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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ein Deserteur zu sein.«
    Paran glitt von seinem Pferd. »Na schön. Und werdet ihr mir jetzt sagen, welche Armee das ist?«
    »Dir hat der Junge einen Stoß versetzt. Du bist jetzt ein Gefangener von Einarms Heerhaufen.«
     
    Es dauerte einige Zeit, bis es Paran allmählich dämmerte, worauf all die äußeren Anzeichen hinwiesen: dies hier war keine Belagerung. Kompanien hielten die Straßen besetzt, die nach G’danisban führten, und das Lager selbst bildete eine halbkreisförmige Einfassung der Nord- und der Westseite der Stadt, aber sämtliche Vorposten waren mindestens vierhundert Schritt von den unbemannten Wällen entfernt.
    Einer der Soldaten brachte Parans Pferd zu den behelfsmäßigen Ställen, während der andere ihn durch die Gassen zwischen nassen Zelten führte. Überall liefen Gestalten herum, in Umhängen mit hochgeschlagenen Kapuzen, aber niemand trug volle Kampfausrüstung.
    Sie betraten das Zelt eines Offiziers.
    »Hauptmann«, sagte der Soldat und schlug seine Kapuze zurück, »wir sind auf diesen Mann gestoßen, als er versucht hat, auf der Rarakustraße nach G’danisban zu reiten. Wie Ihr seht, trägt er einen malazanischen Regenumhang. Wir glauben, dass er ein Deserteur ist, vermutlich von der Vierzehnten, der Armee der Mandata.«
    Die Frau, die er angesprochen hatte, lag rücklings auf einem Feldbett, das an der Rückwand des Zelts stand. Sie hatte helle Haut, und ihr kleines Gesicht war von einer Woge roter Haare umgeben. Sie drehte den Kopf, um ihren Soldaten und Paran einen Moment lang schweigend anzusehen, und starrte dann wieder zum tropfenden Zeltdach hoch. »Schaff ihn ins Gefängnis – wir haben doch eins, oder? Oh, und hol die Einzelheiten aus ihm heraus – welches Regiment, welche Legion, dieses ganze Zeug eben. Damit es aufgeschrieben werden kann, bevor er hingerichtet wird. Und jetzt raus mit euch, alle beide. Ihr macht hier alles nass.«
    »Einen Augenblick, bitte, Hauptmann«, sagte Paran. »Ich möchte mit der Hohefaust sprechen.«
    »Das ist nicht möglich, und ich kann mich nicht erinnern, dir die Erlaubnis zu sprechen gegeben zu haben. Zieh ihm dafür die Fingernägel, Futhgar, ja? Zu gegebener Zeit, natürlich.«
    Vor ein paar Jahren hätte Paran … nichts getan. Hätte die Regeln befolgt, die geschriebenen wie die ungeschriebenen. Er hätte einfach nur einen günstigen Augenblick abgewartet. Aber er war völlig durchnässt und brauchte dringend ein heißes Bad. Er war müde. Und er hatte so etwas Ähnliches schon einmal durchgemacht, vor langer Zeit auf einem fernen Kontinent. Damals war es natürlich ein Sergeant gewesen – der ebenfalls rothaarig gewesen war, aber einen Schnurrbart gehabt hatte –, doch auch so war die Ähnlichkeit da, traf ihn wie der Stoß eines Messers, das von einem Assassinen geschwungen wurde.
    Der Soldat – Futhgar – stand links, einen halben Schritt hinter ihm. Paran ließ sich nichts anmerken, trat einfach nur nach rechts und rammte dem Soldaten den linken Ellenbogen ins Gesicht. Brach ihm die Nase. Der Mann fiel wie ein Sack Melonen zu Boden.
    Der Hauptmann setzte sich auf, schwang die Beine herum und war gerade rechtzeitig auf den Beinen, damit Paran einen Schritt nach vorn machen und hart zuschlagen konnte. Seine Fingerknöchel krachten gegen das Kinn. Die Frau verdrehte die Augen und fiel rücklings auf das Feldbett, dessen hölzerne Beine unter dem Aufprall abbrachen.
    Paran massierte sich die Hand und blickte sich um. Futhgar war bewusstlos, genau wie der Hauptmann. Das gleichmäßige Rauschen des Regens draußen hatte dafür gesorgt, dass außerhalb des Zelts ganz gewiss keine Geräusche von dem kurzen Kampf zu hören gewesen waren.
    Er ging zur Reisetruhe des Hauptmanns. Sie war unverschlossen. Er klappte den Deckel auf und machte sich daran, in den Kleidungsstücken herumzusuchen, die auf einer Rüstung lagen. Es dauerte nicht lange, und er hatte genug Dinge gefunden, mit denen man zwei Soldaten fesseln und knebeln konnte. Er zerrte Futhgar vom Eingang weg, nahm ihm sein Essmesser, sein Schlachtmesser und ein Kethramesser mit breiter Klinge ab, dann auch noch den Schwertgürtel. Er bereitete einen Stoffstreifen als Knebel vor, beugte sich dann über den Mann; er wollte feststellen, ob Futhgar durch seine gebrochene Nase genug Luft bekommen würde. Nicht einmal annähernd. Er ließ die Sache für den Augenblick auf sich beruhen und fesselte den Mann an den Handgelenken und den Knöcheln, benutzte dann einen Riemen von einem

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