SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
diese Wächter da waren, in Spalten und Rissen auf allen Seiten verborgen.
Noch während sie sich umschaute, bemerkte sie eine Bewegung – jemand war aus dem Tempel gekommen und entfernte sich jetzt verstohlen zu ihrer Linken. Die Gestalt war zu weit weg, um irgendwelche Einzelheiten auszumachen. Aber eines war klar. Die Spinne saß im Zentrum ihres Nests, empfing Agenten und schickte welche aus. Optimal. Mit Glück würden die verborgenen Wächter annehmen, sie wäre einer dieser Agenten – es sei denn, natürlich, es gäbe besondere Pfade, die man benutzen musste, ein Muster, das jede Nacht geändert wurde.
Es gab noch eine andere Möglichkeit. Apsalar zog den langen, dünnen Schal heraus, der Telab genannt wurde, und wickelte ihn sich um den Kopf, bis nur noch ihre Augen zu sehen waren. Sie zog ihre Messer, verbrachte zwanzig Herzschläge damit, sich den Weg genau anzusehen, den sie nehmen würde, und schoss vorwärts. Ein rasches Vordringen beinhaltete das Element des Unerwarteten und machte sie außerdem zu. einem schwerer zu treffenden Ziel. Während sie über das Geröll raste, wartete sie auf das unverkennbare Klacken einer Armbrust, auf das Heulen des Bolzens, der die Luft durchschnitt. Aber es kam keiner. Als sie den Tempel erreichte, sah sie den Riss, der als Eingang diente, und bewegte sich darauf zu.
Sie schlüpfte in die Dunkelheit und blieb stehen.
In dem Durchgang stank es nach Blut.
Während sie darauf wartete, dass ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, hielt sie den Atem an und lauschte. Nichts. Sie konnte jetzt den abfallenden Gang ausmachen, der vor ihr lag. Apsalar schob sich vorwärts und blieb am Eingang zu einem größeren Raum stehen. Ein Körper lag auf dem staubigen Boden, mitten in einer sich ausbreitenden Blutlache. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers befand sich ein Vorhang, hinter dem sich ein Durchgang verbarg. Außer dem Körper waren in dem Raum nur ein paar bescheidene Möbelstücke zu sehen. Eine große Kohlenpfanne spendete unstetes orangefarbenes Licht. Die Luft roch bitter nach Rauch und Tod.
Sie näherte sich dem Körper, den Blick auf den Vorhang gerichtet. Ihre Sinne sagten ihr, dass sich niemand dahinter verbarg, aber sollte sie sich irren, könnte sich dieser Fehler als tödlich erweisen. Als sie die zusammengesackte Gestalt erreichte, schob sie eines ihrer Messer in die Scheide, streckte dann eine Hand aus und drehte den Körper auf den Rücken. Weit genug, um sein Gesicht sehen zu können.
Mebra. Offensichtlich hatte ihr jemand die Arbeit abgenommen.
Eine huschende Bewegung in der Luft hinter ihr. Apsalar duckte sich und rollte sich nach links, während ein Wurfstern über ihr aufblitzte und ein Loch in den Vorhang riss. Sie kam wieder auf die Beine, blieb aber in der Hocke, den Blick auf den nach draußen führenden Durchgang gerichtet.
Von wo eine Gestalt in eng anliegender grauer Kleidung ins Zimmer trat. In der behandschuhten Linken hielt sie einen weiteren eisernen Stern, an dessen unzähligen Spitzen Gift glänzte. In ihrer Rechten war ein Kethramesser, krumm und mit breiter Klinge. Ein Telab verhüllte die Gesichtszüge des Assassinen, aber um die dunklen Augen herum war ein Muster aus weißen Tätowierungen auf der schwarzen Haut zu sehen.
Der Mörder trat vollends aus dem Durchgang heraus, den Blick auf Apsalar gerichtet. »Dumme Frau«, zischte eine männliche Stimme in akzentgetränktem Ehriii.
»Vom Südlichen Clan der Semk«, sagte Apsalar. »Du bist weit weg von zu Hause.«
»Es sollte keine Zeugen geben.« Seine linke Hand zuckte vorwärts.
Apsalar krümmte sich. Der eiserne Stern schoss an ihr vorbei und prallte auf die Wand hinter ihr.
Der Semk schoss heran, sobald er geworfen hatte. Er schwang seinen linken Arm nach unten und quer, um ihren Messerarm zur Seite zu schlagen, und stieß dann mit dem Kethramesser zu, zielte auf ihren Unterleib, von wo aus er die Klinge hochziehen wollte, um ihr den Bauch aufzuschlitzen. Nichts davon gelang ihm.
Noch während sein linker Arm auf dem Weg nach unten war, trat Apsalar nach rechts. Sein Handballen krachte hart gegen ihre Hüfte. Ihre Bewegung weg vom Kethramesser zwang den Semk zu dem Versuch, ihr mit der Waffe zu folgen. Lange bevor er sie erreichen konnte, hatte sie ihm ihr Messer zwischen die Rippen getrieben, und die Spitze bohrte sich von hinten in sein Herz.
Mit einem erstickten Ächzen sackte der Semk in sich zusammen, rutschte von der Messerklinge und fiel zu Boden. Er
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