SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
unter der Veränderung leiden, die das Gefühl für das Selbst im Laufe der Jahre durchmacht? Oder kämpfen die meisten Leute – vorsätzlich oder anderweitig – um ein Fortdauern ohne jede Veränderung in ihren festgesetzten Leben? Wenn man so lange gelebt hat wie ich, bleibt natürlich keine von diesen Selbsttäuschungen übrig.« Sie blickte auf, begegnete seinem Blick. »Aber das weißt du, Trell, oder? Das Geschenk der Namenlosen umhüllt dich, die Langlebigkeit quält dich, was man an deinen Augen erkennen kann, die wie zerkratzte Edelsteine aussehen – weit über ihre Schönheit hinaus abgetragen, selbst über den Schimmer des Eigendünkels hinaus.«
»Wer bist du?«, fragte Mappo.
»Eine Königin, die kurz davor steht, von ihrem Thron vertrieben und aus ihrem Reich verbannt zu werden. Mein Stolz wird bald eine schimpfliche Niederlage erleiden.«
»Bist du eine Ältere Göttin? Ich glaube, ich kenne dich …« Er gestikulierte. »Dieses riesige Netz, das unsichtbare Muster inmitten von scheinbarem Chaos. Soll ich deinen Namen nennen?«
»Es wäre am besten, du würdest es nicht tun. Ich habe inzwischen die Kunst des Versteckens gelernt. Und ich bin auch nicht geneigt, irgendjemandem meine Gunst zu gewähren. Mogora, die alte Hexe, wird diesen Tag bereuen. Andererseits – vielleicht ist sie gar nicht schuld daran. In den Schatten wird von dir geflüstert, Mappo. Sag mir, was für ein Interesse könnte Schattenthron möglicherweise an dir haben? Oder an Icarium?«
Er zuckte zusammen. Icarium. Ich habe ihn im Stich gelassen – beim Abgrund, was ist passiert? »Lebt er noch?«
»Das tut er, und die Namenlosen haben ihm einen neuen Gefährten geschenkt.« Sie lächelte schwach. »Du bist … fallen gelassen worden. Und ich frage mich, warum? Vielleicht eine Schwäche deiner Entschlusskraft, ein Schwanken – du hast die Reinheit deines Schwurs verloren, ist es nicht so?«
Er wandte den Blick ab. »Und warum haben sie ihn dann nicht getötet?«
Sie zuckte die Schultern. »Vermutlich sehen sie eine Gelegenheit voraus, bei der seine Fähigkeiten von Nutzen sein werden. Oh, diese Vorstellung erschreckt dich, ja? Kann es denn tatsächlich sein, dass du dir bis zu diesem Augenblick deinen Glauben an die Namenlosen bewahrt hast?«
»Nein. Ich bin betrübt bei der Vorstellung, was sie freisetzen werden. Icarium ist keine Waffe –«
»Oh, du Narr, natürlich ist er das. Sie haben ihn geschaffen, und nun werden sie ihn benutzen … Oh, jetzt verstehe ich Schattenthron. Ein schlauer Bastard. Natürlich finde ich es beleidigend, dass er so fröhlich von meiner Ergebenheit ausgeht. Und ich bin noch mehr gekränkt, da mir klar wird, dass seine Annahme in dieser Sache zutrifft.« Sie machte eine Pause, seufzte dann. »Es ist Zeit, dich zurückzuschicken.«
»Warte – du hast etwas gesagt – dass die Namenlosen, dass sie Icarium geschaffen hätten. Ich dachte –«
»Mit ihren eigenen Händen geschmiedet und dann mit Hilfe einer Vielzahl von Wächtern wie dir, Mappo, wieder und wieder geschärft. War er schon so tödlich, als er das erste Mal aus den Trümmern gekrochen ist, die sie aus seinem jungen Leben gemacht hatten? So tödlich wie er es jetzt ist? Ich kann mir das nicht vorstellen.« Sie musterte ihn. »Meine Worte verwunden dich. Weißt du, ich mag Schattenthron immer weniger, denn alles, was ich hier tue und sage, entspricht seinen schändlichen Erwartungen. Ich verletze dich – und dann wird mir klar, dass er will, dass du verletzt bist. Wie kommt es, dass er uns so gut kennt?«
»Schicke mich zurück.«
»Icariums Spur wird kalt.«
»Jetzt.«
»Oh, Mappo, du bringst mich zum Weinen. Das habe ich früher manchmal gemacht, als ich noch jung war. Obwohl der Auslöser für die meisten meiner Tränen zugegebenermaßen Selbstmitleid war. Und so wurden wir verwandelt. Geh jetzt, Mappo Runt. Tu, was du tun musst.«
Er lag auf dem Boden, und am Himmel schien eine helle Sonne. Zwei Tiere kämpften in der Nähe – nein, zwei Menschen, wie er feststellte, als er den Kopf drehte. Sie waren mit Staub, Spucke und dreckigem Schweiß verschmiert, zerrten sich an den Haaren, traten und pieksten einander.
»Bei den Göttern hienieden«, keuchte Mappo. »Dal Honesen.«
Sie hörten auf, sich zu prügeln, und blickten zu ihm herüber.
»Kümmere dich nicht um uns«, sagte Iskaral Pustl mit einem blutverschmierten Grinsen, »wir sind verheiratet.«
Es gab keine Möglichkeit, vor dem Tier davonzulaufen.
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