SdG 11 - Die Kochenjäger
ven’or – die Schlammhäute … »Taxilier, diese Edur-Sklaven unter Deck – wo haben sie sie gefunden?«
»Ich weiß es nicht.« Das grün und blau geschlagene Gesicht verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Sie haben sie befreit. Was für eine süße Lüge in diesem Wort liegt, Samar Dev. Nein, ich will nicht mehr daran denken.«
Ich glaube, du lügst mich gerade an, Taxilier.
Aus dem Krähennest ertönte ein Schrei, der von den Seeleuten in der Takelage aufgenommen und weitergegeben wurde. Samar Dev sah, wie Köpfe sich drehten, sah Tiste Edur auftauchen und sich zum Heck begeben.
»In unserem Kielwasser sind Schiffe gesichtet worden«, sagte der Taxilier.
»Der Rest der Flotte?«
»Nein.« Er hob den Kopf und lauschte erneut, als der Ausguck weitere Einzelheiten herunterrief. »Fremde. Viele Schiffe. Größtenteils Transportschiffe – zwei Drittel Transportschiffe, ein Drittel Dromonen als Eskorte.« Er gab ein Brummen von sich. »Das ist das dritte Mal, dass wir sie sichten, seit ich an Bord gekommen bin. Wir haben sie gesichtet und sind ihnen dann ausgewichen. Jedes Mal.«
»Hast du ihnen gesagt, wer die Fremden sind, Taxilier?«
Er schüttelte den Kopf.
Die malazanische Imperiale Flotte. Admiral Nok. Es kann niemand anders sein. Sie sah nun eine gewisse Anspannung bei den Tiste Edur. »Was ist los? Warum sind sie so aufgeregt?«
»Die armen Malazaner«, sagte der Mann und grinste wild. »Es geht um die Positionen, an denen sich die Flotten im Augenblick befinden, verstehst du?«
»Wie meinst du das?«
»Wenn sie in unserem Kielwasser bleiben, wenn sie weiter in Richtung Norden segeln, um diese Halbinsel zu umfahren, sind sie zum Untergang verurteilt.«
»Warum?«
»Weil jetzt der Rest der Edur-Flotte – Tomad Sengars Kriegsschiffe – hinter den Malazanern ist, Samar Dev.«
Schlagartig schien der kalte Wind Samar Devs Kleidung vollkommen zu durchdringen. »Sie wollen sie angreifen?«
»Sie wollen sie vernichten«, sagte der Taxilier. »Ich habe die Zauberei der Edur gesehen, und ich sage dir eines – das malazanische Imperium steht kurz davor, die gesamte Imperiale Flotte zu verlieren. Und mit ihr alle, die an Bord der Schiffe sind – bis auf den letzten Mann und die letzte Frau.« Er beugte sich vor, als ob er ausspucken wollte, doch dann wurde ihm klar, dass der Wind ihm ins Gesicht blies, und er grinste nur noch breiter. »Mit Ausnahme von vielleicht einem oder zwei … Meisterkämpfern.«
Das war mal etwas Neues, dachte Banaschar, als er durch den strömenden Regen zu Schafts Schenke eilte. Er wurde verfolgt. Früher einmal hätte eine solche Entdeckung in ihm eine gehörige Portion Wut entfacht, und er hätte mit dem Narren kurzen Prozess gemocht, und dann, nachdem er die notwendigen Einzelheiten aus ihm herausgeholt hatte, noch kürzeren Prozess mit dem Auftraggeber des Narren. Aber jetzt war das beste, was er zustande brachte, ein leises, säuerliches Lachen. »Ja, Herr (oder Herrin), er steht am Nachmittag auf, ganz bestimmt, und nachdem er einen Sechstel Glockenschlag damit verbracht hat, zu husten und sich zu kratzen und Nissen zu knacken, geht er nach draußen, auf die Straße, und begibt sich zu einem von etwa sechs verrufenen Etablissements, Herrin (oder Herr), und sobald er es sich mit den Stammgästen gemütlich gemacht hat, streitet er über die Natur der Religion – oder geht es um die Steuern oder die Erhöhung des Hafen-Zehnten? Oder um den plötzlichen Rückgang der Coraval-Schwärme vor den Jakataka-Untiefen? Oder um die schlechte Arbeit des Schusters, der geschworen hatte, er könnte die Sohle seines linken Stiefels wieder annähen – was? Ja, das ist nur zu wahr, Herr (oder Herrin) – das sind alles irgendwelche schändlichen verschlüsselten Informationen, so sicher wie ich mit den besten Schleichern schleichen kann, und ich bin wirklich ganz kurz davor, die Verschlüsselung zu knacken …«
Sie waren in diesen Nächten das Einzige, was ihm ein bisschen Unterhaltung verschaffte, diese eingebildeten Gespräche. Bei den Göttern, also das ist wirklich erbärmlich. Andererseits hat mich Pathos schon immer erheitert. Und lange bevor es aufhören konnte, ihn zu erheitern, würde er betrunken sein, während die Zeit verstrich und die Sonne und die Sterne einmal mehr an jenem bedeutungslosen Himmel über seinem Kopf vorüberzogen. Vorausgesetzt, dass es ihn noch gab – denn wer konnte das schon sagen angesichts der dichten grauen Wolkendecke, die nun schon
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