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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hielt die Waffe waagrecht vor ihre Brust, und die Worte, die sie sprach, klangen förmlich und unnachgiebig: »Ich bin Krughava, das Todbringende Schwert der Grauen Helme der Verender, den Wölfen des Winters verschworen. In feierlicher Hinnahme all dessen, was schon bald geschehen wird, verpflichte ich meine Armee Euren Diensten, Mandata Tavore Paran. Unsere vollständige Streitmacht: einunddreißig Kriegsthrone, dreizehntausendneunundsiebzig Brüder und Schwestern des Ordens. Das Ende der Welt wartet auf uns, Mandata Tavore. Im Namen von Togg und Fanderay werden wir kämpfen bis zum Tod.«
    Niemand sagte ein Wort.
    Das Todbringende Schwert ließ sich auf ein Knie nieder und legte das Schwert Tavore zu Füßen.
     
    Kalam stand neben dem Schnellen Ben auf dem Vorderkastell und beobachtete die Zeremonie auf dem Mitteldeck. Der Magier murmelte die ganze Zeit leise vor sich hin, und schließlich verärgerte das Gemurmel den Assassinen so sehr, dass er den Blick von der Szenerie abwandte, obwohl die Mandata mit einer Feierlichkeit, die der des Todbringenden Schwerts gleichkam, das Schwert aufhob und es Krughava zurückgab.
    »Wirst du wohl still sein, Ben!«, zischte Kalam. »Was ist los mit dir?«
    Der Magier starrte ihn an, und in seinen Augen war ein halbwilder Ausdruck. »Ich erkenne diese … diese Verender. Die Titel, die verdammte Förmlichkeit und die gehobene Ausdrucksweise – ich erkenne diese Leute!«
    »Und?«
    »Und … nichts. Aber eines kann ich dir sagen, Kal: Wenn wir jemals belagert werden sollten, dann wehe den Angreifern.«
    Der Assassine schnaubte. »Graue Helme – «
    »Graue Helme, Graue Schwerter … Bei den Göttern hienieden, Kalam – ich muss mit Tavore sprechen.«
    »Endlich!«
    »Ich muss wirklich mit ihr sprechen.«
    »Geh runter und stell dich vor, Hohemagier.«
    »Du musst verrückt sein …«
    Der Satz, der irgendwie verklang, veranlasste Kalam, den Blick wieder auf die Menge auf dem Mitteldeck zu richten, und er sah, dass Destriant Run’Thurvian zu ihnen hochschaute – und sein Blick sich mit dem des Schnellen Ben kreuzte. Dann lächelte der Mann in der dunkelgrauen Robe und verbeugte sich tief.
    Köpfe drehten sich.
    »Scheiße«, sagte der Schnelle Ben neben ihm.
    Kalam machte ein finsteres Gesicht. »Hohemagier Ben Adaephon Delat«, murmelte er leise vor sich hin, »der Herr der gehobenen Ausdrucksweise.«

Kapitel Zehn
     
    Ein Buch der Prophezeiungen öffnet die Tür. Man braucht ein zweites Buch, um sie wieder zu schließen.
     
    Tanno-Geistergänger Kimloc
     
    D
    ie Dienerin legte mit einer silbernen Zange eine weitere Scheibe gemahlenes Rostlaub auf die Wasserpfeife. Felisin die Jüngere zog am Mundstück, winkte die Dienerin weg und schaute amüsiert zu, wie die alte Frau – den Kopf so tief geneigt, dass ihre Stirn fast den Fußboden streifte – sich auf Händen und Knien rückwärts bewegte. Weitere Regeln von Kulat hinsichtlich dessen, was schicklich war, wenn man sich in Gesellschaft der Wiedergeborenen Sha’ik befand. Sie war es müde, darüber zu streiten – wenn die Narren sie unbedingt verehren mussten, sollten sie es tun. Immerhin wurden zum ersten Mal in ihrem Leben alle ihre Bedürfnisse erfüllt, kümmerten sich alle mit grimmigem Eifer nur um sie, und zu ihrer eigenen Überraschung wuchsen diese Bedürfnisse mit jedem Tag, der verstrich.
    Als wäre ihre Seele ein gewaltiger Kessel, der gefüllt werden wollte, doch in Wirklichkeit bodenlos war. Sie fütterten sie unaufhörlich, und sie wurde schwer, unförmig, bekam Falten aus weichem Fett – unter ihren Brüsten und auf ihren Hüften und am Hintern, an der Unterseite ihrer Arme, am Bauch und an den Oberschenkeln. Zweifellos auch im Gesicht, allerdings hatte sie jegliche Spiegel aus ihrem Thronsaal und ihren privaten Gemächern verbannt.
    Essen war nicht ihre einzige Ausschweifung. Da war noch der Wein und das Rostlaub, und nun war da auch noch das Liebemachen. Unter den Dienern, die sich um sie kümmerten, waren ein Dutzend, deren Aufgabe es war, ihr Sinnesfreuden zu bereiten. Anfangs war Felisin schockiert, ja, aufgebracht gewesen, aber die Beharrlichkeit hatte sich durchgesetzt. Weitere verdrehte Regeln von Kulat – das verstand sie jetzt. Seine Begierden drehten sich ausschließlich ums Zusehen, und viele Male hatte sie das feuchte Klicken der Steine in seinem Mund hinter einem Vorhang oder einem Stück bemalter Wandtäfelung hervor vernommen, wenn er sie voller Geilheit bespitzelt hatte.
    Sie

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