SdG 11 - Die Kochenjäger
wird.«
»Wie heißt du?«
Er schüttelte den Kopf. »In Namen liegt Macht – nein, es ist nicht so, dass ich dir nicht traue – es sind die Tiste Edur. Und Federhexe – wenn sie meinen Namen herausfindet – «
»Kann sie dich zwingen. Ich verstehe. Nun, für mich bist du dann einfach der Taxilier.«
»Das wird reichen.«
»Ich bin Samar Dev, und der Krieger, mit dem ich gekommen bin, ist Toblakai … Sha’iks Toblakai. Er nennt sich Karsa Orlong.«
»Du riskierst viel, indem du eure Namen enthüllst – «
»Das Risiko liegt bei Federhexe. In den alten Künsten bin ich besser bewandert als sie. Und was Karsa angeht, nun, sie soll es ruhig versuchen.« Sie blickte ihn an. »Du hast gesagt, wir segeln nach Westen?«
Er nickte. »Hanradi Khalag befehligt nicht ganz die Hälfte der Flotte – der Rest ist irgendwo östlich von hier. Beide Flottenteile sind mehrere Monate lang an dieser Küste auf und ab gesegelt, fast ein halbes Jahr, genauer gesagt. Wie Fischerflotten, aber der Fang, den sie suchen, geht auf zwei Beinen und schwingt ein Schwert. Sie haben wahrscheinlich mit allem Möglichen gerechnet, aber bestimmt nicht damit, auf versprengte Überbleibsel ihrer Verwandten zu stoßen, und der Zustand, in dem diese armen Kreaturen waren, hat die Edur schlicht und einfach wütend gemacht. Ich habe keine Ahnung, wo die beiden Flotten sich treffen wollen – irgendwo westlich von Sepik, nehme ich an. Sobald das geschieht«, er zuckte die Schultern, »nehmen wir Kurs auf ihr Imperium.«
»Und wo ist das?«
Noch ein Schulterzucken. »Weit weg. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Weit weg, in der Tat. Ich habe noch nie von einem Imperium der Menschen gehört, dass von Tiste Edur regiert wird. Und doch, die Sprache der Letherii … Wie du bemerkt hast, ist sie irgendwie mit vielen von den Sprachen hier im Reich der Sieben Städte verwandt – mit denen, die nichts weiter als Zweige des gleichen Baums sind, und dieser Baum ist das Erste Imperium.«
»Oh, das erklärt dann auch, warum ich die Letherii inzwischen zu einem großen Teil verstehen kann. Sie benutzen einen anderen Dialekt, wenn sie mit den Edur sprechen – eine Mischung aus den beiden. Eine Handelssprache, und selbst da fange ich an, etwas zu verstehen.«
»Ich schlage vor, dass du dieses Wissen für dich behältst, Taxilier.«
»Das werde ich. Samar Dev, ist dein Begleiter tatsächlich der gleiche Toblakai wie der genauso genannte Leibwächter von Sha’ik? Es heißt, er hätte in der Nacht, bevor sie erschlagen wurde, zwei Dämonen getötet, einen davon mit bloßen Händen.«
»Bis vor kurzem«, sagte Samar Dev, »hat er die verwesten Köpfe dieser Dämonen mit sich herumgetragen. Er hat sie Bootfinder geschenkt – dem Schamanen der Anibar, der uns begleitet hat. Das weiße Fell, das Karsa trägt, stammt von einem Wechselgänger. Gleich außerhalb von Ugarat hat er einen dritten Dämon getötet, und einen weiteren hat er im Wald der Anibar verjagt. Er hat eigenhändig einen Bhederin-Bullen getötet – das habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
Der Taxilier schüttelte den Kopf. »Dieser Imperator der Edur … er ist auch ein Dämon. Diese grauhäutigen Dreckskerle behaupten, alle Greueltaten, die sie verüben, seien ihnen von ihm befohlen worden. Genau wie diese Suche nach Kriegern. Ein Imperator, der Fremde dazu einlädt, ihn zu töten – wie kann das sein?«
»Ich weiß es nicht«, gab sie zu. Und etwas nicht zu wissen ist das, was mir am meisten Angst macht. »Wie du schon sagst, es ergibt keinen Sinn.«
»Eines dürfte klar sein«, sagte der Mann. »Ihr Imperator ist niemals besiegt worden. Denn sonst wäre seine Herrschaft längst beendet. Vielleicht ist dieser Tyrann tatsächlich der größte aller Krieger. Vielleicht gibt es niemanden, niemanden auf der ganzen Welt, der ihn bezwingen kann. Noch nicht einmal Toblakai.«
Sie dachte darüber nach, während die gewaltige Flotte der Edur, die rings um sie herum durch die Wogen glitt, sich Richtung Norden bewegte. An Backbord zeichnete sich am Horizont vage eine gezackte Linie ab – die ungezähmte Wildnis der Halbinsel Olphara. Wir segeln nach Norden, und dann nach Westen, in die Sepik-See.
Samar Dev runzelte nachdenklich die Stirn. Oh, das haben sie schon früher gemacht. Sepik, das Inselkönigreich, der Vasall des malazanischen Imperiums. Ein eigentümliches, isoliertes Volk mit seiner Zweiklassengesellschaft. Der einheimische Stamm wurde unterworfen und versklavt. Rulhun’tal
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