SdG 11 - Die Kochenjäger
Richtung zum weit entfernten Aren einschlagen. Auf der Straße, die sie aus dem Reich der Sieben Städte hinausführen würde.
Um nie wieder zurückzukehren.
Saur Bathrada und Kholb Harat waren von der Hafenstadt Sepik aus zu einem Hochlanddorf marschiert, das sich zwölf Meilen entfernt im Landesinnern befand. Die zwanzig Edur-Krieger und vierzig letheriischen Seesoldaten unter ihrem Befehl hatten die versklavten, degenerierten Mischlinge eingesammelt, die begriffsstutzigen Primitiven rituell von ihren symbolischen Ketten befreit und sie dann für den Marsch zurück zur Stadt und ihren Schiffen richtig in Ketten gelegt. Anschließend hatten Saur und Kholb die Menschen von Sepik in einen Schafspferch getrieben, in dem sodann ein Scheiterhaufen errichtet worden war. Nacheinander waren die Mütter gezwungen worden, ihre Säuglinge und Kinder in die lodernden Flammen zu werfen. Danach waren die Frauen vergewaltigt und schließlich enthauptet worden. Ihre Männer, Brüder und Väter hatten zusehen müssen. Als nur noch sie übrig waren, waren sie systematisch zerstückelt und ohne Arme und Beine liegengelassen worden, um inmitten der blökenden, blutbespritzten Schafe zu verbluten.
An jenem Tag war ein Schrei im Herzen von Ahlrada Ahn geboren worden, und bis heute war dieser schreckliche, entsetzliche Schrei nicht verstummt. Rhulads Schatten lag auf den Tiste Edur, ganz egal, wie weit der Thron und die wahnsinnige Kreatur, die auf ihm saß, entfernt waren. Und in diesem Schatten brodelte ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab.
Der Schrei fand seinen „Widerhall in den Erinnerungen an diesen Tag, den Schreien aus den Kehlen brennender Kinder, den sich windenden Gestalten in den prasselnden Flammen, dem Feuerschein, der sich auf den ungerührten Gesichtern der Edur-Krieger widergespiegelt hatte. Selbst die Letherii hatten sich, von Entsetzen überwältigt, schließlich abgewandt. Ahlrada Ahn wünschte sich, dass er das Gleiche hätte tun können, ohne das Gesicht zu verlieren. Stattdessen war er bei den anderen geblieben und hatte nichts von den Gefühlen verraten, die in ihm tobten. Die tobten und … alles zerbrachen. In mir sagte er zu sich selbst in jener Nacht, zurück in Sepik, wo die Geräusche von außerhalb des Zimmers, das er gefunden hatte, davon kündeten, dass das Blutbad immer noch andauerte, in mir gibt es nichts Aufrechtes mehr. In jener Nacht dachte er zum ersten Mal in seinem Leben daran, sich selbst zu töten.
Ein Zeichen von Schwäche. Die anderen hätten es nicht anders sehen können – sie konnten es sich nicht erlauben –, und daher wäre es kein Protest gewesen, sondern eine Kapitulation, und sie hätten sich in einer langen Reihe aufgestellt, um auf seinen Leichnam zu spucken. Und Krieger wie Saur Bathrada und Kholb Harat hätten ihre Messer gezogen und sich hingehockt und den gefühllosen Leichnam verunstaltet, und ihre Augen hätten vor Vergnügen geleuchtet. Denn diese beiden Edur hatten angefangen, Blut und Schmerzen zu lieben, und sie waren nicht die Einzigen.
Der König von Sepik war als Letzter gestorben. Er war gezwungen worden, die Auslöschung seines geschätzten Volkes mit anzusehen. Es hieß, dass er ein gütiger Herrscher gewesen war – oh, wie die Edur diese Aussage verachteten, als ob sie eine Beleidigung wäre, eine schwere, bösartige Beleidigung. Dieser unglückliche Mann, der zwischen zwei Kriegern zusammengebrochen war, die angestrengt versucht hatten, ihn aufrecht zu halten, und ihn an seinen grauen Haaren gepackt hatten, um seinen Kopf hochzuhalten, damit er sehen konnte. Oh, wie er geschrien und gewimmert hatte. Bis Tomad Sengar des Geschreis überdrüssig geworden war und angeordnet hatte, den König vom Turm zu werfen. Und als er hinuntergefallen war, war sein Gewimmer zu einem Geräusch geworden, in dem Erleichterung mitschwang. Er hat jene Pflastersteine, die ihm so rasch entgegenkamen, als Erlösung betrachtet. Und das ist unser Geschenk. Unser einziges Geschenk.
Ahlrada Ahn zog erneut seine von den Merude hergestellten Krummsäbel, betrachtete ihre tödlich scharfen Schneiden. Die Griffe fühlten sich gut an, fühlten sich richtig an, wie sie sich in seine großen Hände schmiegten. Er hörte Unruhe unter den Kriegern, die an Deck versammelt waren, und als er aufblickte, sah er, wie sich der Mann namens Taralack Veed durch die Menge schob, mit Atri-Preda Yan Tovis an seiner Seite – und in ihrem Kielwasser der Jhag, der als Icarium bekannt war.
Der
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