe spitz zugeschliffen waren. Schwere schmiedeeiserne Wolken jagten über die eine Hälfte des Himmels, ein weit oben dahinjagender Wind spann Fäden über die andere Hälfte und füllte damit eine Leere – als ob etwas von oben durchgeschlagen worden wäre und das Loch nur langsam heilte. Es gab Dutzende dieser Säulen, wie Mappo sah, und sie erhoben sich auf allen Seiten und bildeten ein Muster, das von da, wo er stand – in ihrer Mitte – nicht zu erkennen war. Sie warfen schwache Schatten auf den mitgenommenen Boden, und sein Blick wurde von diesen Schatten angezogen; anfangs starrte er sie nur verständnislos an, doch allmählich begriff er, was er sah. Schatten, die in unmögliche Richtungen geworfen wurden, die eine schwache Ordnung bildeten, ein Netz, das sich nach allen Seiten ausstreckte.
Und er selbst stand genau im Zentrum dieses Netzes, wie ihm nun klar wurde.
Eine junge Frau trat hinter einer der Säulen hervor. Ihre langen Haare hatten die Farbe ersterbender Flammen, ihre Augen den Farbton von gehämmertem Gold, und sie war in ein langes, fließendes, seidenes Gewand gekleidet. »Dies«, sagte sie in der Sprache der Trell, »ist lange her. Manche Erinnerungen sollte man besser ruhen lassen.«
»Ich habe sie mir nicht ausgesucht«, sagte Mappo. »Ich kenne diesen Ort nicht.«
»Jacuruku, Mappo Runt. Vier oder fünf Jahre nach dem Sturz. Nur eine weitere gemeine Lektion über die Gefahren, die der Stolz mit sich bringt.« Sie hob einen Arm, schaute zu, wie der seidene Ärmel nach hinten glitt und makellose Haut und glatte Hände enthüllte. »Oh, schau mich an. Ich bin wieder jung. Merkwürdig, dass ich einst geglaubt habe, ich wäre fett. Ich frage mich, ob alle
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