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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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irgendjemand übrig? Überhaupt jemand?«
    Banaschar sagte nichts.
    »Ausgenommen natürlich die wenigen«, fügte der Fremde hinzu, »die in der Vergangenheit und aus welchen Gründen auch immer dem Kult den Rücken gekehrt haben. Der Anbetung.«
    »Ihr wisst zu viel über diese Dinge«, sagte Banaschar. Er hätte niemals in diesem Zimmer bleiben dürfen. Er hätte sich jede Nacht einen neuen Unterschlupf suchen müssen. Er hatte nicht gedacht, dass jemand, irgendjemand übrig sein könnte, der sich noch an ihn erinnerte. Schließlich waren diejenigen, bei denen das vielleicht der Fall gewesen wäre, inzwischen alle tot. Und ich weiß, warum. Bei den Göttern hienieden – wie sehr ich mir wünsche, ich wüsste es nicht.
    »Tayschrenn«, sagte der Mann einen Augenblick später, »wird abgeschirmt. Gründlich und höchst wirksam. Von meiner beruflichen Warte aus betrachtet, kann ich dem nur meine beachtliche Bewunderung zollen. Leider führt derselbe Blickwinkel auch dazu, dass ich ziemlich beunruhigt bin.«
    »Ihr seid eine Klaue.«
    »Sehr gut – es scheint ja tatsächlich doch noch ein paar kluge Gedanken in deinem von Trunkenheit benebelten Gehirn zu geben, Banaschar. Ja. Ich heiße Perl.«
    »Wie habt Ihr mich gefunden?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja. Für mich spielt es eine Rolle, Perl.«
    Ein weiterer Seufzer und ein Wedeln mit einer Hand. »Oh, ich habe mich gelangweilt. Ich bin jemandem gefolgt, der dich, wie sich herausgestellt hat, im Auge behalten hat – mit wem du gesprochen hast, wo du hingegangen bist, du weißt schon, die üblichen Dinge, die man eben wissen muss.«
    »Wissen muss? Wofür?«
    »Nun, bevor man jemanden umbringt, wenn der Herr dieses Mörders es für ratsam hält.«
    Banaschar erschauerte plötzlich; der Schweiß unter seinen Kleidern fühlte sich kalt und klebrig an. »Es geht um nichts Politisches«, flüsterte er, »um nichts, was irgendetwas mit dem Imperium zu tun hätte. Es gibt keinen Grund – «
    »Oh, aber du hast es zu so etwas gemacht, Banaschar. Schon vergessen? Tayschrenn wird abgeschirmt. Du versuchst, diese Abschirmung zu durchbrechen, den Imperialen Hohemagier aufzurütteln – «
    »Warum lässt er es zu?«, wollte Banaschar wissen. »Er ist kein Narr!«
    Ein leises Lachen. »O nein, Tayschrenn ist kein Narr. Und das mag sehr wohl bereits die Antwort auf deine Frage sein.«
    Banaschar blinzelte in die Düsternis. »Ich muss ihn sprechen, Perl.«
    »Du hast mich noch nicht überzeugt.«
    Eine lange Stille folgte, in deren Verlauf Banaschar die Augen schloss, dann seine Hände darauf legte, als würde er dadurch irgendeine Art von Absolution erlangen. Aber das konnten nur Worte tun. Worte, die er jetzt sprechen musste, zu diesem Mann. Oh, wie gern er glauben wollte, dass es … ausreichen würde. Eine Klaue, die mein Verbündeter sein will. Warum? Weil die Klaue … Rivalen hat. Eine neue Organisation, die es für ratsam erachtet, undurchdringliche Mauern um den Imperialen Hohemagier aufzubauen. Was sagt das über diese neue Organisation aus? Sie betrachten Tayschrenn als Feind, oder sie wollen ihn so ausschließen, dass seine Untätigkeit wünschenswert wird, sogar für ihn selbst. Sie wissen, dass er Bescheid weiß, und warten, um zu sehen, ob er zu guter Letzt Einwände erhebt. Aber bisher hat er das noch nicht getan, was sie zu der Überzeugung geführt hat, dass er es überhaupt nicht tun wird – was auch immer geschehen wird. Hol mich der Abgrund, aber womit haben wir es hier zu tun?
    Banaschar sprach, ohne die Hände wegzunehmen.
    »Ich möchte Euch etwas fragen, Perl.«
    »Nur zu.«
    »Stellt Euch die größte aller Verschwörungen vor«, sagte er. »Stellt Euch vor, die Zeit würde in Jahrtausenden gemessen. Stellt Euch die alternden Gesichter von Göttern und Göttinnen, von Überzeugungen und Zivilisationen vor …«
    »Mach weiter. Was wolltest du mich fragen?«
    Er zögerte immer noch. Dann senkte er langsam die Hände und blickte zu dem grauen, geisterhaften Gesicht hinüber, das ihm auf der anderen Seite des Raums zugewandt war. »Welches Verbrechen ist größer, Perl – wenn ein Gott seine Anhänger verrät, oder wenn seine Anhänger ihren Gott verraten? Anhänger, die sich dann entschließen, im Namen eben jenes Gottes grässliche Dinge zu tun? Nun, welches Verbrechen ist größer, Perl? Sagt es mir – bitte.«
    Die Klaue schwieg etwa ein Dutzend Herzschläge lang, zuckte dann die Schultern. »Du fragst einen Mann, der keinen Glauben hat,

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