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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Und schau dir diesen Landstrich da drüben an.« Sie deutete nach Süden. »Siehst du die Wellen? Das sind Furchen, alt, fast abgetragen, aber wenn die Schatten länger werden, kannst du sie allmählich ausmachen. Dieser Boden ist einst bestellt worden. War fruchtbar. Ich sehe das schon seit Wochen, Schlitzer. Heborics Pfad führt uns durch die Knochen eines toten Zeitalters. Warum?«
    »Warum fragst du ihn nicht?«
    »Ich will nicht.«
    »Hm, da er direkt hinter uns ist, hört er vermutlich in ebendiesem Moment mit, Scillara.«
    »Das ist mir egal. Ich habe dich gefragt.«
    »Tja, ich weiß nicht, warum.«
    »Aber ich«, sagte sie.
    »Oh. Na schön, und warum?«
    »Heboric mag seine Alpträume. Darum.«
    Schlitzer blickte ihr in die Augen, dann drehte er sich im Sattel um und schaute zurück zu Heboric.
    Der nichts sagte.
    »Tod und Sterben«, fuhr Scillara fort. »Die Art, wie wir das Land aussaugen. Die Art, wie wir alle Farben aus einer Szene drücken, selbst wenn diese Szene uns das Paradies zeigt. Und was wir dem Land antun, tun wir auch einander an. Wir schlagen einander nieder. Selbst Sha’iks Lager hatte seine Stufen, seine Hierarchie, die die Leute an ihrem Platz gehalten hat.«
    »Das musst du mir nicht erzählen«, sagte Schlitzer. »Ich habe in Darujhistan unter ähnlichen Umständen gelebt.«
    »Ich war noch nicht fertig. Darum hat Bidithal Anhänger für seinen Kult gefunden. Was ihm Kraft verliehen hat, war die Ungerechtigkeit und die Art, wie bestimmte Dreckskerle immer zu gewinnen schienen. Bidithal war einst selbst einer von diesen Dreckskerlen, weißt du. Er hat in seiner Macht geschwelgt – und dann sind die Malazaner gekommen und haben alles auseinandergerissen, und Bidithal war plötzlich auf der Flucht, ein Hase mehr, der vor den Wölfen flieht. Was ihn angeht, nun, er wollte wiederhaben, was er verloren hatte – alles, die ganze Macht –, und der neue Kult, den er geschaffen hat, hat nur diesem Zweck gedient. Das Problem war, dass er entweder Glück hatte oder ein Genie war, denn die Idee hinter dem Kult – nicht die scheußlichen Rituale, die er eingeführt hat, sondern die Idee – hat einen Nerv getroffen. Sie ist zu den Habenichtsen durchgedrungen, und deshalb war sie brillant –«
    »Es war nicht seine Idee«, sagte Heboric hinter ihnen.
    »Wessen Idee war es dann?«, fragte Schlitzer.
    »Sie stammte vom Verkrüppelten Gott. Dem Angeketteten. Einer gebrochenen Kreatur, die verraten und verwundet wurde und auf ähnliche Weise fehlerhaft ist wie Bettler und ausgesetzte Straßenkinder, wie Menschen mit körperlichen Mängeln und charakterlichen Schwächen. Und dazu das Versprechen von etwas Besserem, das über den Tod hinausgeht – das Paradies, von dem Scillara gesprochen hat, aber eines, das wir nicht verunstalten können. Mit anderen Worten, der Traum von einem Ort, der gegen die Exzesse, die in unserer Natur liegen, gefeit ist, gegen unsere eigene Verderbtheit – und folglich muss man selbst all diese Exzesse aufgeben, die ganze Verderbtheit ablegen, um an diesem Ort existieren zu können. Du musst einfach nur vorher sterben.«
    »Fürchtest du dich, Heboric?«, fragte Scillara. »Du beschreibst da einen sehr verführerischen Glauben.«
    »Ja – zu beidem. Wenn allerdings sein Kern tatsächlich eine Lüge ist, dann müssen wir aus der Wahrheit eine Waffe machen – eine Waffe, die am Ende den Verkrüppelten Gott selbst erreicht. Vor dieser letzten Tat zurückzuscheuen, würde bedeuten, ausgerechnet die größte Ungerechtigkeit und den am tiefsten gehenden Verrat, den man sich vorstellen kann, unangefochten zu lassen.«
    »Wenn er eine Lüge ist«, sagte Scillara. »Ist er eine? Woher willst du das wissen?«
    »Frau, wenn die Absolution umsonst zu erlangen wäre, dann wäre alles, was wir hier und jetzt tun, bedeutungslos.«
    »Nun, vielleicht ist es das.«
    »Dann ginge es noch nicht einmal mehr um die Frage, ob irgendetwas zu rechtfertigen wäre – jede Rechtfertigung wäre unbedeutend. Du forderst zur Anarchie auf – du lädst das Chaos selbst ein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, denn es gibt eine Kraft, die mächtiger als all das ist.«
    »Ach?«, sagte Schlitzer. »Und was soll das sein?«
    Scillara lachte. »Das, worüber ich vorhin gesprochen habe.« Sie deutete noch einmal auf die Spuren von Ackerbau, die einer längst vergangenen Zeit entstammten. »Sieh dich um, Schlitzer, sieh dich um.«
     
    Iskaral Pustl zupfte an den dicken Netzsträngen herum, die Mappo

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