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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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stieß einen letzten seufzenden Atemzug aus und lag dann still da.
    Apsalar säuberte ihre Waffe am Oberschenkel des Mannes, machte sich anschließend daran, seine Kleidung aufzutrennen. Die Tätowierungen zogen sich über seinen ganzen Körper, was bei den Kriegern des Südlichen Clans ziemlich häufig vorkam, aber der Stil war nicht typisch für die Semk. Geheimnisvolle Schriftzeichen wanden sich um die muskulösen Arme und Beine des Mannes, und sie ähnelten den in Stein gemeißelten Zeichen, die sie in den Ruinen außerhalb des Tempels gesehen hatte.
    Die Sprache des Ersten Imperiums.
    Ein Verdacht stieg in ihr auf, der immer stärker wurde, daher rollte sie den Leichnam herum, um sich seinen Rücken anzusehen. Und entdeckte einen nachgedunkelten Fleck, grob rechteckig, oberhalb des rechten Schulterblatts des Semk. Wo einst der Name des Mannes eintätowiert gewesen war, ehe er mittels eines Rituals unkenntlich gemacht worden war.
    Dieser Mann war ein Priester der Namenlosen gewesen.
    Oh, Cotillion, das alles wird dir überhaupt nicht gefallen.
     
    »Und?«
    Telorast sah auf. »Und was?«
    »Sie ist hübsch.«
    »Wir sind hübscher.«
    Rinnsel schnaubte. »Im Moment kann ich dir leider nicht zustimmen.«
    »In Ordnung. Wenn man den dunklen, tödlichen Typ mag.«
    »Was ich eigentlich wissen wollte, war, ob wir bei ihr bleiben.«
    »Wenn wir es nicht tun, wird Randgänger sehr unglücklich mit uns sein, Rinnsel. Und das willst du doch nicht, oder? Er war schon früher mit uns unglücklich, oder hast du das vergessen?«
    »Schön! Du hättest das nicht erwähnen müssen, oder? Dann ist es also entschieden. Wir bleiben bei ihr.«
    »Ja«, sagte Telorast. »Bis wir einen Weg finden, wie wir aus dieser Sauerei herauskommen.«
    »Du meinst, wir werden sie alle betrügen?«
    »Natürlich.«
    »Gut«, sagte Rinnsel, streckte sich auf der halb verfallenen Mauer aus und blickte zu den fremdartigen Sternen hinauf. »Ich will nämlich meinen Thron zurück.«
    »Ich auch.«
    Rinnsel schnüffelte. »Tote Menschen. Frisch.«
    »Ja. Aber sie ist nicht dabei.«
    »Nein, sie nicht.« Der Geist schwieg einen Moment lang und fügte dann hinzu: »Dann ist sie also nicht einfach nur hübsch.«
    »Nein«, stimmte Telorast verdrossen zu, »sie ist nicht einfach nur hübsch.«

Kapitel Zwei
     
    Man kann davon ausgehen, dass auch ein Mann, der zufällig der mächtigste, schrecklichste und tödlichste Zauberer der Welt ist, eine Frau an seiner Seite haben muss. Aber daraus folgt nicht, meine Kinder, dass eine Frau in einer ähnlichen Situation einen Mann an ihrer Seite braucht.
    Nun denn, wer will ein Tyrann sein?
     
    Herrin Wu
    Schule der Heimatlosen und Bälger,Malaz
    Im Jahre 1152 von Brands Schlaf
     
    S
    ubstanzlos, manchmal verblassend und dann wieder deutlicher sichtbar werdend, zappelte Ammanas rauchschwadenähnlich und an den Rändern zerfasernd auf dem alten Thron des Schattens herum. Augen wie polierter Hämatit waren unverwandt auf die dürre Gestalt, die vor ihm stand, gerichtet. Eine Gestalt, deren Kopf kahl war – abgesehen von einem wilden, lockigen, grauschwarzen Durcheinander über den Ohren und am hinteren Teil des leicht missgestalteten Schädels. Und von zwei Augenbrauen, die genauso chaotisch widerspenstig waren wie die Fransen, die zuckten und sich zusammenzogen und den Tumult aus verwirrenden und beunruhigenden Gefühlen auf dem faltigen Gesicht widerspiegelten.
    Der Untertan murmelte nicht besonders leise vor sich hin. »Er ist gar nicht so furchterregend, oder? Rein und raus, aus und ein, hier und anderswo, eine wabernde Erscheinung mit wabernden Absichten und vielleicht auch einem wabernden Intellekt – am besten, ich lasse ihn nicht meine Gedanken lesen – mach ein unnachgiebiges Gesicht, nein, ein achtsames, nein, ein erfreutes! Nein, warte. Eingeschüchtert. Entsetzt. Nein, voller Ehrfurcht. Ja, voller Ehrfurcht. Aber nicht lange, denn das ist ermüdend. Tu so, als wärst du gelangweilt. Bei den Göttern, was denke ich da? Bloß nicht gelangweilt, ganz egal, wie langweilig das hier auch sein mag, mit ihm, der auf mich herunterschaut, und mir, der ich zu ihm hochschaue, und mit Cotillion da drüben, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnt und grinst – was für eine Art von Zuschauer ist er? Die schlimmste, würde ich sagen. Was habe ich gedacht? Nun, zumindest habe ich gedacht. Ja, in der Tat, ich denke, und man könnte vermuten, dass Schattenthron das Gleiche tut, vorausgesetzt natürlich, dass

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