SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Es war schuppig und bärenartig und so groß wie die Kutsche der Trygalle-Handelsgilde, und seine gewaltigen Sätze ließen es größere Entfernungen zurücklegen als die erschreckten Pferde schaffen konnten, erschöpft wie sie mittlerweile waren. Die roten und schwarzen, gefurchten Schuppen, die das Tier bedeckten, waren jeweils so groß wie ein Rundschild und größtenteils undurchdringlich für Geschosse, wie die zahllosen Armbrustbolzen bewiesen hatten, die von seiner Haut abgeprallt waren, während es immer näher gekommen war. Es besaß nur ein einziges, übergroßes Auge – mit Facetten wie das eines Insekts und umgeben von einem vorspringenden, schützenden Knochenwulst. In seinem riesigen Maul prangte eine Doppelreihe Säbelzähne, die jeweils so lang wie der Unterarm eines Mannes waren. Narben früherer Kämpfe störten die Symmetrie des breiten, flachen Kopfes.
Der Abstand zwischen dem Verfolger und den Verfolgten war auf weniger als zweihundert Schritt gesunken. Paran hörte damit auf, das Tier über die Schulter zu beobachten und drängte sein Pferd vorwärts. Sie rasten an einer felsigen Küste entlang. Zweimal waren sie über die Knochen größerer Kreaturen getrappelt, die ein bisschen walähnlich gewirkt hatten, obwohl viele Knochen zerbrochen und zermalmt waren. Voraus und zum Landesinnern hin stieg das Land leicht an, bildete einen Hügel – oder zumindest das, was in dieser Sphäre dafür durchging. Paran deutete in die entsprechende Richtung. »Da lang!«, rief er dem Kutscher zu.
»Was?«, schrie der Mann zurück. »Seid Ihr verrückt?«
»Eine letzte Anstrengung! Dann haltet an und überlasst den Rest mir!«
Der alte Mann schüttelte den Kopf, doch er lenkte die Pferde den Abhang hinauf, trieb sie hart an, als sie sich mit stampfenden Hufen abmühten, die Kutsche hügelan zu ziehen.
Paran ließ sein Pferd wieder langsamer werden, erhaschte einen Blick auf Anteilseigner, die sich rund ums hintere Ende der Kutsche drängten und alle zu ihm herüberstarrten, als er sein Pferd zügelte, direkt im Weg der Bestie.
Hundert Schritt.
Paran bemühte sich, sein von Panik erfasstes Pferd unter Kontrolle zu bekommen, während er eine hölzerne Karte aus seiner Satteltasche zog. Auf die er mit einem Fingernagel ein halbes Dutzend Linien ritzte. Er sah kurz auf – fünfzig Schritt, den Kopf gesenkt, das Maul weit aufgerissen. Oh, ein bisschen nah -
Er ritzte zwei weitere, tiefere Linien ins Holz, dann warf er die Karte der angreifenden Kreatur in den Weg.
Vier fast unhörbare sanfte Worte -
Die Karte fiel nicht, sondern hing reglos in der Luft.
Der schuppige Bär erreichte sie, stieß ein wütendes Gebrüll aus – und verschwand.
Parans Pferd bäumte sich auf, und er wurde nach hinten geschleudert; seine Stiefel glitten aus den Steigbügeln, während er auf die Kruppe seines Reittiers rutschte, dann herunter und hart im Schlamm landete. Er rappelte sich auf, rieb sich das Hinterteil.
Anteilseigner kamen herbeigeeilt und versammelten sich um ihn.
»Wie habt Ihr das gemacht?«
»Wo ist es hin?«
»Hey, wenn Ihr das schon die ganze Zeit hättet tun können, warum sind wir dann überhaupt weggelaufen?«
Paran zuckte die Schultern. »Wohin – wer weiß? Und was das ›wie‹ angeht, nun, ich bin der Herr der Drachenkarten. Da kann ich dem großartigen Titel ja wohl auch eine Bedeutung verleihen.«
In Handschuhen steckende Hände schlugen ihm auf die Schultern – härter als es notwendig gewesen wäre, aber er bemerkte die erleichterten Mienen, das Entsetzen, das allmählich wieder aus ihren Blicken verschwand.
Igel kam zu ihm. »Guter Trick, Hauptmann. Hätte nicht gedacht, dass es einer von Euch schaffen würde. Doch nach dem, was ich gesehen habe, habt Ihr beinahe zu lange gewartet – es war fast schon zu nah. Hab gesehen, dass Ihr die Lippen bewegt habt – eine Art Zauberspruch oder so was? Hab gar nicht gewusst, dass Ihr ein Magier seid –«
»Bin ich auch nicht. Ich habe gesagt: ›Ich hoffe, das klappt.‹«
Erneut starrten ihn alle an.
Paran ging zu seinem Pferd.
»Wie auch immer, von der Hügelkuppe aus kann man unser Ziel sehen«, sagte Igel. »Der Hohemagier meinte, Ihr solltet es wissen.«
Von der Hügelkuppe aus hatte man einen guten Blick auf fünf große schwarze, noch ein gutes Stück entfernte Statuen und das zwischen ihnen und ihrem Ziel liegende Gelände mit seinen kleinen Seen und Marschgräsern. Paran musterte die hoch aufragenden Bauwerke einige Zeit.
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