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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sein Hirn nicht ausgelaufen ist, denn da er aus nichts weiter als Schatten besteht, fragt man sich doch, wie es da überhaupt drinbleibt. Das Entscheidende ist – und ich bin gut beraten, mich daran zu erinnern, wie ich es jetzt tue –, das Entscheidende ist, dass er mich beschworen hat. Und daher bin ich hier. Als sein rechtmäßiger Diener. Loyal. Nun, mehr oder weniger loyal. Vertrauenswürdig. Meistens. Bescheiden und respektvoll, immer. Allem äußeren Anschein nach – und jeder Anschein, der nach außen gerichtet ist, zählt, in dieser und in jeder anderen Welt. Ist es nicht so? Lächle! Verziehe das Gesicht. Tue so, als wärst du hilfreich. Hoffnungsvoll. Haarig, hinfällig, zufällig. Moment – wie sieht man zufällig aus? Welche Art von Gesichtsausdruck muss das sein? Darüber muss ich nachdenken. Aber nicht jetzt, denn das hier ist kein Zufall, das ist ein Vorfall –«
    »Ruhe.«
    »Mein Lord? Ich habe nichts gesagt. Oh, am besten, ich sehe jetzt weg und denke darüber nach. Ich habe nichts gesagt. Ruhe. Vielleicht nimmt er etwas wahr? Ja, das muss es sein. Dann schau ihn jetzt wieder an, schau ihn ehrerbietig an und sage laut: In der Tat, mein Lord. Ruhe. Da. Wie reagiert er? Dämmert da ein Schlaganfall herauf? Wie soll man das sagen, bei all den Schatten. Nun, wenn ich auf dem Thron da sitzen würde –«
    »Iskaral Pustl.«
    »Ja, mein Lord?«
    »Ich bin zu einem Schluss gekommen.«
    »Ja, mein Lord? Nun, wenn er zu einem Schluss gekommen ist, warum sagt er dann nicht einfach, zu welchem?«
    »Iskaral Pustl, ich bin zu dem Schluss gekommen –«
    »Er tut es noch einmal! Ja, mein Lord?«
    »Dass du …« Schattenthron machte eine Pause, und es schien, als würde er sich über die Augen streichen. »Gute Güte …«, murmelte er, richtete sich dann gerade auf. »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du genügen musst.«
    »Mein Lord? Wende den Blick ab! Dieser Gott ist wahnsinnig. Ich diene einem wahnsinnigen Gott! Zu was für einer Art von Gesichtsausdruck berechtigt das?«
    »Geh! Verschwinde von hier!«
    Iskaral Pustl verbeugte sich. »Natürlich, mein Lord. Sofort!« Und blieb stehen. Wartete. Schaute sich um und warf Cotillion einen flehenden Blick zu. »Ich wurde herbeibeschworen! Ich kann erst weg, wenn dieser schäumende Idiot auf dem Thron mich aus dem Bann entlässt! Cotillion versteht das – das könnte doch tatsächlich Erheiterung in diesen schrecklichen kalten Augen sein –, oh, warum sagt er denn nichts? Warum erinnert er den blöd quatschenden Schmutzfleck auf dem Thron nicht –«
    Ein Schnauben von Ammanas, und Iskaral Pustl, der Hohepriester des Schattens, verschwand.
    Schattenthron blieb einige Zeit reglos sitzen, ehe er langsam den Kopf drehte und Cotillion anblickte. »Was siehst du vor dir?«, wollte er wissen.
    »Nicht viel«, erwiderte Cotillion. »Du bist in letzter Zeit ziemlich substanzlos geworden.«
    »Mir gefällt es so.« Sie musterten einander einen Herzschlag lang. »In Ordnung, ich bin ein bisschen überspannt!« Der Schrei verhallte, und der Gott sackte in sich zusammen. »Glaubst du, dass er rechtzeitig dort ankommen wird?«
    »Nein.«
    »Und falls doch – glaubst du, dass er genügen wird?«
    »Nein.«
    »Wer hat dich gefragt!?«
    Cotillion schaute zu, wie Ammanas auf dem Thron wallte, zappelte und sich wand. Dann wurde der Lord des Schattens ruhig, hob schließlich einen einzigen, dünnen Finger. »Ich habe eine Idee.«
    »Und ich werde dich dieser Idee überlassen«, sagte Cotillion und stieß sich von der Wand ab. »Ich gehe spazieren.«
    Schattenthron antwortete nicht.
    Als Cotillion noch einmal hinüberblickte, sah er, dass er verschwunden war. »Oh«, murmelte er, »das war in der Tat eine gute Idee.«
    Er trat aus der Schattenfeste, blieb stehen und musterte die Landschaft um sie herum. Sie hatte die Eigenart, sich von einem Augenblick zum anderen zu verändern, allerdings nicht, wenn man gerade hinsah, was – wie er vermutete – wohl wirklich ein Segen war. Eine Reihe bewaldeter Hügel zur Rechten, tief eingegrabene Wasserläufe und Schluchten direkt voraus, und zur Linken ein geisterhafter See, auf dem in der Ferne ein halbes Dutzend Schiffe mit grauen Segeln dahinglitten. Artorallah-Dämonen auf dem Weg, aptorianische Küstendörfer zu überfallen, vermutete er. Es war selten, dass das Seengebiet so dicht bei der Schattenfeste auftauchte, und Cotillion verspürte einen Augenblick lang ein gewisses Unbehagen. Die Dämonen dieser Sphäre schienen

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