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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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– «
    Der Pfeil traf ihn genau in die Schläfe, durchbohrte den Knochen, und der Aufprall riss den Jungen herum. Seine Beine rutschten seitlich den Felsblock hinunter, und dann fiel Steth schlaff zu Boden.
    Aystar begann zu schreien, und ihr durchdringender, schriller Schrei hallte durch den Spalt, als Onrack sie hinter sich schob und sagte: »Lauf. Ins Lager. Bleib dicht bei der Wand. Lauf.«
    Weitere Pfeile pfiffen durch den Spalt. Zwei davon bohrten sich in Onrack, wirbelten dabei kleine Staubwölkchen auf. Er zog sie heraus und warf sie zu Boden, packte sein Schwert mit beiden Händen und stapfte vorwärts.
     
    Minalas Gesicht wirkte alt, war von Tagen und Nächten voller Angst und Sorgen gezeichnet, von dem unaufhörlichen Druck des Wartens, von den Blicken, die sie auf die Reihen ihrer angenommenen Kinder richtete und doch nichts anderes als Soldaten sah, die gelernt hatten, zu töten, die gelernt hatten, ihre Kameraden sterben zu sehen.
    Und all das, um einen leeren Thron zu verteidigen.
    Trull Sengar konnte die ironische Absurdität dieses Verteidigungskampfes erfassen. Ein Geist hatte Anspruch auf den Ersten Thron erhoben, ein Ding aus Schatten, die in dieser Welt so verblasst waren, dass selbst der untote T’lan Imass neben ihm wie aufgedunsen aussah. Ein Geist, ein Gott, ein gazedünnes Gespinst aus Begierden, Besitzgier und schändlichen Absichten – dieses Etwas hatte Anspruch auf den Thron erhoben, der Macht über alle T’lan Imass gewährte, und es würde dafür sorgen, dass dieser Thron gehalten, dass er gegen alle Eindringlinge verteidigt wurde.
    Irgendwo dort draußen waren zerbrochene T’lan Imass, die sich den Ersten Thron widerrechtlich aneignen wollten, die seine Macht nehmen und sie dem Verkrüppelten Gott schenken wollten – jenem Wesen, das alle Tiste Edur in Ketten geschlagen hatte. Der Verkrüppelte Gott, der Rhulad ein Schwert gegeben hatte, das mit einem schrecklichen Fluch belegt war. Doch diese gefallene Kreatur gab sich nicht mit einer Armee aus Edur zufrieden. Sie gab sich auch mit einer Armee aus Letherii nicht zufrieden. Nein, sie wollte die T’lan Imass.
    Und wir werden ihn aufhalten, diesen Verkrüppelten Gott. Wir – unsere armselige kleine Armee hier.
    Onrack hatte davon gesprochen, dass Wut sie in die Schlacht führen würde – jene Schlacht, die unausweichlich kommen würde. Aber Trull wusste, dass Wut nicht ausreichen würde, genauso wenig wie das, was er selbst verspürte: Verzweiflung. Und auch nicht Minalas raues Entsetzen oder auch, wie er mittlerweile glaubte, die unerschütterliche Gleichgültigkeit von Monok Ochem und Ibra Gholan – das alles würde versagen. Was für ein bunter Haufen wir doch sind.
    Er riss den Blick von Minala los und richtete ihn auf Monok Ochem, der reglos vor dem gewölbten Eingang stand, der in den Thronraum führte. Der Knochenwerfer hatte sich seit mindestens drei Schlaf- und Wachzyklen nicht mehr gerührt. Das Fell mit den silbernen Haarspitzen, das um seine Schultern lag, schimmerte schwach im Lampenlicht. Und dann, während Trull ihn noch musterte, sah er, dass sich der Kopf ganz leicht zur Seite neigte.
    Nun -
    Der Schrei eines Kindes, der aus dem Durchbruch zu ihnen drang, ließ Trull Sengar aufspringen. Er schnappte sich seinen Speer, der an einer Felswand lehnte, und rannte dorthin, wo die Schreie aufgeklungen waren.
    Plötzlich tauchte Aystar auf, die Arme weit ausgestreckt, das Gesicht totenblass – »Steth ist tot! Sie haben ihn umgebracht! Er ist tot!«
    Und dann stand Minala vor dem Kind, schloss es in eine enge Umarmung und wirbelte herum. »Panek! Ruf die Soldaten zusammen!«
    Die zweite Verteidigungslinie, die sich auf halbem Weg zwischen Onracks Position und dem Lager befand, wurde von Ibra Gholan gehalten. Als Trull sich dem T’lan Imass näherte, drehte der untote Krieger sich um.
    »Onrack kämpft«, sagte Ibra Gholan. »Um ihr Vorrücken zu verlangsamen. Es sind viele Tiste Edur dabei. Und Menschen. Ein Schamane ist bei ihnen, ein Edur, der die Macht des Chaos einsetzt. Dieses Mal haben sie wirklich vor, sich den Ersten Thron zu holen, Trull Sengar.«
    Er konnte die Kampfgeräusche inzwischen hören. Onrack – allein gegen einen Haufen von seinen – Trulls – Verwandten. Und gegen einen verdammten Hexer. »Dann sorg dafür, dass Monok Ochem hierherkommt! Wenn der Hexer auf die Idee kommt, eine Woge der Zauberei zu entfesseln, sind wir erledigt.«
    »Du vielleicht – «
    »Du begreifst es anscheinend nicht,

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