SdG 11 - Die Kochenjäger
falsch! Mit alledem! Das Wissen, über das ich verfüge, und das Wissen, das Tayschrenn besitzen muss – dadurch, dass er auf Gothos’Narretei zurückgreifen kann … Wir müssen miteinander sprechen, wir müssen einen Sinn in dem finden, was geschehen ist, und herausfinden, was es bedeutet. Dies geht über das Imperium hinaus. Und außerdem – dieser Krieg unter den Göttern … Sagt mir, was glaubt Ihr: Wessen Blut wird vergossen werden? Das, was im Kult von D’rek geschehen ist, das ist nur der Anfang!«
»Die Götter werden uns verraten?«, fragte Perl und lehnte sich wieder zurück. »Uns … Sterbliche. Ob wir sie verehren oder nicht, das Blut, das die Erde tränkt, wird das Blut der Sterblichen sein.« Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: »Vielleicht wirst du Tayschrenn überzeugen können, wenn du Gelegenheit dazu erhältst, mit ihm zu sprechen. Aber was ist mit den anderen Priesterschaften? Glaubst du wirklich, du kannst sie überzeugen? Und was wirst du ihnen sagen? Willst du dich für eine Art Reformation einsetzen, Banaschar? Eine Revolution unter den Gläubigen? Sie werden dich auslachen.«
Banaschar sah weg. »Mich vielleicht. Aber … Tayschrenn?«
Der Mann, der ihm gegenübersaß, sagte längere Zeit nichts. Die Düsternis bekam etwas Körniges – die Dämmerung rückte heran und mit ihr eine dumpfe Kälte. Schließlich erhob sich Perl; seine Bewegungen waren geschmeidig und geräuschlos. »Dies ist eine Sache für die Imperatrix.«
»Für sie? Seid kein Narr!«
»Vorsichtig«, sagte die Klaue sanft, aber warnend.
Banaschar dachte voller Verzweiflung rasch nach. »Sie kommt nur dann ins Spiel, wenn sie Tayschrenn von seiner Position als Hohemagier entbindet, damit er frei handeln kann. Außerdem … wenn die Gerüchte wahr sind, dass die Graue Herrin im Reich der Sieben Städte umgeht, dann ist klar, dass der Krieg im Pantheon mit seinen Myriaden von Manipulationen in der Sphäre der Sterblichen bereits begonnen hat. Sie wäre klug, wenn sie auf diese Gefahr achtgeben würde.«
»Banaschar«, sagte Perl, »die Gerüchte kommen der Wirklichkeit noch nicht einmal annähernd nahe. Hunderttausende sind gestorben. Vielleicht Millionen.«
Millionen?
»Ich werde mit der Imperatrix sprechen«, sagte Perl noch einmal.
»Wann werdet Ihr aufbrechen?«, fragte Banaschar. Und was ist mit denen, die Tayschrenn abschirmen? Was mit denen, die darüber nachdenken, mich zu töten?
»Das wird nicht nötig sein«, sagte die Klaue, bereits unterwegs zur Tür. »Sie kommt hierher.«
»Hierher? Wann?«
»Bald.«
Und warum? Aber diese Frage sprach er nicht aus, denn die Klaue war fort.
Iskaral Pustl saß auf seinem Maultier und versuchte, es auf dem Mitteldeck im Kreis herumgehen zu lassen. Er behauptete, das Tier würde die Bewegung brauchen. Doch so, wie es aussah, mühte er sich viel mehr als das merkwürdige Tier, das er etwa alle fünfzig Herzschläge dazu beschwatzen konnte, einen weiteren Schritt zu machen.
Mappo hockte blass und mit roten Augen an Deck, lehnte an der Wand der Kajüte. Jede Nacht weinte er in seinen Träumen, und wenn er aufwachte, hatte sich das, was ihn in seinen Träumen heimsuchte, durch die Barriere des Schlafs gedrängt, und dann lag er unter seinen Fellen und erschauerte, als ob er Fieber hätte. Und es war tatsächlich eine Krankheit, geboren aus Angst, Schuldgefühl und Scham. Zu viele Fehlschläge, zu viele falsche Beurteilungen; solange war er blind dahingestolpert.
Aus Freundschaft hatte er seinen einzigen Freund verraten.
Ich werde alles wiedergutmachen. Das schwöre ich vor allen Geistern der Trell.
Die Frau namens Bosheit stand am Bug, kaum zu sehen in dem körnigen, schlammbraunen Dunstschleier, der sie einhüllte. Keiner der Bhok’arala, die in der Takelage herumturnten oder auf den Decks hin und her hasteten, begab sich auch nur in ihre Nähe.
Sie unterhielt sich. Das hatte Iskaral Pustl zumindest behauptet. Mit einem Geist, der nicht hierhin gehört. Nicht hierher, auf das Meer, und der wabernde Schleier – wie Staubschwaden, die durch gelbes Gras wogten – wirkte selbst in Mappos stumpfen Augen reichlich fehl am Platz.
Ein Eindringling, aber einer mit Macht, und diese Macht schien zuzunehmen.
»Mael«, hatte Iskaral Pustl mit einem manischen Lachen gesagt, »er sträubt sich und holt sich eine blutige Nase. Spürst du seine Wut, Trell? Sein empörtes Spucken und Fauchen? Ha. Haha. Aber sie hat keine Angst vor ihm, o nein, sie hat vor niemandem
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