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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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»werde ich den Grund für deine Freundschaft herausfinden – warum du dich allzeit an meiner Seite wiederfindest, obwohl ich selbst mich immer und immer wieder verliere. Oh, ich fürchte, ich habe dich verletzt – nein, bitte, mach doch nicht so ein bedrücktes Gesicht. Es ist nur, dass ich nicht verstehen kann, warum du dich auf diese Weise opferst. Denn unsere Freundschaft muss eine sehr enttäuschende Erfahrung für dich sein.«
    »Nein, Icarium, ich habe mich nicht geopfert. Und ich bin auch nicht enttäuscht. Wir sind, was wir sind, und wir tun, was wir tun. Das ist alles.«
    Icarium seufzte und drehte sich um, ließ den Blick über das neue Binnenmeer schweifen. »Wenn ich doch auch nur so friedliche Gedanken haben könnte wie du, Mappo …«
    »Hier sind Kinder gestorben.«
    Der Jhag drehte sich erneut um und musterte mit seinen grünen Augen den Boden hinter dem Trell. »Ich habe gesehen, dass du Felsen umgeworfen hast. Ja, ich sehe sie. Wer sind sie?«
    In der Nacht zuvor hatte irgendein Alptraum Icariums Erinnerungen ausgelöscht. Dies geschah in letzter Zeit immer öfter. Es war beunruhigend. Und … vernichtend. »Jaghut. Aus der Zeit der Kriege mit den T’lan Imass.«
    »Eine schreckliche Tat«, sagte Icarium. Die Sonne trocknete schnell die letzten Wassertropfen auf seiner haarlosen, grüngrauen Haut. »Wie kommt es, dass Sterbliche so rücksichtslos mit dem Leben umgehen? Schau dir dieses Süßwassermeer an, Mappo. Am neuen Ufer erblüht schlagartig Leben. Vögel und Insekten und all die neuen Pflanzen – da zeigt sich so viel Lebensfreude, mein Freund, dass mein Herz sich anfühlt, als würde es gleich zerspringen.«
    »Nie endende, allumfassende Kriege«, sagte Mappo. »Die Kämpfe des Lebens, in denen jeder versucht, den anderen beiseitezuschieben und sich durchzusetzen.«
    »Heute Morgen bist du aber eine grimmige Gesellschaft, Mappo.«
    »Ja, das bin ich. Es tut mir leid, Icarium.«
    »Sollen wir einige Zeit hierbleiben?«
    Mappo musterte seinen Freund. Ohne seine Oberbekleidung sah er wilder, barbarischer aus als gewöhnlich. Das Färbemittel, mit dem er seine echte Hautfarbe getarnt hatte, war größtenteils ausgeblichen. »Wie du willst. Schließlich ist es deine Reise.«
    »Das Wissen kehrt zurück«, sagte Icarium, den Blick noch immer auf das Meer gerichtet. »Ein Geschenk der Raraku. Hier, an diesem Ufer, sind wir Zeugen geworden, wie das Wasser zurückgekehrt ist. Weiter westlich gibt es einen Fluss und viele Städte –«
    Mappo kniff die Augen zusammen. »Jetzt gibt es nur noch eine, die der Rede wert wäre«, sagte er.
    »Nur eine?«
    »Die anderen sind vor tausenden von Jahren untergegangen, Icarium.«
    »N’karaphal? Trebur? Inath’an Merusin? Alle dahin?«
    »Inath’an Merusin heißt jetzt Mersindie letzte der großen Städte entlang des Flusses.«
    »Aber da waren so viele, Mappo. Ich kann mich an alle ihre Namen erinnern. Vinith, Hedori Kwil, Tramara …«
    »Die alle die umliegenden Felder stark bewässert und das Wasser des Flusses hinaus in die Ebene geleitet haben. Die alle die Wälder um sie herum abgeholzt haben, um ihre Schiffe zu bauen. Diese Städte sind jetzt tot, mein Freund. Und der Fluss, dessen Wasser einst klar und süß war, ist jetzt schwer verschlammt und führt viel weniger Wasser. Die Ebene hat ihren fruchtbaren Mutterboden verloren und ist östlich des Mersin zur Lato-Odhan, und westlich davon zur Ugarat-Odhan geworden.«
    Icarium hob langsam die Arme, legte sich die Hände an die Schläfen und schloss die Augen. »So lange, Mappo?«, fragte er flüsternd.
    »Vielleicht hat tatsächlich das Meer diese Erinnerungen hervorgerufen. Denn hier war auch in jenen Zeiten ein Meer, größtenteils Süßwasser, obwohl von der Longshanbucht her immer ein bisschen Salzwasser durch den Steilabbruch gesickert ist – die riesige Kalksteinbarriere ist damals innerlich zerbröckelt, was wohl auch jetzt wieder geschehen wird, vorausgesetzt, dieses Meer erstreckt sich so weit nach Norden wie einst.«
    »Das Erste Imperium?«
    »War schon damals drauf und dran unterzugehen. Und es hat sich nicht wieder erholt.« Mappo zögerte, denn er konnte sehen, wie sehr seine Worte seinen Freund getroffen hatten. »Aber die Menschen sind in dieses Land zurückgekehrt, Icarium. Sieben Städte – ja, der Name rührt von alten Erinnerungen her. Neue Städte sind aus dem alten Geröll emporgewachsen. Wir sind im Augenblick nur hundertzwanzig Meilen von einer davon entfernt. Lato Revae.

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